Die Hölle lacht
Und diese Männer werden dich vierteilen und einen Pflock durch dein. Herz schlagen.«
»Ich könnte euch alle mit einer Handbewegung vernichten!« sagte Athu verächtlich.
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Urdus. »Du bist zu einem Teil Zauberer, zum anderen Scharlatan. Vielleicht hast du deine Seele einem Teufel verkauft, aber du kannst durch Stahl getötet werden, und deine Kraft ist nicht von Dauer.«
»Warum tötest du mich dann nicht gleich jetzt?« fragte der Shemit gleichmütig.
»Ich gebe dir die Chance, ungeschoren zu bleiben, Athu. Lass sie dir nicht entgehen!« Urdus’ Schwert zitterte in seiner Hand, gierig darauf zuzuschlagen, denn der Riese verlor die Geduld.
Athu zuckte die Schulter. »Ich will die Rothaarige. Ihr Geist ist stark. Ich kann sie gebrauchen.«
»Nein. Nimm Aleil, benutze sie.«
Aleil rückte näher zu Athu.
Der Shemit starrte den Vanir einen langen Moment an. »Dann lass dir eines gesagt sein. Deine Tage auf dem Weg zur Hölle sind gezählt, Urdus – deine und die all deiner Männer. Ich werde mich nicht weit entfernen. Ich werde dich im Auge behalten. Und ich werde dich töten, Urdus - ich, kein anderer. Verstehst du das?«
»Verschwinde!«
»Hast du verstanden?«
»Verschwinde!« Urdus hob sein Schwert und trat näher.
Athu rührte sich nicht. Urdus blieb stehen. Der Shemit bedeutete Aleil, zur Schlucht hinunterzusteigen. Dann bedachte er Urdus und seine Männer mit einem letzten finsteren Blick, wandte ihnen den Rücken zu und folgte Aleil.
Urdus trat einen Schritt zurück, drehte sich halb um und nickte Betos zu.
Betos schlug dem Mann neben ihm auf die Schulter. Der Mann war mit einem Bogen bewaffnet und er hatte bereits einen Pfeil an die Sehne gelegt.
Athus Rücken verschwand gerade zwischen einigen Bäumen am Rand zur Schlucht. Leuchtend goldene und grüne Blätter bewegten sich um ihn. Er machte sich daran, die Schluchtwand hinunterzuklettern.
Der Schütze hob den Bogen, zielte und der Pfeil sirrte durch die Luft.
Sonja riss die Augen weit auf, Desmos fluchte, und Hubarthis hielt in seinen Bemühungen an, seine Kette zu lösen.
Der gefiederte Pfeil bohrte sich zwischen den Schulterblättern in Athus Rücken. Er sackte zusammen und verschwand aus dem Blickfeld. Aleil, die bereits nicht mehr zu sehen war, schrie gellend.
Urdus brummte zufrieden. Seine Augen leuchteten, und Speichel troff aus den Mundwinkeln in seinen Bart. Otos, der mit seinen Männern am anderen Endendes Lagers stand, flüsterte erschrocken: »Er ist wahnsinnig! Sie werden uns alle umbringen!«
Aleils Schrei erstarb. Ein Scharren war hinter den Bäumen vom Hang her zu hören. Urdus tat einen Schritt vorwärts. Da schrillte ein entsetzlicher Schrei – Athus – ein weiteres Scharren und Kratzen gegen Stein war zu hören und das Knicken von Zweigen.
Urdus erbleichte. Schweiß glitzerte auf seinem Nacken und seiner Stirn.
Aleil schrie erneut.
Otos wartete atemlos und wachsam. Auch Urdus und seine Männer warteten und beobachteten voll Grauen, wie zuerst eine Hand, dann die andere – weiße Hände mit blauen Adern, und blutig – über den Rand der Schlucht tastete, sich an Moos und Wurzeln festhielt und sich hochzog. Arme in Pelzärmeln folgten, dann dunkles Haar, in dem sich Zweigstücke und Blätter verfangen hatten, und schließlich die Augen – gelbglühende, furchterregende Augen.
»Ymir!« fluchte Urdus, kaum seiner Stimme mächtig.
Athu zog sich über den Schluchtrand, taumelte auf die Knie, streckte die Arme aus und heulte. Speichel sickerte seinen Bart hinab. Er funkelte die Männer an.
»Narren!« kreischte er. Unbeholfen griff er nach hinten, tastete herum und legte schließlich die Finger um den Pfeilschaft, der aus seinem Rücken ragte.
Von Grauen erfüllt wichen Urdus’ Männer zurück. Der Schütze ließ seinen Bogen fallen und wusste nicht, ob er bleiben und starren sollte wie die anderen oder vor dem Zauberer fliehen.
Athu stieß Worte in einer Sprache hervor, die außer ihm niemand hier verstand, und hob den langen Pfeil mit blutiger Hand hoch. Aleil hob ihr verstörtes Gesicht.
Athu warf den Pfeil von sich und schrie: »Hya uatha na huytber!«
Der Schütze rannte, was er konnte. Urdus’ Männer schrien auf, denn kaum hatte der Pfeil Athus Finger verlassen, verwandelte er sich in eine fliegende Schlange. Die blutige Spitze wurde zum gähnenden Rachen mit spitzen Zähnen, der Schaft ein geschmeidiger Körper mit Schuppenhaut, und die Federn wuchsen zu
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