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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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herausbekommen. Sollen wir nun anfangen?“
    Bruder Paul versuchte ein schwaches Lächeln. „Habe ich die Wahl?“
    „O ja. Die Wahl ist die schlimmste Qual von allem. Unentschiedenheit kann viel schlimmer sein, als die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Möchten Sie diese Unterhaltung lieber hinausschieben?“
    Wo würde er unterdessen bleiben? In einer der verschiedenen Unterhöllen, die er passiert hatte? „Nein. Bringen wir es hinter uns.“
    „Sie sind sehr klug. Wenn es mehr von Ihrer Sorte gäbe, würde Ich meine eigene Vergebung schneller erlangen.“
    „Ihre Vergebung?“ fragte Bruder Paul erstaunt.
    Satan zuckte die Achseln. „Allem Anschein nach bin Ich gegen das Leben. Meine ironische Folter besteht darin, daß Ich mit der Schöpfung befaßt bin, denn jeder Akt der Schöpfung bedeutet eine weitere Seele, neues Leben. Ich bin der Herr des Bösen, und da das Böse in der Welt triumphiert, muß eine größere Anzahl von Seelen zu Mir kommen. So wird Meine Strafe durch euch dirigiert und ist größer als die aller anderen Menschen zusammengenommen. Ich wünschte, es würden weniger Menschen geboren und mehr in den Himmel kommen. Wenn keine Seelen mehr in die Hölle kommen, werde Ich endlich frei sein – und das wird, wie Ich fürchte, noch lange Zeit dauern.“
    „Daran habe ich nie gedacht“, antwortete Bruder Paul nachdenklich. „Gott hat Ihnen all die Drecksarbeit überlassen …“
    „Genau. Wenn Sie sich nun bitte auf die Couch dort legen würden …“
    „Ist das eine Psychoanalyse?“
    „Die ultimate. Das Wort enthält nicht umsonst den Teil anal. Sigmund Freud hat das mit der Liegestellung auf der Couch erfunden, damit die Patienten nicht seinen schockierten Gesichtsausdruck sahen, wenn er ihre schrecklichen Geschichten hörte. Ich habe mit diesem besonderen Problem nicht soviel zu schaffen, aber das mit der Couch scheint bei den gegenwärtigen Abendländern besser zu klappen.“
    Bruder Paul bettete sich auf die bequeme Liege. „Was nun?“ fragte er. „Soll ich einfach reden oder …?“
    Man hörte Papier rascheln. „Ihren Akten zufolge gab es da eine bestimmte Sache mit einer Wäscheklammer.“
    Die Wäscheklammer. Sogleich war Paul wieder ein kleiner Junge unten auf der Erde. Er war zum erstenmal in einer neuen Gegend unterwegs und kannte niemanden. Er sah eine Gruppe von Kindern hinter einem Haus im Kreis sitzen. Es waren kleine Mädchen, nicht älter als er, die mit allerlei Geschrei und Kichern ein Spiel spielten.
    „Kann ich mitmachen?“ fragte Paul.
    Sie sahen ihn, den Fremden, fröhlich und ungläubig an. „Du bist doch ein Junge!“
    Pauls Unterlippe schob sich kämpferisch vor. „Das ist doch wohl keine Diskriminierung. Ein Junge kann alles genauso wie Mädchen.“
    Sie reagierten mit spontanem großem Gelächter.
    „Sicher kann ich das!“ beharrte er.
    „Das denkst du aber auch nur“, meinte ein Mädchen höchst entzückt und dehnte das duuuu so aus, daß es sich anhörte, als würde eine Lokomotive pfeifen.
    „Ich kann eure ollen Spiele genauso spielen wie ihr!“ Eigentlich war ihm ihr Spiel egal; nur sein jungenhafter Stolz fühlte sich herausgefordert!
    „Stolz“, sagte Satan im Hintergrund. „Eine der Sieben Grundlagen. Hängt mit dem Fünfeck zusammen. Stolz bringt Mir mehr Seelen als alles andere, außer vielleicht Gier – was zur gleichen Kategorie gehört.“
    Das Mädchen sah Paul prüfend an. Sie war zierlich, mit lockigem rotem Haar, und sah sehr nett aus. Sie erinnerte ihn an irgend jemanden, aber natürlich wurden alle kleinen Mädchen von derselben Person gespielt. „Wetten?“
    „Klar.“ Aber ihm wurde unbehaglich. Diese Mädchen waren zu selbstsicher, zu geheimnisvoll. Sie wußten irgend etwas, das er nicht wußte. Doch jetzt konnte er nicht mehr zurück.
    „Okay, lassen wir ihn mitspielen“, entschied die Rothaarige.
    Daraufhin erfolgte ein weiterer Ausbruch von fröhlichem Gelächter. Sonderbarerweise wurde eine von ihnen verlegen. Sie errötete. „Aber du mußt versprechen, es niemandem weiterzusagen.“
    „Versprochen“, gab Paul zurück. „Wie geht das Spiel?“
    „Wäscheklammer“, antwortete eine, und wieder wurde gekichert. Was war daran so komisch?
    „Das ist ein Wettbewerb“, sagte sie. Sie hielt eine Wäscheklammer hoch, eine von diesen altmodischen Klammern ohne Feder, nur ein hölzerner Klöppel, der auf einer Seite gespalten ist. Die beiden Bolzen wurden normalerweise über die Wäsche gesteckt und hielten

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