Die Hölle lacht
finden!« rief einer erschrocken.
»Wir sind hier sicher«, erklärte Urdus. »Wir haben genügend Leute, uns hier oben zu verteidigen. Aber da wir nun wissen, dass sie bereits unterwegs sind – keine Feuer! Und Doppelposten heute Nacht. Verstanden?«
Es wurde dunkel, und die Verbannten machten sich zum Schlafen bereit. Urdus wies Betos an, sich in Otos’ Nähe zu legen. Betos versicherte ihm, dass er mit der Hand an seinem Messer schlafen würde, und wies seinerseits die Wachen an, auf Otos aufzupassen.
Die Gefangenen blieben in der Mitte des Lagers. Als die Banditen ringsum eingeschlafen waren, flüsterten sie miteinander.
»Ich habe das Gefühl, dass meine Stricke lockerer sind«, sagte Desmos.
Hubarthis schüttelte den Kopf. »Das ist gewiss eine Täuschung, mein Freund. Außerdem sind wir ja auch noch zusammengekettet.«
»Stricke lassen sich lösen«, flüsterte Sonja.
»Aber die Ketten?« murmelte ein Soldat.
»Wir alle haben schon versucht, sie zu sprengen.« Hubarthis seufzte.
»Wir haben selbst gesehen, wie sie die Glieder durchgeschnitten haben«, erinnerte Sonja sie. »Das Eisen ist weich. Wenn wir an eine Stahlklinge herankämen …«
»Wie viele von uns könnten so freikommen?« fragte Desmos zweifelnd.
»Einer würde genügen«, versicherte ihm Sonja.
Schritte erklangen – Urdus.
»Ruhe!« befahl er. »Ihr könnt diese Ketten nicht brechen!«
»Trotzdem werden wir bald frei sein«, sagte Hubarthis. »Wir haben die Gespräche deiner Leute mitgehört. Ihr habt euch also eingebildet, ihr wärt auf dem Festland, eh? Und nun seid ihr wieder dort, von wo ihr ausgebrochen seid.« Der Offizier lachte. »Ihr hattet gehofft, uns als Geisel zu benutzen, um eure Freiheit zu erkaufen, wenn es nötig gewesen wäre. Jetzt sieht es jedoch aus, als müsstet ihr um euer Leben feilschen und könnt nur hoffen, dass man uns als Bezahlung anerkennt.«
Hoch aufgerichtet und stolz wie ein rächender Vanirgott sagte Urdus: »Ich schwöre, Aquilonier, wenn wir unsere Freiheit nicht bekommen, werdet ihr alle mit uns sterben!«
Das schien Hubarthis ein wenig zu erschrecken, aber zu Sonjas Erstaunen beugte Desmos sich so weit vor, wie seine Fesseln es zuließen, und sagte: »Überlegt doch, Mann! Fällt euch denn nichts anderes ein?«
»Ha!« Urdus lachte finster. »Ihr habt uns verurteilt und nun fürchtet Ihr den Tod durch die Hand des. Bruders, den Ihr verdammt habt. Nun, ich kann Euch Eure Furcht nicht verdenken, denn wenn ich Betos’ Grimm richtig einschätze, wird Euer Tod wohl ausgesprochen langsam sein. Trotzdem würde ich Euch vor ihm schützen, hielte ich Eure Haut der Mühe wert …«
»Hör zu, Urdus«, unterbrach Desmos ihn. »Eure einzige Chance ist, die Insel in der von euch eroberten Galeere zu verlassen, wenn möglich vor dem Morgengrauen. Ihr müsst damit rechnen, dass sie jeden Augenblick von einem aquilonischen Kriegsschiff entdeckt wird, sofern das nicht bereits geschehen ist. Du weißt, dass es so ist.«
Sonja fragte sich, welche Strategie Desmos sich da ausgedacht hatte, und nahm schließlich an, dass er Zeit zu gewinnen versuchte – und er stieg ein wenig in ihrer Achtung. Aber Hubarthis rief: »Desmos, Ihr Verräter!«
Urdus lachte.
»Keine Angst, Hubarthis – dieser Feigling kann kein Geschäft mit mir machen. Ich hatte bereits genau denselben Plan, den er vorschlug. Morgen werden wir eure aquilonischen Freunde vernichten. Wenn es uns gelingt, Hubarthis, lasse ich Euch vielleicht am Leben – denn Ihr seid ein tapferer Mann, so wie ich einer bin, und deshalb bewundere ich Euch auch. Doch was diesen Desmos betrifft, der so viele von uns im Namen seiner Art von Gerechtigkeit auf diese Insel verbannt hat – nun, er wird bald von seinem Bruder die Gerechtigkeit der richtigen Welt kennen lernen. Und …« Er bedachte Sonja mit einem bösen Blick, »… diese lippenbeißende Schlange wird auch nicht ungeschoren davonkommen.«
»Bei Tarim!« fluchte Sonja, die sich ihrer Ketten wegen nicht zu Urdus umdrehen konnte. »Lass uns entweder frei oder bring uns um, aber treib nicht auf diese Weise deine Spielchen mit uns!«
Urdus achtete nicht auf sie, sondern schritt davon.
Sonja und Hubarthis zerrten weiter an ihren Ketten und gaben ihren Versuch nicht auf, sich zu befreien.
Major Thobis und sein Trupp starrten bedauernd auf die drei toten Aquilonier und die Leiche eines Verbannten ein wenig entfernt davon. Thobis hob den Kopf und schien die Luft zu schnuppern.
»Ich hatte
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