Die Höhle in den Schwarzen Bergen
die da nebenan?«
»Vielleicht.«
Der Alte fing an, die bunt gewebten Decken leise zu zählen. Der junge Mann lauschte weiter.
»Alles so gut wie perfekt!« sagte die dunkel und kräftig tönende Bauernstimme nebenan. »Habe schon zu wirtschaften angefangen. Treffe mich jetzt mit den beiden Häuptlingen, die den unterzeichneten Kaufvertrag bringen. Zahle ihnen ehrlich und denke, die betrügen mich auch nicht.«
»Großartig, Adamson, großartig! Wir kommen zu dir! Hast du genug Vieh für Thomas und Theo?«
»Vieh genug, Weizenland genug für zwei Männer zur Arbeit. Könnt mitkommen.«
Der Alte im Warenraum hörte auf zu zählen.
»Verflucht«, sagte er, »der Thomas und der Theo! Denke, die sind mit unseren Fallen unterwegs. Was fällt den Narren ein, jetzt Cowboy werden zu wollen! Da muß ich doch mal schauen, was los ist …« Er ging zur Tür, aber der Jäger hatte sich so hingestellt, daß der Alte nicht ohne weiteres öffnen konnte. Der junge Mann, der dreiundzwanzig oder vierundzwanzig Jahre sein mochte, war groß, breitschultrig, kräftig. Sein Haar und sein Vollbart waren tintenschwarz; die blaugrünen Augen stachen merkwürdig dagegen ab. »Der Thomas und der Theo!« sagte er zu dem Alten, ohne die Tür freizugeben. »Sieh an … Th&Th! Treiben sich hier in dieser verdammten Einöde rum! Haben die keine Angst, mal eines schönen Morgens mit einem Pfeil zwischen den Rippen in den ewigen Jagdgründen aufzuwachen?«
»Was du für dummes Zeug schwatzest!« antwortete der Alte verdrießlich und versuchte, den Jäger von der Tür wegzuschieben, was ihm aber nicht gelang. »Mit den Indsmen stehen wir hier auf du und du. Alles ruhig, und das Geschäft kommt gerade in Gang. Der Thomas und der Theo sind schon fünf oder sieben Jahre bei den Blackfeet gewesen und haben dort ihre Biber gefangen. Was soll da passieren! Und jetzt laß mich raus.«
»Geh nur!« Der Schwarzbärtige gab die Tür frei. »Aber …« Der Alte hatte die Klinke in der Hand, zögerte jedoch. »Was aber?«
»Hast du nicht gesehen, daß die zwei mit ein paar Indsmen gekommen sind, und diese Indsmen sind nicht bis zu uns geritten, sondern halten sich irgendwo weit draußen versteckt?«
»Was für ein Blödsinn, Fred! Hier kann jedermann kommen und gehen, wie er will.«
»Dann frag doch die zwei, mit wem sie gekommen sind. Ich warte hier solange.«
»Fred, du bist ein ulkiger Kerl. Aber weil du’s bist, will ich dir den Gefallen tun.«
»Bitte. Ich warte hier.«
»Meinethalben.« Der alte Händler ging in den Vorraum.
Der mit Fred angeredete junge Mann hatte sich von der Tür so weit zurückgezogen, daß er beim Öffnen und Schließen von den nebenan befindlichen Männern nicht hatte gesehen werden können. Er glaubte auch nicht, daß sein Gespräch mit dem Wirt abgelauscht worden war, denn er und der Alte hatten leise gesprochen, während die drei nebenan sich weiterhin mit schallender Stimme unterhielten.
»Abraham!« riefen alle drei nebenan, als der Alte bei ihnen eintrat, und eine einzelne Stimme setzte fort:
»Abraham, alter Stammvater dieser ruhmreichen Station! Wo steckst du so lange? Hast du wieder dein Geld gezählt, damit es mehr wird?«
»Was wollt ihr denn schon wieder mit den Fallen hier?«
»Abgeben.«
»Abgeben? Hat euch ein Bär das Gehirn weggefressen? Wie wollt ihr denn das bezahlen?«
»Stapel von Biberfellen, alte Krämerseele, Berge von Biberfellen! Wir sind quitt!«
»Wollen wir erst mal sehen. Ein Brandy gefällig?«
»Umsonst?«
»Umsonst ist der Tod und dieser Brandy für euch! Einen Drink!«
»Komm, Theo, wir machen mit! Der Fusel stinkt nicht schlecht!«
»Oho, von wegen stinken!«
Es trat eine Pause ein. Man schien zu trinken. Der schwarzbärtige junge Mann schob sich dicht an die Tür, um noch besser horchen zu können.
Er konnte jetzt sogar vernehmen, wie die geleerten Becher kräftig auf dem Holztisch abgesetzt wurden.
»Wo habt ihr denn eure Indsmen gelassen?« Das war die Stimme von Old Abraham.
»Unsere Indsmen? Draußen in der Prärie. Eure rauchige Bude reizt sie nicht. Ihr habt ja doch nichts zu verkaufen als lumpige Kattunhemden und Decken wie Waschlappen.«
»Oho! Macht meine Ware nicht schlecht! Für die paar räudigen Felle, die die Roten bringen, ist mein Kattun noch lange gut genug.«
»Für den, der ihn nötig hat. Unsere Indsmen brauchen deine Hemden aber nicht. Ihre Elenröcke sind besseres Zeug. Hast du nichts weiter anzubieten?«
»Wieso … weiter? Womit wollen
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