Die Hoehle der Traenen
Oberfläche trat. Baue dort ein Haus, und es fällt nach einem Jahr in sich zusammen.
Aber weiter unten auf der anderen Seite lag eine Felsnase aus Granit, die genug Fels ausgekalbt hatte, um damit bauen zu können, und wenn die Felsen aus dem Weg geräumt würden, gäbe es genug Platz für ein Haus. Auch diese Stelle deutete ich und spürte dabei, dass mir die Gesteinsschichten antworteten, so klar wie Quarz in der Sonne. Das Grundgestein war so massiv wie die Erde selbst. Das war die Stelle, an der sie ihr Haus bauen mussten.
Nun ja, ich war Maurer, und es gab Mauern zu bauen. Was sonst konnte ich für sie tun? Es war zum darin Wohnen, also benutzte ich Mörtel, um ihnen gerade Wände zu geben – und vielleicht dachte ich auch daran, ich könnte zurückkommen und diese Mauern in der Zukunft reparieren und sie dabei sehen. Ich arbeitete nachts, wenn Lord Leof uns aus der Festung gehen ließ.
Natürlich war ich müde, wurde immer müder, da ich mit
zwei Arbeiten gleichzeitig beschäftigt war. Aber das spielte keine Rolle. Die Mauern wuchsen, erst langsam und dann, als die Grundmauern erst einmal standen, schneller. Ich baute ihr ein gutes Haus. Stark. Nach Südosten hin ausgerichtet, mit zwei Fenstern, aber keines an der Nordseite, wo der Wind pfiff.
Es hatte zwei Zimmer. Ich erlaubte mir nicht, darüber nachzudenken, was in diesem zweiten Zimmer geschehen würde, zwischen ihm und ihr. Es spielte keine Rolle.
Ich baute ihr ein massives Haus, ein Haus, auf das sie vertrauen konnte, mit einem Kamin aus blauen und grauen Flusssteinen sowie einer weißen Stufe vor der Haustür und einem hohen Giebeldach, damit der Schnee herabrutschen konnte, denn es hieß, in Sendat schneie es heftig. In einem anderen Dorf tauschte ich ein wenig Silber gegen Schieferplatten und erzählte dem Mann, sie seien für die Arbeit für meinen Lord bestimmt. Die Bäume für die Dachsparren fällte ich auf ihrem eigenen Land. Ich verlegte sogar einen Fußboden aus großen Steinplatten, die schwer zu schneiden waren. In jener Woche schlief ich wenig. Alston wurde ein wenig böse auf mich und meinte, ich solle schneller machen oder ich bekäme eine Tracht Prügel. Ich nahm es ihm nicht wirklich übel. Er hatte Recht. Ich war nachlässig geworden.
Es machte mir nichts aus. Was mir jedoch etwas ausmachte, war, dass mir keine Möglichkeit einfiel, wie ich zugegen sein konnte, wenn sie es sah.
Erzählen konnte ich es ihr nicht. Alston hatte so viel in der Festung zu tun, dass er schon seit Wochen nicht mehr auf seinem Land gewesen war. Damit hatte ich gerechnet, aber nun, da das Haus fertig war, war dies nicht so gut.
Ich ging in der Morgendämmerung zum Altar, und natürlich war sie dort, aber …
Mit Menschen bin ich nicht gut. Ich verstehe nicht, wie sie denken und fühlen. Aber ich dachte, wenn ich es jemand anderem erzähle und der es Alston erzählt oder ihr …
Ich kam auf niemanden, dem ich es hätte erzählen können.
Also ging ich zu dem neuen Steinedeuter, Otter, unten im Dorf. Was ich wollte, erzählte ich ihm nicht. Das muss man auch nicht. Er warf die Steine, meinte dann jedoch, sie seien so durcheinander, dass er sich keinen Reim darauf machen könne. Ein leeres Haus, sagte er, und eine aussichtslose Liebe. Er wirkte neugierig, aber doch vertrauenswürdig. Also erzählte ich es ihm. Nicht alles. Bloß dass jemand auf Alstons Land ein Haus gebaut hatte und ich nicht wüsste, wie ich es ihm sagen könnte. Ich wollte nicht darin verwickelt werden, sagte ich, doch ich glaube, er merkte, dass ich bereits darin verwickelt war, und zwar bis zum Hals.
»Ich werde es gegenüber meinem Lord Leof andeuten«, sagte er leise. »Sobald ich das nächste Mal zur Festung gehe.«
Am nächsten Tag war er da. Als er ankam, arbeitete ich gerade am Tor, während Lord Leof die Arbeiten inspizierte. Ich sah, wie er mit dem Lord sprach, und er hielt sein Wort, weil er dabei nie in meine Richtung schaute. Hinterher besuchte er auch noch die Lady.
Danach passte ich auf wie ein Luchs, und tatsächlich stahlen sich Faina und Alston nach dem Abendessen aus der Festung und gingen gemeinsam den Hügel herunter, um auf einer Nebenstraße ihr Stück Land anzusteuern.
Ich folgte ihnen. Hörte, wie sie die Stelle fanden. Alston hatte eine Laterne mitgebracht, um ihren Weg zu erhellen, obwohl es keine pechschwarze Nacht war. Er zog sie ins Haus. Ich sah sie im Fenster stehen und fragen: »Aber wer? « Sie kamen zu dem Schluss, mein Lord Leof und Lady
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