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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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nächsten Morgen brach die Gruppe auf. Durch die beiden Packtiere war die kleine Schar gezwungen, verhältnismäßig langsam zu reiten. Die Indianer hatten ihren Mustangs Decken umgeschnallt und hatten selbst elenlederne Röcke angelegt. Harka führte die Packpferde. Er ließ sich nicht anmerken, daß ihn diese Obliegenheit langweilte. Viel lieber wäre er auf seinem Grauschimmel umhergeschweift, denn der Ritt führte durch Gegenden, die er noch nicht kannte.
    Es dauerte tatsächlich über fünf Tage, bis die Station für die Reiter in Sicht kam. Mattotaupa und Harka hatten den Charakter solcher Handelsplätze schon kennengelernt. Sie hatten dabei schlechte Erfahrungen gemacht und wollten sehr vorsichtig sein. Thomas und Theo waren gerade mit dieser Handelsstation, zu der man jetzt ritt, vertraut. Sie hatten dort einige Jahre die Fallen geliehen, mit denen sie arbeiteten und die sie nun endgültig zurückbringen wollten. Die Zwillinge ritten daher voraus und nahmen Harka die lästigen Packtiere ab, um sie selbst gleich zur Hand zu haben, wenn sie sich auf der Station meldeten. Mattotaupa, Kluge Schlange und Harka blieben zurück. Sie wählten sich einen guten Aussichtspunkt, stiegen dort ab und ließen sich zusammen nieder, um das Leben und Treiben auf der Station zunächst aus der Ferne zu beobachten.
    Die Handelsstation bestand aus drei einfachen Blockhäusern, die in weitem Ring von Palisaden umgeben waren. Sie lag an einem kleinen See, der eigene Quellen haben mußte. Das Wasser floß in einem seichten Wiesenbach südwärts. Das Tor im Palisadenring befand sich auf der Seeseite. Es war jetzt geöffnet, und die Indianer beobachteten, wie Menschen aus- und eingingen. In der Hauptsache waren es weiße Männer, Fallensteller, Jäger, die die guten Winterfelle der erlegten Pelztiere im Frühjahr ablieferten und sich Munition und andere für einen Präriejäger nützliche Dinge kaufen mochten. Beim See lagerten einige Indianer. Welchem Stamme sie angehörten, war noch nicht zu erkennen. Aber sicherlich hatten friedliche Absichten sie zu der Handelsstation geführt. Mattotaupa, Kluge Schlange und Harka folgten von ihrem Auslug aus mit den Blicken Thomas und Theo auf ihrem Weg zu den Palisaden. Eben gelangten die beiden zum Tor und wurden dort eingelassen. Auch innerhalb der Umzäunung konnten die drei Indianer sie noch beobachten; sie sahen, wie die bärtigen Zwillinge ihre Pferde anhängten und dann in das dem Tor zunächst gelegene Blockhaus eintraten. Dort blieben sie offenbar lange Zeit.
    *
    Die Ankunft der beiden Fallensteller und ihr Eintritt in das Blockhaus waren nicht nur von den drei Indianern aufmerksam verfolgt worden. Auch ein junger Jäger, der sich im Blockhaus befand, hatte die beiden mit seinen Späheraugen durch eine der Schießscharten im Palisadenring, dann durch eine Schießscharte in der Blockhauswand beobachtet. Kurz ehe Thomas und Theo in das Blockhaus eintraten, zog sich der Jäger in den zweiten, hinteren Raum des Blockhauses zurück, wo der Leiter der Station, ein ergrauter Grenzer und ehemaliger Fallensteller, eben eine Inventur seiner Vorräte an bunten Kattunhemden und gewebten Decken vornahm. Da die Schießscharten wenig Licht in den Raum einließen, hatte er sich eine Öllampe auf den Tisch gestellt.
    »Was gefällig?« fragte der Alte den eintretenden jungen Mann nicht eben freundlich. Er war im Abzählen eines Stoßes Hemden gestört worden und fing von neuem und diesmal laut zu zählen an: »Eins, zwei, drei, vier …«
    Der Jäger beantwortete die unfreundliche Frage überhaupt nicht. Er stopfte seine kurze Pfeife und brachte den Tabak zum Brennen. Dabei lauschte er auf die Geräusche von nebenan. Es war schwer, etwas zu verstehen, denn die Blockwand und die dicke Eichentür zwischen den beiden Räumen dämpften jeden Schall. Aber der junge Mann hatte gute Ohren und verstand genug, um sich ein Bild zu machen. Es fand in dem ersten Raum, der als Empfangs- und Verkaufsraum diente, eine laute, freudige Begrüßung statt.
    »Thomas! … Theo! … Adam! … der Adamson! … Wie kommst du denn hierher! … Euch schon lange erwartet! … Mann, das trifft sich ja! … Hatte schon das Gefühl!«
    Der junge Mann, der diese im Nebenraum gerufenen Begrüßungsworte auffing, ging von seinem Standplatz bei der Öllampe weg zur Tür, um noch besser horchen zu können. Der Stationsleiter hatte unterdessen drei Hemdenstapel abgezählt, schaute zu dem Jäger an der Tür hinüber und fragte: »Kennst du

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