Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)
schon Sorgen um sein Sehvermögen machte.
»Sie müssen einen Grund gehabt haben, den weiten Weg zu uns zurückzulegen«, sagte der Diplomat; seine Stimme klang blechern aus den Lautsprechern. »Gott sei Dank sieht es nicht so aus, als wollten sie uns überfallen. Was ist aber dann ihre Absicht? Sind sie auf der Suche nach Rohstoffen? Sind sie Anthropologen? Missionare? Was auch immer ihre Motive sein mögen, es muss etwas geben, was wir ihnen anbieten können. Vielleicht das Recht auf Erzabbau in unserem Sonnensystem. Vielleicht wollen sie Informationen über uns. Vielleicht wollen sie die Erlaubnis, zu unserer Bevölkerung predigen zu dürfen. Wir wissen es nicht genau, aber wir können sicher sein, irgendetwas wollen sie.
Was ich sagen will, ist Folgendes: Es mag nicht ihre Absicht sein, Handel zu treiben, aber das heißt nicht, dass wir nicht mit ihnen Handel treiben können. Alles, was wir wissen müssen, ist, warum sie hier sind und was wir ihnen anbieten können. Sobald wir das in Erfahrung gebracht haben, können wir anfangen zu verhandeln.
Ich möchte betonen, dass unsere Beziehung zu den Heptapoden keine feindliche sein muss. Schließlich muss nicht jeder Gewinn für sie ein Verlust für uns sein, und umgekehrt. Wenn wir es richtig anpacken, können wir ebenso als Gewinner aus dieser Sache hervorgehen wie die Heptapoden.«
»Du meinst, das ist ein Nullsummenspiel?«, sagte Gary mit gespielter Ungläubigkeit. »Ach du meine Güte!«
Ein Nullsummenspiel.«
»Was?« Du wirst dich auf dem Absatz umdrehen und aus deinem Zimmer zurückkommen.
»Wenn beide Parteien gewinnen können: Mir ist gerade wieder eingefallen, dass man das ein Nullsummenspiel nennt.«
»Genau!«, wirst du sagen und es in dein Notebook tippen. »Danke, Mom!«
»Anscheinend habe ich es doch gewusst«, werde ich sagen. »In all den Jahren mit deinem Vater musste ja irgendetwas hängen bleiben.«
»Ich wusste, dass du es weißt«, wirst du sagen. Du wirst mich kurz umarmen, und deine Haare werden nach Äpfeln riechen. »Du bist die Beste.«
Louise?«
»Hmm? Entschuldige, ich habe nicht aufgepasst. Was hast du gesagt?«
»Ich habe dich gefragt, was du von unserem Mr Hossner hältst.«
»Dazu sage ich besser nichts.«
»Damit habe ich es auch versucht: in der Hoffnung, dass die Regierung vielleicht verschwindet, wenn ich sie ignoriere. Klappt aber leider nicht.«
Wie um Garys Behauptung zu bestätigen, faselte Hossner weiter: »Ihre derzeitige Aufgabe ist es zusammenzutragen, was Sie bisher erfahren haben. Suchen Sie nach irgendetwas, das uns helfen könnte. Gab es irgendwelche Andeutungen darüber, was die Heptapoden möchten? Oder was für sie von Wert ist?«
»Na so was. Ist uns nie in den Sinn gekommen, die Sache so zu sehen«, sagte ich. »Werden wir gleich erledigen, Sir.«
»Das Traurige ist, dass das alles ist, was sie von uns erwarten«, sagte Gary.
»Hat jemand eine Frage?«, wollte Hossner wissen.
Burghart, der Linguist des Spiegelstandorts von Fort Worth, meldete sich: »Wir sind das viele Male mit den Heptapoden durchgegangen. Sie beharren weiterhin darauf, dass sie hier sind, um zu beobachten, und dass man mit Informationen nicht handeln kann.«
»Die möchten wohl, dass wir das glauben«, sagte Hossner. »Aber bedenken Sie: Wie kann das wahr sein? Mir ist bekannt, dass die Heptapoden immer wieder für kurze Zeit aufgehört haben, mit uns zu sprechen. Das könnte ein Hinweis auf taktisches Verhalten sein. Wenn wir nun ab morgen für einige Zeit aufhören mit ihnen zu sprechen ...«
»Weck mich, wenn er etwas Interessantes sagt«, brummte Gary.
»Darum wollte ich dich gerade bitten.«
An dem Tag, als Gary mir zum ersten Mal Fermats Prinzip erklärte, hatte er auch erwähnt, dass sich fast jedes physikalische Gesetz als Variationsprinzip formulieren lässt. Menschen bevorzugen es allerdings bei ihrer Arbeit mit physikalischen Gesetzen, diese als Ausdruck einer Beziehung zwischen Ursache und Wirkung aufzufassen. Das konnte ich nachvollziehen: Alle physikalischen Eigenschaften, die Menschen intuitiv verstehen, beispielsweise kinetische Energie oder Beschleunigung, sind Eigenschaften eines Objektes zu einem bestimmten Zeitpunkt. Und diese lassen sich von der chronologischen, kausalen Auslegung von Ereignissen ableiten: ein Moment, der auf einen vorhergehenden folgt, Ursache und Wirkung, die eine Kettenreaktion bilden, die von der Vergangenheit in die Zukunft verläuft.
Im Gegensatz dazu haben die
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