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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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deine roten Hungerleider denn zahlen?«
    »Mußt du sie schon selber fragen. Gib mal deinem alten Freund und Fallensteller noch einen Drink!«
    »Mach dich nicht so kostbar, Thomas! Hier! Aber das ist der letzte, den du gratis bekommst. Und nun krame nicht weiter so geheimnisvoll in Andeutungen, sondern sag mir klipp und klar, was für rotes Gesindel du mir in die Nähe meiner Station gebracht hast!«
    »Du, schrei nicht so! Wenn meine roten Freunde deine frechen Beleidigungen hören, sitzt dir gleich ein kaltes Messer zwischen deinen angewärmten Rippen.«
    »Thomas, ich kenne die Indsmen besser als du. Habe mich schon mit allen Sorten gebalgt und dann mit allen Sorten Handel getrieben. Also, wen hast du mitgebracht, was wollen sie kaufen, und womit werden sie zahlen?«
    »Überschlag dich doch nicht mit deinen Fragen, Old Abraham, wie so ein junges Füllen, das noch alle seine Beine durcheinanderwirbelt. Erstmal, wer sind sie? Große Krieger der Blackfeet, und sie heißen Kluge Schlange, Topotaupa und Harry.«
    »Auch ’ne Zusammenstellung von Namen. Womit zahlen sie?«
    »Mußt du sie selber fragen. Erst erzähle mir mal, ob du hier brauchbare Schießeisen zu verkaufen hast.«
    »Schießeisen? Mann, daß ich keinen Purzelbaum schlage! Meine Flinten und Büchsen, die bezahlt kein Indsman. Die kannst nicht einmal du bezahlen, du schlauer Fallensteller.«
    »Reden wir später darüber. Wir haben keine Zeit. Können wir für eine Nacht bei dir unterkommen?«
    »Mein Haus ist groß, ihr seid meine Freunde! Ladet eure Fallen und eure Felle ab, morgen werden wir uns über eure Narreteien weiter unterhalten. Gehabt euch bis dahin wohl, ich muß meine Inventur fertigmachen.« Als Abraham sich so verabschiedete, zog sich der Lauscher nebenan leise von der Zwischentür zurück, und als der Alte wieder in den Nebenraum kam, stand der Jäger harmlos bei der Öllampe. Abraham schloß die Eichentür hinter sich.
    »Wirst ja alles gehört haben, Fred«, sagte er leise und ging zu seinen Regalen, auf denen die Ware gestapelt lag.
    »Ist wahr, habe alles gehört. Tolles Zeug!«
    »Kann man wohl sagen. Gutmütige Narren sind das. Ich muß sie an die Kandare nehmen. Mir jetzt die Fallen zurückzubringen! Ins Tollhaus gehört so was.«
    »Es wird schon Abend. Soll ich mal mit denen trinken?«
    »Von mir aus. Wenn du es bezahlst. Du scheinst ja bei Kasse zu sein.«
    »Werden sehen.« Fred ging bei diesen Worten wieder bis zur Tür, lauschte noch einen Augenblick, öffnete dann und betrat den Vorraum. Die Zwillinge und der dritte, den sie als Adamson angesprochen hatten, waren eben dabei, sich nach draußen zu begeben. Wahrscheinlich wollten sie noch einmal nach ihren Pferden sehen, bevor sie im zweiten Blockhaus das Nachtlager aufsuchten. Fred brummte »mhm«, was eine Art Gruß bedeuten sollte, und ging mit den dreien zusammen hinaus in den Hof innerhalb der Palisaden. Dabei musterte er jeden einzelnen verstohlen und kam zu dem Schluß, daß Thomas derjenige war, mit dem sich am leichtesten Bekanntschaft schließen lassen würde. Thomas’ Augen waren lebhaft, und selbst die Spitze seiner Geiernase schien beweglich.
    »Guten Abend«, sagte Fred, nachdem sein einleitendes Gebrumme nicht unfreundlich aufgenommen war. »Ist ’ne Frage erlaubt?«
    »Unter Pfadfindern, Waldläufern, Fallenstellern, Pelzjägern und anderen ehrlichen armen Leuten ­ immer!«
    »Ist vielleicht ’ne etwas lange Frage. Trinken wir einen zusammen?«
    »Der Brandy ist teuer. Old Abraham ist ’ne Seele von Mensch, aber ein Gurgelabschneider ist er auch!«
    »Ich habe noch was gut bei ihm. Für vier Becher reicht es.«
    »Geh du allein mit, Thomas«, schlug Adamson vor.
    »Dann hat jeder von euch zwei Becher zu trinken. Ich bleib mit Theo bei den Pferden.«
    Thomas stimmte sofort zu. »Adamson, du hast ein Gefühl für das Richtige. Paß mir auf die Pferde und den Theo auf, so gut, wie ich künftig auf deine Kühe und Kälber aufpassen werde! Ich gehe einen trinken mit diesem Schwarzbart hier. Scheint unerfahren zu sein, kann ihn ein bißchen unterrichten, wodurch sich die Prärie von New York, ein Biber von einem Büffel und ein Indianer von einem Gauner unterscheidet.«
    »Aber saufe nicht zuviel«, warnte Theo.
    »Zwei Becher vertrage ich noch immer ­ du grüner Halm im Frühling!«
    Thomas schloß sich Fred an, und die beiden schlenderten zusammen durch den abendlich-dunklen Hof zu dem dritten Blockhaus, in dem sich die Gaststube befand.
    Schon von

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