Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
Vom Netzwerk:
Tagesanbruch, um sie in Sicherheit zu bringen.« Er stand auf und verneigte sich vor allen, eine Geste, die Thegan nicht gutgeheißen hätte. Und er konnte ihnen nicht die Folgen von Ungehorsamkeit androhen, sonst würden sie sich an den See halten und sich damit außerhalb seiner Reichweite begeben. »Ich wünsche euch eine gute Nacht.«
    Leof ging, ohne sich umzudrehen, hörte jedoch, dass sie schwiegen, bis er den Laden verlassen hatte. »Kommt«, sagte er zu Alston. »Essen wir.«
    Alston begleitete ihn stumm zum Gasthof. Als sie ihn erreicht hatten, wandte er sich Leof zu und sagte: »Mein Lord, ist der See so mächtig?«
    Leof hielt inne, um seine Worte abzuwägen. »Ich glaube, der See und die Götter arbeiten zu unserem Wohle zusammen. Und ich glaube, dass die Macht der Götter auch die ihre ist.«
    »Die ihre?«

    Leof grinste. »O ja, Sergeant. Der See ist mit Sicherheit weiblich. Und das sollte genügen, um uns klarzumachen, dass wir sie lieber nicht verärgern sollten!«

    Am nächsten Morgen erwartete sie der Stadtrat auf dem Platz. Hinter ihm lag der See gleißend hell in der morgendlichen Sonne. Leof schirmte seine Augen ab und sah sich auf dem Marktplatz um. Natürlich, hier waren keine Wanderer, die nur darauf warteten, abtransportiert zu werden. Auf dem Platz standen nur der Rat und, hinter ihm, die Einwohner von Baluchston, in Familien beieinander stehend und abwartend. Einen besorgten Eindruck machten sie nicht. Leof fiel auf, dass einige von ihnen jenes Grinsen aufgesetzt hatten, das bedeutete, dass sie eine gute Darbietung erwarteten. Leofs Stolz meldete sich. Sie schienen zu glauben, man könne sich über ihn hinwegsetzen und Thegan könne ungestraft verspottet werden.
    Sie würden lernen müssen.
    »Sprecherin von Baluchston«, sagte er förmlich und wählte seine Stimmlage dabei so, dass man ihn über den ganzen Platz hinweg hören konnte. »Ich bin hier, um die Wanderer aus diesem Ort in Sicherheit zu bringen.«
    »Freilich«, sagte Vi. »Wir sind hier und bereit.«
    Sie machte eine ausladende Handbewegung, um auf die Menschen hinter ihr zu deuten. Auf alle.
    Es gelang ihm, seinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu behalten. »Ich habe euch gestern darüber informiert, dass wir nur jene mit Wandererblut in die Festung einladen.«
    »Ja«, sagte Vi. »So ist es. Bei uns in Baluchston fließt in allen auf die eine oder andere Weise altes Blut in den Adern. Im Laufe der Jahre hat es viele Ehen mit dem Seevolk gegeben. Wenn Euer Lord alle mit dem alten Blut beschützen will, wird er uns alle annehmen müssen. Die ganze Stadt.«

    Leof unterdrückte ein Lächeln. Bei Swith, sie war eine schlaue Füchsin! Sie wusste, dass Thegan nicht in der Lage war, sie alle aufzunehmen. Aber auf gewisse Weise hatten sie sich seinem Lord widersetzt, und das konnte er nicht zulassen, sodass es nun Zeit war, auf den zweiten Teil von Thegans Anordnungen zurückzugreifen.
    Er hatte seine Anweisungen noch im Lager erteilt, sodass die Männer nun, als er seine Hand erhob und wieder fallen ließ, rasch lospreschten, zwei auf jedes Ratsmitglied, diese umritten und ohne Vorwarnung an sich rissen. Das war ein Trick, den Thegan in Schlachten benutzt hatte, um die Offiziere des Eiskönigs von ihren Leuten zu isolieren. Sobald ein Mann den Boden unter den Füßen verloren hatte, beugte sich der Reiter weiter hinab, um einen Arm unter seine Knie zu bekommen und ihn auf das Pferd zu heben. Bei einer Frau war es ein wenig schwieriger, bemerkte Leof, und bei Vi hatten seine Leute einige Probleme, da sie so stämmig war. Die Rothaarige setzte sich mit Zähnen und Klauen zur Wehr und kratzte ihre Widersacher, bis sie bluteten, doch die Männer bemerkten es kaum, legten sie mit dem Gesicht nach unten über das Pferd und versetzten ihr obendrein noch einen Schlag auf den Hintern.
    Leof saß mit unnachgiebiger Miene da, obwohl ein Teil in ihm frohlockte. In diesem Augenblick schlängelte sich Eel, seinem Namensvetter Aal alle Ehre machend, aus dem Weg und rannte zum See. Die Soldaten folgten ihm, doch die Städter standen ihnen im Weg; widerwillig traten sie zur Seite, und kleine Jungen rannten unter die Hufe der Pferde, womit sie die Tiere erschreckten und diese sich aufbäumten.
    Leof schlug seinem Pferd die Hacken in die Flanken und jagte Eel hinterher – er durfte ihn nicht entkommen lassen. Sein Tempo ließ sogar die Jungen aus dem Weg springen,
und er hatte Eel gerade eingeholt, als dieser an das Ende des Marktplatzes gelangt

Weitere Kostenlose Bücher