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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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und Südgrenze einer Karte von Aquilonien. »Einige Hexen und Hexer wurden tatsächlich auf die Insel verbannt«, gestand er. »Ich bin mit Zauberei nicht vertraut und habe keine Ahnung, über welche übersinnlichen Kräfte sie verfügten. Aber was immer auch, sie wurden in Ketten zur Insel befördert und dort ausgesetzt.«
    »Eisen ist manchmal imstande, Zauber zu binden«, sagte Sonja. »Aber ich frage mich, wie ein Hexer seiner Macht überhaupt gefangen genommen werden konnte.«
    »Tatsächlich?« Wieder hob Hubarthis eine Braue.
    Sonja hielt es für angebracht, nicht weiter über Zauberei zu sprechen, damit diese Soldaten nicht vielleicht auf den Gedanken kämen, sie sei selbst eine Hexe.
    Eine Glocke läutete. Am Ende der Halle schwangen beide Flügel einer Tür auf, und ein Tafelmeister erteilte weißgekleideten Dienern Anweisungen. Sie stellten dampfende Silberschüsseln und -platten auf den Tisch. Tio rülpste, entschuldigte sich und schnupperte erfreut den Duft des Rostbratens vor sich. Sonja nickte einem Diener zu, der ihr daraufhin Wein einschenkte; dann blickte sie wieder zu Desmos, der düster auf seinen Teller schaute.
    Hubarthis betrachtete die mit Kerben versehene Kerze auf dem Tisch. »Wir haben noch genügend Zeit, unser Abendmahl zu genießen. Doch sofort danach brechen wir auf.«
    Desmos entschuldigte sich, nachdem er kaum mehr als in seinem Essen gestochert hatte, und verließ den Raum. Nach dem Essen ließ Tio sich den Weg zur Galeere weisen. Als alter Seemann wollte er ihre Takelung überprüfen und auf Deck spucken, ehe sie lossegelten.
    Hubarthis und seine Offiziere erteilten im Fort noch die letzten Anweisungen. Und Sonja, der das Kettenhemd auf den nun vollen Bauch drückte, wollte noch einen kurzen Spaziergang machen.
    Die Luft war warm, der Himmel wolkenlos. Vögel zwitscherten auf den Bäumen im Hof des Forts, hüpften um die Futtertröge der Pferde und auf den Komposthaufen außerhalb der Küche, auf den die Köche die Abfälle und Reste warfen. Sonja schlenderte zu einem Holzstoß, der vor einer mächtigen Eiche aufgeschichtet war, um sich dort eine Weile zu setzen. Sie war überrascht, dort, im Schatten des Zwielichts, Lord Sir Desmos vorzufinden.
    Er saß unter der Eiche, doch kaum sah er Sonja herankommen, stand er hastig auf und entschuldigte sich. Doch Sonja ließ ihn nicht so ohne weiteres gehen.
    »Ihr habt beim Abendessen kaum zwei Worte herausgebracht«, sagte sie. »Ihr, der Ihr so gesprächig wie ein Beo gewesen seid.«
    Er schaute an ihr vorbei zu dem dichten, dunklen Wald jenseits der Palisaden. »Was möchtet Ihr denn, das ich sage?«
    »Irgend etwas, doch was immer auch, nehmt es nicht zu ernst.«
    Jetzt blickte er ihr in die Augen. »Sprechen wir von Desmos, doch wie könnte ich das leicht nehmen, wenn ich weiß, was ich bin? Ich hatte es befürchtet – hatte es voll Qual befürchtet. Ich hatte Alpträume darüber …«
    »Dass Ihr keine Klinge führen könnt?«
    »Wie kann ich mich als Mann achten?« Er schien jedoch eher sich selbst als Sonja zu fragen.
    »Setzt Euch wieder, Desmos.« Sonja nahm auf dem Holzstoß Platz. »Setzt Euch. Redet.«
    Er lehnte sich steif gegen die Eiche.
    »Ihr habt mich erstaunt«, sagte Sonja, »als ich Euch verstört wie ein kleiner Junge auf dem Schiff sah, unfähig, Euch zu verteidigen. Und doch erzähltet Ihr mir, dass Ihr früher ein guter Fechter gewesen seid, und ich glaube es Euch. Was ist geschehen?«
    Desmos schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich kann es Euch nicht sagen. Vielleicht verlor ich diese Geschicklichkeit allmählich, je tiefer ich in die unwirkliche Welt der Politik eindrang? Anfangs empfand ich in meiner Stellung keinerlei Angst. Während ich Verbrecher um Verbrecher zur Insel verbannte, war ich mir meiner Überlegenheit sicher, war überzeugt, dass ich sie, selbst mit ihren eigenen Waffen, schlagen könnte. Doch hatte ich beschlossen, mein Leben etwas Ungreifbarem – der Gerechtigkeit – zu widmen. Ich veränderte mich allmählich, glaube ich. Vermutlich war die Gesellschaft, in der ich mich befand, dafür verantwortlich, denn für diese hochvornehmen Herrschaften war schon der Anblick einer blutenden Nase unerträglich.
    Eines Vormittags saß ich zu Gericht und verurteilte einen Verbrecher zur Verbannung nach Os Harku. Ich schaute ihn an, und als ich seinem Blick begegnete – krümmte ich mich innerlich. Seine Augen waren hasserfüllt, und mir wurde eiskalt. Er war jung und kräftig. Seine

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