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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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gewesen war, und doch wusste er, dass sich seine Mutter so anhören konnte, als habe sie so gesummt, als er noch zu klein gewesen war, um sich jetzt daran zu erinnern.
    »Aber ich werde dir ein Geschenk machen«, sagte die Stimme, »weil du an mich glaubst. Weil du dein Bestes getan hast, um mein Volk zu schützen.«
    Etwas stupste an seinen Zeh. Als er hinschaute, sah er einen kleinen Kreis auf dem Wasser treiben. Er hob ihn hoch. Er war aus gewebtem Schilf, ein einfacher Ring in der Größe eines Frauenarmbands.
    »Als Glücksbringer«, erklärte ihm der See mit warmer Stimme und lachte dabei. »Bloß ein Andenken, damit du an mich denkst. Behalte es bei dir.«
    Die Wasseroberfläche beruhigte sich wieder, die Kräuselungen an der Stelle, an der er den Ring aufgehoben hatte, verschwanden, glätteten sich, und er wusste, dass sie fort war.
    Er steckte den Ring in seine linke Tasche und merkte, dass er ein wenig errötet war, wie mit sechzehn, als Dorsis Tochter Gret ihn zum Springtreetanz auserwählt hatte, verlegen und glücklich. Zudem ein Anflug von Furcht.

Flax
    Es war wie immer, wenn Wanderer zusammenkamen: Die Scheune war an diesem Abend erfüllt von Musik, eine vielschichtige, beschwingte Musik von Trommel und Flöte und Oud, Glocken und rhythmischem Klatschen, Horn und Gong. Rowan, Swallow und Flax befanden sich natürlich mittendrin, und das fand Flax tröstlich.
    »Sing uns ein Lied, Junge«, forderte Reed, einer der Stadträte aus Baluchston, ihn auf. Daraufhin murmelte Flax zu Rowan: »Was soll ich singen?«
    Rowan lächelte ihn an und spielte die ersten Noten von Die fernen Hügel .
    Von den hohen Hügeln von Hawksted ruft meine Liebste mich,
    Ein Hauch liegt in ihrer Stimme, der Wind wird zu ihrem Atem.
    Von den hohen Hügeln von Hawksted, über der besiedelten Ebene,
    Singt meine Liebste so süß, singt das Lied des Todes.
    Flax hatte dieses Lied zum letzten Mal in der Tiefe gesungen, als er eine Gruppe von Dämonen um Aufnahme gebeten hatte. Dieses Publikum hier war wesentlich genügsamer.

    Als der letzte Ton verklungen war, waren mehr als nur ein paar Augen feucht. Selbst Oak wirkte weinerlich, womit Flax nicht gerechnet hatte.
    »Singen ist ja gut und schön, meine Lieben«, sagte Vi, »aber dieser Lord Thegan ist ein kaltherziger Kerl, und früher oder später wird er uns alle opfern.«
    »Ja, so ist es«, erklang Reeds düstere Stimme. »Er wird uns nicht lange durchfüttern.«
    »Wir sind keine Gefangenen«, wandte Oak ein.
    »Ich bin lieber hier als zuhause«, erklärte eine Frau. »Sie haben meine Basen und Vettern abgeschlachtet – und dabei sind wir schon seit drei Generationen sesshaft!«
    Unbehagen kreiste in der Scheune wie ein Schwarm Bienen.
    »Es geht schlimm zu da draußen«, pflichtete ihr Vi bei, »und für den Moment sind wir hier besser aufgehoben. Aber wir sollten nicht darauf vertrauen, dass er es aus Herzensgüte tut. Vielleicht sind wir keine Gefangenen, aber wir sind Geiseln, das ist so klar wie Kloßbrühe.«
    »Woher willst du das wissen? Du bist doch kein Wanderer.« Das war die Stimme eines Mannes, tief und Respekt einflößend. Flax schaute sich um, erkannte den alten Mann jedoch nicht. Hier waren Menschen aus allen Teilen der Central Domain versammelt.
    »In mir fließt das alte Blut wie bei allen in Baluchston«, erwiderte Vi. »Ich bin zwar nicht auf Wanderschaft gewesen, aber in Thegans Augen bin ich beschmutzt, und er kann mit mir tun, was er will.«
    Diese Bemerkung ließ sie alle verstummen.
    Flax zögerte, doch dann dachte er an Ash, wie dieser sich den Windgeistern gestellt hatte. Er selbst würde sich doch wohl ein paar fragenden Blicken stellen können? »Wir müssen bereit sein«, rief er dazwischen. »Früher oder später werden
sie sich gegen uns wenden, und darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir müssen Fluchtwege planen, Waffen verstecken und herausbekommen, wer zu wem steht und wo.«
    Einige in der Menge sahen einander an, um die Reaktion der anderen einzuschätzen. Vi nickte.
    »Ja«, sagte sie. »Aber tut es heimlich. Singt jetzt wieder, damit sie sich nicht wundern, dass wir still geworden sind.«
    Rowans Flöte ertönte, und Swallow fing zu singen an; es klang wunderschön, bescheiden und feinfühlig, in einer Sprache, die Flax nicht kannte. Aus den Wind Cities vielleicht? Nein, nicht von dort. Auch die Melodie klang seltsam, wies eine ungewöhnliche Bandbreite von Noten auf. Schockiert ging Flax auf, dass sie in der alten Sprache sang, jener

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