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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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wie ein vorsätzlicher Angriff.
    Aber auf der Kerkerinsel, in der rauen, unvermeidlichen Gesellschaft anderer, war auf grobe Weise ein Teil seines menschlichen Wesens wiedererweckt worden: seine Reizbarkeit, seine Furcht und sein Verlangen nach einer Frau. Und er hasste es!
    Im Grenzland des Okkulten verlieren menschliche Gefühle sich in Welten von kosmischer Bedeutung. Die menschliche Seele scheint nicht mehr als ein Stück Treibgut zu sein, von der trägen Flut der Zeit gefangen und gegen einen tödlich kalten Strand gespült, der sich endlos an einem Wunderland dahinzieht, einem Land des Grauens, das viel beeindruckender und gewaltiger ist als jegliche warme Welt des Fleisches.
    Wie sollte er das Aleil erklären?
    Warum sollte er es Aleil erklären?
    Ihre primitiven Empfindungen, ihre weltlichen Anschauungen und ihre selbstsüchtigen, aus Furcht geborenen Machenschaften ließen ihn völlig gleichgültig. Damit ihr selbst nichts Schlimmes widerfuhr, klammerte sie sich an ihn und wollte deshalb auch nicht, dass ihm etwas zustieß. Jegliche Art von Abhängigkeit war quälend – aber wer kam dagegen an?
    War er, Athu, nicht selbst abhängig – abhängig von seinem Hass auf Urdus? Abhängig von seiner Hingabe für das Lehmwerk? Abhängig von seinem finsteren Herrn Ordru, dem er der Rache wegen seine Seele verkauft hatte?
    Er hatte sich selbst von der Welt der Menschen entfremdet – auf weit zerstörerische Weise, als seine ehemaligen Kameraden von der Insel sich außerhalb der Gesellschaft gestellt hatten …
    Während Athu über all dies grübelte, versorgte Aleil seine Wunde. Der Shemit lag ausgestreckt neben dem Teich unter dem Felsen. Auf seine genaue Anweisung tauchte die Frau bestimmte breite Blätter in das Wasser des Teichs und strich damit vorsichtig über des Zauberers Wunde. Sie glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Unter ihren Fingern sonderten die Blätter eine gelbliche Flüssigkeit ab, die sich rosa verfärbte, wenn sie mit Athus Blut zusammenkam. Und diese rosige Flüssigkeit schien, wie aus eigenem Willen, in die tiefe Pfeilwunde zu sickern. Während Aleil, immer weitere der angefeuchteten Blätter über den nackten Rücken des Zauberers rieb, schwanden offenbar seine Schmerzen. Und schließlich radierte sie, so wie es aussah, sogar das vom Pfeil gebohrte Loch aus, das so tief gewesen war und so heftig geblutet hatte.
    Staunend und mit einer Spur Furcht hielt sie inne.
    »Hör nicht auf«, mahnte Athu, dessen Lippen, so wie er dalag, auf einem Arm ruhten, »bis die Wunde völlig geschlossen und verheilt ist.«
    »Aber – was ist in diesen Blättern, dass sie eine Pfeilwunde schließen können?«
    »Es sind nicht nur die Blätter, ich selbst trage einen großen Teil dazu bei.« Als sie wieder weiterrieb, fuhr er fort: »Ich habe einen übernatürlichen Pakt geschlossen. Das Wesen, dem ich diene, verlieh mir eine Lebenskraft, wie andere Sterbliche sie nicht kennen.«
    Ein Schauder rann Aleil bei diesen Worten über den Rücken. »Ich verstehe nicht«, murmelte sie.
    Athu schnaubte. »Natürlich nicht. Du siehst dich immer noch als …« Er hielt inne und hob den Kopf. »Horch!«, Aleil nahm die Hand mit den Blättern vom Rücken und lauschte. »Ich höre nichts.« Doch gleich darauf fügte sie hinzu: »Mitra! Ist es Urdus?«
    »Psst!« Athu setzte sich auf. »Bleib hier!« Er erhob sich und eilte in den Wald. Nun war sie allein mit ihren Ängsten. Doch ehe sie sich in ihrer Furcht die schrecklichsten Dinge ausmalen konnte, war Athu zurück.
    »Was war es?«
    »Otos und seine Leute. Offenbar sind sie geflohen – oder Urdus hat sie gehen lassen.«
    »Warum sollte er?«
    »Aus demselben Grund, weshalb er uns fortschickte, Aleil. Er will Einigkeit in seinen Reihen. Aber – ich spüre noch viele andere im Wald. Aquilonier …«
    In der Höhe durchschnitten Schreie die Stille. Sie echoten dumpf durch die Bäume und erstarben – weitere folgten ihnen und immer mehr.
    »Mitra!« keuchte Aleil und schlug die Hände zusammen.
    Athu lächelte grimmig. »Die Aquilonier!« murmelte er. »Sie greifen Urdus und seine Meute an.«
    »Ihr Götter!«
    »Komm!« Athu streckte die Hand nach ihr aus.
    »Du willst dorthin zurück?«
    »Ich brauche die Opfer. Ich brauche das Blut für mein Lehmwerk. Und ich werde nicht zulassen, dass Urdus getötet wird!«
    Das dünne Band von Aleils Abhängigkeit vom Zauberer riss, Sie vergaß ihre heimliche Furcht vor ihm und wich zurück. Doch das höllische Feuer, das plötzlich

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