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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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er als seine verschneite Behausung erkannte. Er ging von hinten heran, legte sich in den Schnee und schaufelte sich mit Händen und Füßen bis zum Eingang durch. Er hob mit der linken Hand einen großen, festen Schneebrocken vom Eingangsloch weg, während er mit der Rechten das Messer stichbereit hielt. Er sah es durchaus nicht als wahrscheinlich an, daß ein Mensch oder ein Wolf in seiner Abwesenheit hier Unterschlupf gesucht hatte, aber möglich war alles, und daher mußte er auch auf alles gerüstet sein.
    Es rührte sich aber nichts, auch nicht, als das Eingangsloch offen war. Harka äugte vorsichtig ins Innere. Er mußte die Augen an die Dunkelheit in der Schneehütte gewöhnen, erkannte dann aber seine Feuerstelle und die Büffeldecke und schließlich noch ein Etwas, das nicht zu der Einrichtung seiner Hütte gehörte. Das Etwas hatte die Gestalt eines mit gekreuzten Beinen hockenden Indianers, der sehr schlank von Gestalt war.
    Harka zog den Kopf rasch zurück, steckte das Messer ein und griff nach dem Revolver. »Komm heraus!« sagte er dann in seiner Muttersprache.
    »Komm du doch herein!« war die Antwort in ebenso reinem Dakotadialekt.
    Dem jungen Indianer verschlug es fast die Sprache, denn er glaubte die Stimme dieses sehr schlanken Indianers erkannt zu haben.
    »Tschetan!«
    »Harka Steinhart Nachtauge Wolfstöter Büffelpfeil- versender Bärenjäger!«
    Nach diesem gegenseitigen Anruf trat beklommenes Schweigen ein. Harka wartete gespannt auf irgend etwas, was sich jetzt ereignen mußte. Tschetan war sein bester Freund bei der Bärenbande gewesen. Er war einige Jahre älter als Harka, und während Harka den Knabenbund der »Jungen Hunde« geführt hatte, führte Tschetan schon den »Bund der Roten Feder«, in dem sich die heranwachsenden Burschen zusammenfanden. Tschetan hatte sich in die Hütte eingeschlichen. Er mußte schon vorher beobachtet haben, daß Harka diese Hütte bewohnte, sonst hätte er ihn jetzt nicht gleich mit dem Namen ansprechen können. Harka hatte nicht nur die Stimme des anderen erkannt, er hatte auch den Umriß seiner Gestalt gesehen, und beide Wahrnehmungen zusammen hatten sich bei ihm zu der Erkenntnis »Tschetan« verbunden.
    Die Kälte und das Schweigen der Winternacht, die endlosen Schneewellen der Prärie ließen die beiden jungen Burschen in diesem Augenblick so empfinden, als ob sie allein auf der Welt und damit aus den Bindungen, die sie zu Feinden machen mußten, für eine Spanne Zeit entlassen seien.
    Harka kroch in die Schneehütte, rieb Funken, als ob dies selbstverständlich sei, und brachte Zweige, die er sich immer vorsorglich aufgeschichtet hatte, zum Brennen. Die Flammen beleuchteten die beiden jungen Indianer.
    Tschetan war in den beiden vergangenen Jahren ein Stück gewachsen, aber das kam Harka nicht voll zum Bewußtsein, weil er selbst auch größer geworden war. Tschetan erschien so hager wie eh und je und dunkelhäutig; das Gesicht war immer scharfkantig gewesen und noch scharfkantiger geworden.
    Harka holte einen Antilopenschlegel hervor, der zu Gefrierfleisch geworden war, und begann ihn am Rande des Feuers in dem zu Asche zerfallenen Holze zu rösten. Ein Duft stieg auf, der Hungrigen köstlich schien. An Zeit mangelte es in der langen Winternacht nicht. Harka röstete das Fleisch sachverständig rundum und teilte es dann mit Tschetan. Beide aßen, ohne ein Wort zu sagen. Beide dachten daran, daß sie einmal zusammen Antilopen gejagt hatten.
    Als sie aufgegessen und Hände und Messer gereinigt hatten, schob Harka noch etwas Holz ins Feuer. Nun wurde es Zeit, etwas zu sagen, und damit griff die Wirklichkeit von fernher wieder in die Schneehütte herein; es war, als ob der Unfrieden auch in der Stille der Nacht über verlassene Schneefelder, gefrorene Bäche hinweggeglitten und in die winzige, feuererleuchtete Zufluchtsstätte hineingeschlüpft sei.
    »Es ist uns ein Mann entlaufen«, sagte Tschetan. Er sprach sehr nüchtern, wie mit einem Fremden, mit dem er zu verhandeln gedachte. »Sein Name war Tom, und wir nannten ihn in unseren Zelten Tom ohne Hut und ohne Schuhe . Er war unser Gefangener gewesen und hatte dann Scheschoka geheiratet, um sie und ihren Sohn Schonka zu versorgen. Jetzt ist er weggelaufen. Er war auf dem Blockhaus.«
    »Mag sein.«
    »Es war so. Er ist dann weiter nach Osten geritten, trotz des Schnees. Wahrscheinlich hatte er Angst vor uns. Er hatte versprochen, er wolle ein Krieger der Bärenbande bleiben, aber die Weißen lügen

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