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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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tat alles medizinisch Mögliche, um ihn zu heilen. Lag es einfach daran, daß die Rolle es von ihm verlangte – oder weil einst in anderen Rollen eine Freundschaft zwischen ihnen existiert hatte?
    Bruder Paul schlief und träumte von Paris, der Stadt, die er in der Animation wie auch im richtigen Leben niemals gesehen hatte. Er wachte in einem schönen Zimmer auf. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie bequem Mönche gelebt hatten. Dies war keine dunkle, asketische Zelle, sondern ein angenehmes Haus. Aber genau dies war es natürlich, gegen das die Karten der Waldenser protestierten: eine Priesterin, die wie eine Kaiserin lebte, ein Priester wie ein Kaiser. Während die gewöhnlichen Leute wie Sklaven gehalten wurden, die sie letztendlich auch waren.
    Doch Bruder Paul hätte gern diese noble Herberge gegen die bescheidene, aber herzliche Gastfreundschaft der Bauern eingetauscht. Hier erwartete ihn die Folter, daran hegte er überhaupt keinen Zweifel. Jeden Augenblick konnte sich die Tür öffnen, und man würde ihn in …
    Die Tür öffnete sich. Bruder Paul schloß die Augen und stellte sich schlafend. Er war sich sicher, daß die Folter in einer Animation ebenso schrecklich war wie …
    Ein Hauch edlen Parfüms umwehte ihn. „Bin ich denn so häßlich?“ fragte eine weiche Stimme.
    Bruder Paul riß die Augen auf. Neben seinem Bett stand eine höchst ansehnliche junge Frau. Hastig zog er die Decke bis ans Kinn. „Wer …?“ fragte er erstaunt.
    „Ich bin Lady Yvette“, sagte sie und machte eine kleine Verbeugung.
    Sie war wunderschön, trug eine Art Tunika unter einem langen Umhang, die so eng geschnitten war, daß ihre weiblichen Formen dadurch betont wurden, wenn auch ihre natürliche Schönheit kaum dieser Betonung bedurfte. Sie trug eine eng zugeknöpfte Kapuze, hatte jedoch die obersten Knöpfe offen, so daß sich ein ansehnlicher Teil eines schönen Busens erblicken ließ. Natürlich Amaranth!
    Bruder Paul war nicht mehr so schwach, als daß er bei diesem Anblick hätte unbewegt bleiben können. Aber er hütete sich, weil er wußte, Satan hatte sie in diese Szene geschickt. „Was kann ich für Euch tun, Yvette?“
    „Ich habe gehört, Ihr kennt Euch mit einem wunderschönen Kartenspiel aus“, sagte sie.
    Das war zu erwarten gewesen. Noch eine Verschwörung. „Ich besaß ein solches Spiel, doch ich habe es unglücklicherweise verbrannt.“
    „Ja, aber Ihr könntet es neu erschaffen“, meinte sie hoffnungsvoll.
    Er lächelte. „Ich bin kein Maler!“ Aber einst hatte er einmal gehofft … „Diese Kunst gehört nicht zu meinen Talenten.“
    Sie blickte ihn eindringlich an. Was verbarg sich dieses Mal hinter den anmutigen Zügen? Er hatte gesehen, wie sie bei einer Schwarzen Messe mehr oder minder vergewaltigt worden, als Satans Sekretärin wiederauferstanden, dann in dieser Wunschvision in ausgesuchten kleinen Rollen erschienen war. Was fühlte Amaranth wirklich für ihn? Einmal hatte er geglaubt, er liebe sie, doch die letzten Ereignisse hatten dieses Gefühl leicht abgekühlt. „Wir könnten einen guten Künstler bestellen, und er würde auf Eure Anweisung hin malen. Es würde einige Zeit dauern, aber …“
    „Vielleicht habe ich die Zeit nicht“, gab er zurück. „Ich soll vom Heiligen Orden als vermutlicher Ketzer befragt werden.“
    Wissend hob sie einen Finger. „Dieses Kartenspiel … es wäre für den König, der ein Liebhaber …“
    „Oho!“ Überraschend brach Bitterkeit aus ihm heraus. „Ihr seid also seine Geliebte?“
    Sie errötete. „… ein Liebhaber der Kultur ist“, fuhr sie fort. „Von Bildhauerei, Gemälden … und ähnlichen Dingen. Karl hat daran viel Gefallen. Mehr als an der Regierung des Reiches. Wenn wir ihm darlegen, daß sein Hof kulturell noch bedeutender würde durch ein Kartenspiel mit mystischen Elementen, wäre er – dessen bin ich mir sicher – höchst interessiert und würde die besten Künstler bestellen. Besonders bei Karten mit Zauberkräften.“
    „Zauberkräften? Warum sollte der König für einen solchen Unsinn Interesse hegen?“
    Sie schüttelte so heftig den Kopf, daß der Busen wogte. „Nein … nein. Zauberei ist kein Unsinn. Und Karl VI. ist …“ Sie hielt inne. „Ihre Majestät hegt ein besonderes Interesse an okkulten Dingen.“ Sie beugte sich nach vorn und redete im Flüsterton weiter. Es bestand kaum die Möglichkeit, daß sie sich ihrer Entblößung dabei unbewußt war. „Einige behaupten, er sei wahnsinnig, zumindest zuweilen.

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