Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
Vom Netzwerk:
hatte.«
    »Aber wie ist er denn überhaupt hineingekommen? Hatten die denn keine Virenscanner?«
    »Man muss der Virensoftware immer nur eine kleine Veränderung voraus sein. Er hat den Trojaner auf eine Website geladen und dem Filialleiter einen Link dazu geschickt, und zwar in einer Mail, die aussah, als wäre sie von einem Kollegen bei der RSGN gekommen. Der Typ klickt auf den Link, und sein PC lädt sich als Erstes den Trojaner runter.«
    »Was war sonst auf der Seite?«
    »404. File not found.«
    »Was, das arme Schwein hat nicht mal ein paar Pornobilder dafür gekriegt?«
    »Karl meinte, seinem Browser-Cache nach zu urteilen brauchte er nicht noch mehr.«
    »Wenn das also alles Kinderkram für ihn ist, worin besteht dann sein eigentliches Talent?«
    »Irgendwo im Übergang zwischen Kunst und Code, zwischen Software und Materie. Seit er seinen ersten Commodore hatte, hat er immer unglaubliche Dinge mit Kunst-Programmen angestellt – 2D-, 3D-Animationen – aber er war immer unzufrieden, weil all das nur auf dem Monitor existieren konnte. Die Rechenleistung wuchs, die Software wurde komplexer, aber diese eine Tatsache änderte sich nie, zumindest nicht rechtzeitig. Wenn jemand mit der Malerei anfängt und ihm die zwei Dimensionen irgendwann nicht mehr reichen, dann kann er auf Skulpturen oder Installationen umsteigen. Karl konnte das nicht. Er konnte in drei Dimensionen arbeiten, die aber immer nur in zweien dargestellt wurden.«
    »Und das macht ihn zum ›gescheiterten Künstler‹?«
    »Ja, schon. Außerdem war die Szene damals Computer-Arbeit gegenüber sehr snobistisch eingestellt. Aber sein größtes Hindernis war seine eigene Frustration. Dieser Übergang faszinierte ihn,diese Barriere, die seine Werke einsperrte, wie er es sah. Er war seiner Zeit einfach voraus. Fünf Jahre später hätte er mit Hologrammprojektoren arbeiten können und so weiter, aber da war es schon zu spät.«
    »Warum kann er so was heute denn nicht mehr machen?«
    »In den letzten Jahren ist alles ein bisschen … kompliziert geworden. Außerdem verändert sich mit der Zeit der Antrieb, die Ambitionen und Begeisterungen verschieben sich. Aber dieser Übergang ist immer noch sein Steckenpferd. Er hat an einer Technologie gearbeitet, die mit Tausenden winziger längenverstellbarer Nadeln computergenerierte Gussformen herstellt. Dann kann man am Bildschirm ein Modell kreieren, das mit diesem Gerät dreidimensional – wenn nötig auch als Negativ – wiedergegeben wird, dann gießt man das Material drauf – Zement, Ton …«
    »Oder Latex.«
    »Genau. Latex funktioniert ziemlich gut. Wie Sie sich denken können, hat dieses Gerät ein Riesenpotenzial, aber die Entwicklung verschluckt Unmengen an Geld.«
    »Hoffentlich findet er einen Investor. Und funktioniert das Gerät auch mit Metall, wenn ich fragen darf?«
    Zal lachte. »Sie meinen die Waffen, oder? Nein. Vielleicht irgendwann mal.«
    »Wo kommen die dann her?«
    »Die sind handgemacht«, erwiderte er und grinste verschmitzt. »Nicht die beste Arbeit des Künstlers, aber sie haben ja ihren Dienst getan.«
    »Die SPAS -12 war aber nicht selbst gemacht.«
    »Die was?«
    »Die Schrotflinte beziehungsweise der Granatwerfer.«
    »Ach, das Teil. Ausgeliehen. Saubergewischt. Zurückgegeben. Vergessen Sie es.«
    Endlich wurden sie an ihren Tisch geführt, wo der Anblick der Karte aus Zals Espresso ein Bier werden ließ, mit dem er sein Essen runterspülen wollte. Angelique hatte eigentlich nur ein Mineralwasser trinken wollen, aber die opulente Umgebung und dieallgemeine Urlaubsatmosphäre überredeten sie auch zu einem Kronenbourg.
    »Prost«, sagte Zal und hob das Glas. Angelique stieß an, wollte aber nicht, dass er das Thema aus den Augen verlor.
    »Wenn Sie also Bildhauer sind, warum kennen Sie sich dann so gut mit Malerei aus?«
    »Ich bin kein Bildhauer und auch kein Künstler, ich hab nur Kunst studiert.«
    »Wo? In Vegas?«
    »Machen Sie sich nur lustig. In LA .«
    »Haben Sie da die anderen kennengelernt?«
    »Nein, Karl kenne ich schon aus dem Sandkasten. Wir waren Nachbarn. Sein Vater hat im Circus Circus gearbeitet. Er war ein Messerwerfer und Akrobat und relativ ungern auch ein Clown.«
    »Ungern?«
    »Er wollte nicht als Witzfigur gesehen werden, nur weil er klein war. Es machte ihm ziemlich zu schaffen, dass ihn alle als Gag betrachteten, auch wenn er der beste Messerwerfer war, den sie je erlebt hatten. Und der war er garantiert. Als Kind fällt einem so was nicht so

Weitere Kostenlose Bücher