Die Höhle in den Schwarzen Bergen
draußen konnten die beiden feststellen, daß sich im Gastraum ruhige und gesetzte Männer befinden mußten, denn es drang kaum ein Laut heraus. Als die beiden eintraten, befanden sie sich in einem einfachen, sauber gehaltenen Raum, der nicht stärker von Pfeifengeruch durchzogen war, als es sich für diese Abendstunde gehörte. Es waren genügend Plätze frei, und Fred steuerte mit Thomas einen Ecktisch an. Ein flinker Kerl kam, um die Bestellung entgegenzunehmen. Old Abraham hatte es nicht nötig, selbst zu bedienen.
Als der erste Becher geleert und die Pfeifen im Gange waren, begann Thomas: »Junger Mann! Was hast du für Sorgen? Sei froh, daß du an einen so erfahrenen und ehrlichen Fallensteller wie mich geraten bist, der viel weiß und dich trotzdem nicht betrügt.«
Fred hatte die Augen halb geschlossen und schaute auf die Tischplatte und seinen geleerten Becher; ein spöttisches Lächeln blieb durch den starken Bart verborgen. »Bin froh, bin froh. Eine Frage …«
»Schieß los!«
»Erst die Becher noch mal füllen. He!« Der angerufene Kellner kam, füllte sofort nach und machte auf dem Tisch vier Kreidestriche.
Thomas hatte lange keinen Alkohol getrunken. Ihm wurde so angenehm zumute, als ob er in einer leise schaukelnden Wiege liege. Er blinzelte seinem Tischnachbar freundlich zu.
»Also, meine Frage«, begann der Jäger wieder, »der Topotaupa oder Mattotaupa, mit dem du hierhergeritten bist, will ein Schießeisen kaufen?«
»Hat dir Abraham das erzählt?«
»Ja.«
»Willst du vielleicht eins loswerden?«
»Vielleicht.«
»Möchte sein, daß wir uns einig werden. Du scheinst mir eine ehrliche Haut. Mit Topotaupa … oder wie hast du gesagt?«
»Mattotaupa.«
»Ja, so sagt der Junge, der Harry, auch immer. Aber ich zerbreche mir die Zunge an dem Namen. Sagen wir einfach Top. Also mit dem Top kannst du ruhig ein Geschäft machen. Das ist ein Gentleman. Ein Grandseigneur ist das.«
»Was?«
»Ein Grandseigneur. Gib dir keine Mühe! Wie heißt du?«
»Fred.«
»Also gib dir keine Mühe, Fred. Ich habe das Wort in Kanada droben gelernt, und ich habe Sinn für das Höhere. Aber du behältst das nie, so wenig wie der Theo. Trotzdem kannst du Top ruhig deine Büchse für seinen Jungen verkaufen. Das Ding, was du da hast, sieht gar nicht schlecht aus.«
»Das glaube ich. Wieso hat denn Top seinen Jungen hier? Ich dachte, er wollt’ ihn bei den Blackfeet aufziehen?«
»Ach, du kennst die beiden? Das ist großartig. Ja, sie leben jetzt bei den Schwarzfüßen. Den Jungen hat er nur mitgebracht, um ihm eine Flinte zu kaufen. Er hat noch etwas Geld, der Top, hat er sich wohl im Winter verdient, oder ein verrückter Maler hat ihm das mal geschenkt. Sobald wir die Flinte haben, reitet der Harry mit Kluge Schlange wieder zurück.«
»Der Top nicht?« Als der schwarzbärtige Kerl diese Frage stellte, kostete es ihn so viel Anstrengung, dabei ruhig zu bleiben, daß seine Stimme heiser klang. Er räusperte sich, als ob er erkältet sei. Thomas bemerkte von alledem nichts.
»Nein, der Top, der reitet nicht wieder mit zurück zu den Blackfeet, der reitet weiter. Er will dem Tatzenka an den Kragen.«
»Tatzenka? Du meinst doch nicht Tashunka-witko?«
»Mein’ ich, mein’ ich genau!«
»Da hat der Top viel vor.«
»Sag’ ich auch, sag’ ich immer. Aber der Top ist ein Hartschädel. Tatzenka hat ihn beleidigt, krächzt er, und er muß sich rächen.«
»Hm! Schade.«
»Was ist denn schade?«
»Muß heute nacht noch weg, und wenn ich wiederkomme, wird Top nicht mehr da sein.«
»Warum denn nicht? Kluge Schlange und Harry reiten zu den Blackfeet zurück, sobald wir die Flinte haben oder sobald wir wissen, daß wir hier keine kriegen. Aber Top hat die Absicht, sich hier neu einzukleiden, damit man ihn nicht so leicht erkennt, und dann geht er erst mal mit uns bis zur Farm von Adamson. Der Adamson darf natürlich gar nicht wissen, was er da für ’nen gefährlichen Kunden mit ins Dakotaland schmuggelt. Theo und ich, wir wollen dem Top aber den Gefallen tun, denn er hat uns arme Schlucker einfach großartig bewirtet.«
Fred lachte kurz auf. »Verkleidet ins Dakotagebiet schmuggeln! Gut ausgedacht! Du gefällst mir, Geiernase. Ich werde mit Old Abraham reden. Morgen habt ihr die Flinte! Es kann doch eine billige sein?«
»Mag sein. Von mir aus mag sie billig sein. Top nimmt ja doch dem Tatzenka die doppelläufige Büchse wieder ab, die der dem Harry geklaut hat …«
Fred schlug mit der Faust auf
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