Die Hoffnung der Hoelle
selben Moment löste er sich auch schon auf.
Was fest war, das verwandelte sich in Pulver, und das nicht nur bei diesem einen Skelett, denn als ich mir das andere vornahm, erlebte ich das gleiche Phänomen.
Ich schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, um wieder zu mir selbst zu finden.
Ich hatte gesiegt.
Aber es war nur ein Teilsieg, es ging weiter, das war mir klar, doch darüber machte ich mir jetzt keine Gedanken. Erst einmal wollte ich wissen, wie es Jane Collins ging …
***
Sie hatte ihren Platz im Sessel nicht verlassen. Ich glaube, das wäre auch nicht möglich gewesen, sie war einfach zu schwach. Ihr Kopf war nach vorn gesunken und sie starrte auf ihre Knie. Aber ich sah, dass sie atmete. Wenn ein Mensch atmet, hat man immer Hoffnung. So war das auch bei mir.
Sie bemerkte, dass ich auf sie zukam. Als ich nicht mehr weiterging, hob sie den Kopf an. Jetzt sah ich ihr Gesicht, und mir fiel wieder ein Stein vom Herzen.
Das Gesicht sah normal aus!
Ich stieß keinen Jubelschrei aus, dankte aber innerlich meinem Kreuz, das es geschafft hatte, das Böse zu vertreiben. Am liebsten hätte ich Jane aus dem Sessel gezerrt und sie umarmt, aber diese euphorische Reaktion ließ ich bleiben.
Jane hatte noch genug mit sich selbst zu tun, obwohl sie mich anschaute.
»Kannst du reden?«, fragte ich.
»Ja.«
»Dann darf ich dir sagen, dass es vorbei ist. Du – du – siehst aus wie immer.«
Sie sah mich fragend an. »War es sehr schlimm?«
»Ja, ich will dir nichts vormachen. Du bist gezeichnet gewesen. Dein Anblick hat mir schon einen Schock versetzt.«
»Und weiter?«
»Jetzt ist es vorbei.«
Jane schüttelte den Kopf. »So meine ich das nicht. Wie habe ich denn ausgesehen?«
»Belass es dabei«, sagte ich. »Ich denke nicht, dass du das wirklich wissen willst.«
»Ja, vielleicht.« Sie wischte über ihre Augen. »Ich weiß auch nicht, was genau geschehen ist, seit ich die Skelette hier gesehen habe. Da fehlt mir einfach die Erinnerung. Ich weiß noch, dass ich Besuch bekam, ich war in der Küche und wollte mir etwas zu trinken holen, aber das war nicht mehr möglich. Ich sah hier eine Bewegung, und plötzlich waren sie da. Zwei Skelette, die über mich kamen. Ich konnte nichts gegen sie unternehmen, denn sie waren einfach zu schnell. Ihr – ihr – Licht erfasste mich, etwas drang in mich ein. Ja, und dann war ich nicht mehr ich selbst, bis du mich erlöst hast.«
»Aber du kannst dich daran erinnern, dass wir unten in der Küche gesessen haben?«
»Ja, das kann ich. Allerdings nur schwach, und ich will es eigentlich auch nicht.«
»Was ich verstehen kann.«
Jane lehnte sich zurück und schloss die Augen. Ich ließ sie in Ruhe und ging in die Küche, um mir auch einen Schluck Wasser zu holen. Mit zwei gut gefüllten Gläsern ging ich wieder zurück und reichte Jane eines.
»Oh, danke, das ist gut.« Sie lächelte. »Genau das habe ich jetzt gebraucht.«
»Ja, das dachte ich mir.«
Wir tranken beide und mir fiel ein, dass ich Suko versprochen hatte, mich mit ihm in Verbindung zu setzen, wenn ich etwas erreicht hatte.
Erreicht hatte ich zwar nicht viel, doch Jane war wieder normal geworden. Das wog alles andere auf.
Suko meldete sich schnell. Er hatte bestimmt wie auf heißen Kohlen gesessen, doch seiner Stimme war das nicht anzuhören. Sie klang ruhig wie immer.
»Alles in Ordnung, John? Es ist einige Zeit vergangen.«
»Jetzt wieder.«
»Und was war vorher?«
Ich sagte es ihm.
Suko gab keinen großartigen Kommentar ab. Ich hörte ihn nur leise stöhnen und danach sprechen. »Da haben wir noch mal Glück gehabt, dass dieser erste Angriff ins Leere ging.«
»Genau. Aber dabei muss es nicht bleiben.«
»Das denke ich auch, John. Jane ist erst der Anfang gewesen. Kann sein, dass unser Freund Asmodis gedacht hat, dass er es bei ihr am leichtesten hat, weil ja tief in ihrem Innern noch etwas von ihrem Hexendasein vorhanden ist. Du hast ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, und jetzt frage ich mich, wen er als Nächsten von uns aussucht.« Suko räusperte sich halblaut. »Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass er aufgeben wird, nur weil er eine Teilniederlage erlitten hat.«
»Dem stimme ich zu.«
Jetzt musste Suko lachen. »Aber wer muss als Nächster damit rechnen, dass es ihn erwischt?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Viel Auswahl haben wir ja nicht«, meinte Suko.
»Das stimmt, wobei ich davon ausgehe, dass er uns beide erst mal in Frieden
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