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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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und er wusste, in welche Ärsche er kriechen musste. Und plötzlich stellt ein einflussreicher Händler seinen Schrott aus, und all diese überbezahlten Yuppie-Deppen reißen ihm die Bilder für über fünfzigtausend das Stück aus der Hand.«
    Das ließ er wirken, während er seinen Teller leeraß.
    »Dann beschlossen wir, dass wir diesen Leuten eine Lektion in Wertschätzung erteilen mussten«, fuhr er schließlich fort.
    »Und wie sah die aus?«
    »Wir haben uns die Namen und Adressen von allen geholt, die eins von Mercurios Gemälden gekauft hatten, und wir haben sie geklaut. Naja, ersetzt.«
    »Wodurch?«

    »Durch eine gerahmte Botschaft. Darauf stand – Moment, wie war’s noch genau – ›Wer es sich leisten kann, $   50.000 für Scheiße auszugeben, kann es sich auch leisten, Scheiße im Wert von $   50.000 zu verlieren. Mit freundlichen Grüßen, das Failed Artists Collective.‹ Das wollten wir noch klarstellen, bevor jemand auf unsere kleinlichen, durchschaubaren Motive hinwies.«
    »Wie haben Sie die Bilder geklaut?«
    »Wir haben den Tagesablauf der Besitzer ausgespäht und sind reingegangen, als nur die Haushaltshilfe da war. Sind einfach am helllichten Tag durch die Haustür gekommen, haben die Bilder von der Wand genommen und der Haushaltshilfe erklärt, wir wären von der Versicherung und müssten sie schätzen lassen. Den Ersatz haben wir dann später per Post geschickt. Wir waren an einem Tag bei allen vier Häusern, damit wir dieselbe Masche durchziehen konnten. Dafür braucht man nur ein paar Formulare, zwei Typen im Blaumann und einen freundlichen Herrn mit Anzug, der wegen seiner mexikanischen Mutter Spanisch spricht.«
    »Das waren dann wohl Sie. Aber die hätten Sie doch hinterher identifizieren können.«
    »Leo konnte schon lange vor Karls Gerät mit Latex und Schminke umgehen. Karl wäre natürlich trotzdem aufgefallen, also hat er den Fahrer gespielt.«
    »Was haben Sie mit den Bildern gemacht?«
    »Jerome wollte sie verbrennen, aber Karl und ich hatten da Skrupel. Selbst wenn es Scheiße war, war es die Arbeit von jemandem. Wir haben sie in einen Lagerraum in Newark gepackt. So weit ich weiß, sind sie da heute noch, mit ein paar anderen.«
    »Sie haben das noch mal gemacht?«
    »Es gab eine Menge überbewertete Scheiße und viele Idioten mit zu viel Geld.«
    »Haben die seitdem nicht besser aufgepasst?«
    »Klar, irgendwann schon, aber dann haben wir eben unsere Technik variiert. Die haben ihren Haushaltshilfen gesagt, dass niemand die Bilder mitnehmen durfte, egal wie seriös er aussah und was für Papiere er vorzeigte. Als Erstes haben wir dann behauptet, wir wären von der IRS und müssten die Gemälde konfiszieren, weil sie noch nicht versteuert wären. Die IRS jagt keiner zum Teufel, das können Sie mir glauben, schon gar keine illegale Immigrantin, die fünf Dollar die Stunde kriegt. Die Masche konnten wir natürlich auch nicht ewig benutzen, also haben wir die Leute später einfach abgelenkt: Ich hab in dem einen Zimmer mit der Haushaltshilfe geredet, während Leo und Jerome sich bedient haben. Wir waren ein Fotograf mit Assistenten, die die Wohnung für eine Zeitschrift ablichten sollten, solche Geschichten.«
    »Tut mir leid, wenn ich wieder mit derselben Perspektive komme, aber was hat das NYPD da die ganze Zeit gemacht?«
    »Sich um echte Verbrechen gekümmert, bei dem Leute zu Schaden kommen. Die Bullen hatten die gerahmte Botschaft nicht nötig. Die wussten, dass einer, der solche Summen für ein Gemälde ausgibt, und dann noch für so ein beschissenes, so bald keine Essensmarken braucht.«
    »Naja, trotzdem: Geld regiert die Welt.«
    »Ja, könnte man meinen. Aber Sie dürfen auch nicht vergessen, dass wir hier von New York reden, und dann auch noch von der Kunstszene – das sind die selbstverliebtesten, launischsten, imageverrücktesten Leute auf der Welt. Irgendwann war man cool, wenn man von uns beraubt worden war.«
    »Das ist ’n Witz, oder?«
    »Nein. Plötzlich bist du ein Niemand, wenn das FAC dich nicht ausgeräumt hat. Die wenigsten von denen haben überhaupt die Bullen gerufen. Ich hab eben gesagt, die haben die Haushaltshilfen vor uns gewarnt, aber ehrlich gesagt bin ich mir da gar nicht sicher. Viele von den Arschlöchern haben sicher darauf verzichtet, damit wir bloß nicht mit leeren Händen gehen mussten, falls wir vorbeikommen sollten. Ich hab sogar von einem bedauernswerten Idioten gehört, der sich einen Mercurio gekauft, ihn versteckt und dann

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