Die Hoffnung der Hoelle
John. Und ich werde die Augen offen halten. Sollte etwas passieren, gebe ich dir sofort Bescheid.«
»Ja, tu das.«
»Danke für die Warnung.«
»Ist schon okay.«
Das Gespräch war vorbei, und Glenda blieb erst mal auf ihrem Platz sitzen. Das Telefon lag noch auf ihrer Handfläche. Sie musste sich das durch den Kopf gehen lassen, was sie gehört hatte, und dabei wurde ihr schon ein wenig kalt.
Was war da los? Befand sich die Hölle oder ein Teil von ihr in einem Umbau? Wollte Asmodis mal wieder einen Angriff starten, nachdem er sich so lange zurückgehalten hatte?
Das war durchaus möglich. Aber Glenda wunderte sich auch über dessen Helfer. Dass er mit Engeln agierte, dass von denen nur Skelette zurückgeblieben waren, das war schon äußerst ungewöhnlich.
Glenda hatte gegessen. Darüber war sie froh, denn jetzt hätte sie keinen Appetit mehr gehabt. Wieder einmal war ihr bewiesen worden, dass der Teufel unberechenbar war. Zudem war er das, was man kreativ nannte.
Ich werde jedenfalls auf der Hut sein, dachte sie und trat wieder ans Fenster. Sie öffnete es, um frische Luft einzulassen, aber auch, um einen Blick in die dunkle Umgebung zu werfen, in der aber nichts passierte. Von irgendwelchen falschen Engeln sah sie keine Spur.
Würden sie kommen?
Daran musste sie denken, und sie dachte auch darüber nach, wie sie sich dann verhalten sollte. Es durfte den Engeln auf keinen Fall gelingen, sie zu übernehmen, denn dann war sie verloren, und ein Retter konnte nicht so schnell in ihrer Wohnung sein.
Glenda nahm noch einen Schluck Mineralwasser. Dann atmete sie tief durch und stellte sich darauf ein, noch lange keinen Schlaf zu bekommen. Wahrscheinlich würde sie sogar in der Nacht wach liegen und immer daran denken, dass sie jeden Augenblick in eine tödliche Gefahr geraten konnte.
Das Geschirr verschwand in der Maschine, dann wollte Glenda ins Wohnzimmer gehen und versuchen, erst mal zu sich selbst zu finden.
Eine Veränderung bemerkte sie nicht. Dass sie überhaupt danach schaute, fand sie plötzlich lächerlich, aber so ein Anruf konnte einen Menschen schon paranoid werden lassen.
Glenda ließ sich in ihren Sessel fallen. Die Fernbedienung hielt sie in der Hand. Sie schaltete die Glotze ein und streckte die Beine aus. Es liefen Filme, Nachrichten, ein Sender brachte Skandalmeldungen über einen amerikanischen General. Dann war wieder Syrien an der Reihe und natürlich wurde noch über die Flutwelle berichtet, die New York erwischt hatte.
Glenda sah niemals im Dunkeln fern. Sie brauchte dabei Licht und hatte es auch jetzt eingeschaltet. Nicht die volle Helligkeit, aber es reichte aus, um auch lesen zu können.
Sie schaute. Es passierte nichts. Dann blieb sie bei einem älteren Film hängen, den sie zwar schon mal gesehen hatte, aber eine Wiederholung in Kauf nahm, eben weil der Film so nett war. Die Handlung war so gut, dass sie ihre Sorgen vergaß.
Sie wartete.
Die Zeit verrann …
Einen Anruf gab es nicht.
Hin und wieder stieg in Glenda Müdigkeit hoch. Der gab sie sich auch hin, schloss die Augen und fiel ab und zu in einen leichten Schlaf, der nie lange dauerte und nach gut zehn Minuten schon vorbei war.
Der Film lief noch immer.
Glenda rieb ihre Augen und dachte tatsächlich daran, ins Bett zu gehen. Dann aber schüttelte sie den Kopf und sagte sich, dass sie keine alte Frau war.
Der Film neigte sich dem Ende zu. Das Pärchen, das sich zwischendurch gestritten hatte, kam wieder zusammen, und die Zuschauer konnte zufrieden sein.
Erst jetzt fiel Glenda auf, dass sie Durst bekommen hatte. Den musste sie löschen. In der Küche gab es das Wasser. Sie holte eine neue Flasche aus dem Kühlschrank und überlegte auch, ob sie mit John Sinclair telefonieren sollte. Sie entschied sich dagegen. Es war ja nichts passiert, und sie wollte die Pferde nicht scheu machen.
Glenda nahm Flasche und Glas mit ins Wohnzimmer, visierte den Sessel an, wurde aber durch eine Bewegung direkt neben dem Fernseher abgelenkt.
Glenda schaute hin.
Dort standen sie.
Zwei helle Skelette!
Glenda Perkins schluckte. Dann wunderte sie sich, obwohl sie vorgewarnt worden war.
Sahen so Engel aus?
Nein, das nicht. Sie glaubte nicht daran. Sie sahen nicht aus wie Engel, und trotzdem waren es welche.
Damit musste sie erst mal fertig werden.
Die beiden Skelette bewegten sich nicht. Sie waren wirklich sehr hell, als würden ihre Knochen von innen leuchten. Aber es waren auch Gestalten mit Totenköpfen, und irgendwelche
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