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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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Das sieht man nicht, wenn man es nicht weiß.
    Er stellte sich noch einige Minuten dumm, aber die Sicherheit des Besuchers war nicht zu erschüttern. Die Gewichte verschoben
     sich. Fachmann und Gast verwandelten sich in Mogler und Fachmann. Bei Landmann überwog noch die Verblüffung. Auf den ersten
     Blick! Und er hatte keinen Informanten. Nicht einmal Landmanns Frau wusste Bescheid. Er wollte nicht, dass sie diese Seite
     von ihm kennenlernte. In guten und in schlechten Tagen.
    »Ich verkaufe nicht«, sagte Landmann. Damit war alles klar. Er hätte Lada-Teile einbauen können und wäre kein Betrüger gewesen.
     Nur eben nicht mehr stilsicher. Das war das, was ihn ärgerte. Er wollte kein Geld, er wollte einen Ruf. Wenn sein Ruf angekratzt
     war, konnte er einpacken. Tricks machten angreifbar. Wer trickste, war gewöhnlich. Er hatte diese Halle nicht vollgestellt,
     um gewöhnlich zu sein. Er wollte » |146| Landmann, der Opel-Maniak« sein. Jeder Besucher war Medizin für ihn, nie hatte jemand den leisesten Zweifel geäußert. Dann
     kam so eine freche Type, machte sich breit, grinste ihn an und tat so, als ob Landmann nichts zu befürchten habe. Da! Er war
     schon wieder unterwegs! Trat an die Grube, warf einen Blick ins angrenzende Büro, war im Büro verschwunden, Landmann fasste
     es nicht. Als er die Tür erreicht hatte, blätterte der Fremde die Nummernschilder durch, diejenigen für die Überführung und
     die ausrangierten, aber auch das Wiesbadener Kennzeichen und alles, was im Lauf der Zeit angefallen war.
    »Alt und neu«, sagte Macciato lächelnd. Landmann spürte, dass der andere länger auf das Wiesbadener Schild blickte als nötig
     war. Dann blätterte er weiter, aber da war schon alles zu spät.
     
    Er stand vor ihrer Tür, als ihm einfiel, was sie gesagt hatte: Nie unangemeldet! Unangemeldet ist immer schlecht! Dabei stand
     die Haustür offen, weil sie immer offen stand, und vor dem Haus parkte kein Wagen. Als Landmann klar wurde, dass auch ein
     Polizist zu Fuß gehen kann, brach ihm kalter Schweiß aus, aber da stand er schon in der Küche und sagte bebend: »Wir müssen
     reden!«
    Dass sie erbost war, schüchterte ihn ein. Dass sie sich entschied, ihn ihren Zorn nicht spüren zu lassen, empfand er als Demütigung.
     Man durfte ihn also nicht belasten, weil er dann einknicken würde. Landmann, das Weichei.
    »Na sauber!«, lauteten ihre ersten Worte, nachdem er sein Geständnis abgelegt hatte. »Wie dumm kann man eigentlich sein?«
    |147| »Aber ich wusste doch nicht …! Das war doch völlig irre! Das war wie der Sechser im Lotto.«
    »Den du nicht tippen wirst.«
    Er schämte sich, aber seine Sinnesorgane funktionierten noch. Macciato hatte bei keinem Schild gestutzt.
    »Es ist klug, einen Fisch im Meer zu verstecken«, behauptete er.
    »Oha, der Herr wird lyrisch.«
    Er wollte Trost hören. Aber er kannte die Frau. Erst gab es Schläge, hinterher konnte man mit Nachsicht rechnen. Er gestand
     auch gleich die falschen Teile. Mit beiden Händen fuhr sie durch ihre Haare. Für einen Außenstehenden hätte sie überfordert
     gewirkt. Aber er kannte das Gehirn, das die neuen Vorfälle in den neuen Gesamtzusammenhang einarbeitete.
    »Niemand weiß etwas«, murmelte er, »ich weiß ja auch nichts.«
    Sie sagte ihm, was zu tun war. Alles, was nicht koscher war, musste verschwinden. Das fing mit Schildern an und hörte mit
     falschen Teilen noch lange nicht auf. Die Polizei brauchte wenig, um sich festzubeißen und alles flächendeckend unter die
     Lupe zu nehmen. Er versprach, sofort zu handeln. Sie erkundigte sich, ob seine Unterlagen in Ordnung seien, vor allem die
     steuerlichen. Natürlich waren sie nicht in Ordnung, er kannte niemanden, bei dem sie in Ordnung waren. Man musste lediglich
     unter der Sichtbarkeitsgrenze bleiben.
    »Was ist mit deiner Frau?«, fragte die alte Karolina.
    »Was soll mit der sein? Sie ist meine Frau.«
    »Sie soll in letzter Zeit eigene Wege gehen.«
    »Sie ist immer noch meine Frau.«
    |148| »Würde man bei ihr Gegenstände und Schriftstücke finden, die man besser nicht finden sollte?«
    Die ehrliche Antwort wäre gewesen: Warum nicht? Sie ist klüger und hinterhältiger als ich.
    Aber er sagte: »Sie ist loyal.«
    »Loyal zu Opel und zu dir.«
    So klang es nicht schön. Aber wer Opel mochte, war leidensfähig.
    Er fragte nach diesem unverschämten Macciato. Sie sagte ihm, was sie wusste. Oder was er wissen musste. Was das Gleiche sein
     konnte. Aber nicht

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