Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
den Tisch, daß es dröhnte.
    »Daß der Bengel, der Harry, nicht auf seine Sachen aufpassen kann! Läßt sich das Ding schon wieder klauen!«
    »Wieso wieder?«
    »Alte Geschichte, erzähle ich dir später.«
    »Ach, ihr kennt euch schon lange? Das ist ja gut. Top und Harry werden sich freuen. So ein Zufall!«
    »Was heißt Zufall! Wußte doch, daß die beiden zu den Blackfeet gehen wollen. Von dort bis hier ist es nicht weit. Aber den Harry kann ich nicht mehr begrüßen, muß gleich weg. Den Top sehe ich später, wenn ich wiederkomme. Komme bald zurück.«
    »Werd’ ich den beiden bestellen!«
    »Den Mund wirst du ausnahmsweise halten, verstehst du?«
    »Nein, versteh’ ich ganz und gar nicht. Was hast du denn? Warum bist du auf einmal so aufgeregt?«
    Fred wischte sich über den Mund und zupfte sich am Bart. Dann lachte er. »Will doch den Top überraschen! Augen soll der machen, wenn er mich wiedersieht! Das darfst du mir nicht verderben, Thomas!«
    »Ach so, ach so, jetzt versteh’ ich. Ganz alte Freunde! Und du redest noch mit Abraham wegen der Flinte?«
    »Mache ich.«
    »Und ich schweige wie ein Mausoleum.«
    »Wie was …?«
    »Wie ein Grab! So sei es für deinen einfachen Verstand gesagt. Ich verderbe doch zwei alten Freunden die Überraschung nicht!«
    »Den Top und den Harry hast du scheint’s gern, du Geiernase?«
    »Prachtkerle sind das, Prachtkerle!«
    »Wenn du ihnen wirklich gut Freund bist …«
    »Bin ich, bin ich! Was gibt’s denn da noch? Was hast du auf dem Herzen, junger Mann?«
    »Aber du schweigst wie Eis und Schnee?«
    »Wie der ganze Nordpol!«
    »Und du sagst auch dem Adamson nichts davon?«
    »Nichts, nichts.«
    »Es ist eine ganz dumme Geschichte.«
    »Kann ich mir denken. Der Top und der Harry ­ sind Dakota und doch den Dakota spinnefeind. Da steckt was dahinter!«
    »Wäre das schlimmste nicht.«
    »Mit dem Tatzenka? Ich denke, schlimm genug.«
    »Ja, aber …«
    »So rede doch endlich! Soll ich uns noch einen Brandy bestellen?«
    »Kannst du.«
    Die Becher wurden schnell wieder gefüllt, und der Kellner machte zwei weitere Kreidestriche. Sowohl Fred als auch Thomas tranken in einem Zuge aus.
    »Also?« Thomas’ anteilnehmende Neugier war gereizt.
    »Mattotaupa hat einen umgebracht und wird gesucht. Aber halt’s Maul, sag’ ich dir.«
    »Mann … Mann! Umgebracht? Wen denn? So ein Gentleman wie Top! Er muß einen Grund gehabt haben, das zu tun.«
    »Einen Weißen hat er ermordet, einen reputierlichen Bürger. In Minneapolis. Mehr kann ich nicht sagen. Man ist dem Top auf der Spur.«
    »Mehr kannst du nicht sagen … Mann, Mann, der arme Teufel! So ein Grandseigneur und Gentleman. Top ist doch kein gemeiner Mörder.«
    »Wer sagt denn das? Aber die Polizei …«
    »Ach, du lieber Himmel, die Dummköpfe. Es wird also gut sein, wenn wir Top verkleidet mitnehmen.«
    »Ist es auch. Aber halt den Mund, sag’ ich dir, sonst bist du mein Freund nicht mehr!«
    »Ich schweige, ich schweige! Wer wird denn solche Menschen wie Top und Harry unglücklich machen wollen!« Thomas klapperte mit seinem leeren Becher auf dem Tisch.
    »Nein, nein, ist denn so etwas möglich! Und der arme Junge! Sie werden ihm doch nicht den Vater hinrichten! Die Welt ist schlecht, sage ich dir, schlecht ist sie!«
    »Find’ ich auch. Alles Mist und verdammt.«
    »Das ist’s, junger Freund, das ist’s!«
    »Aber laß dich nur nicht überwältigen von deiner Trauer, Geiernase, und geh schlafen, solange du dich noch auf den Beinen halten kannst. Ich muß weg …, aber Abraham sag’ ich noch Bescheid wegen der Flinte morgen.«
    Fred erhob sich, zahlte dem herbeistürzenden Kellner sechs Becher und ging. Der Kellner wischte die Kreidestriche aus. Thomas schaute dem jungen Jäger betrübt nach. »Die armen Deiwel!« murmelte er noch einmal. Dann ging auch er und strebte durch die kühle Nachtluft draußen zu seinem Pferd, das am zweiten Blockhaus angehängt war. Theo hockte bei den Tieren.
    »Theo?«
    »Ja.«
    »Die Welt ist schlecht.«
    »Und du bist besoffen.«
    »Wollte, ich war’s. Gehen wir schlafen?«
    »Ja, laß uns jetzt schlafen gehen. Adamson schnarcht bereits.«
    Die bärtigen Zwillinge begaben sich in das zweite Haus, dessen ungeteilter Innenraum als allgemeiner Schlafraum diente. Sie wickelten sich in ihre eigenen Decken, und obgleich Thomas sich von teilnehmenden Gedanken beschwert fühlte, schlief er schnell ein. Die drei Indianer blieben auch in der Nacht mit ihren Pferden draußen in der

Weitere Kostenlose Bücher