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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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richtig auf, aber heute glaube ich, dass er mit seinem Job einfach nicht klarkam. Er hat Karl alles Mögliche beigebracht – jeder Sohn will seinem Vater nacheifern – aber er verbot Karl, in seine Fußstapfen zu treten.«
    »Hat er denn seine Künstlerambitionen unterstützt?«
    »Nein, auch nicht so richtig. Er wusste, dass Karl mit Zahlen und Computern umgehen konnte, also hätte er eine Karriere als Informatiker, Buchhalter oder so toll gefunden. Als Künstler – welcher Art auch immer – war ihm die Gefahr zu groß, dass Karl einfach nur als Gag gesehen würde. ›Ich will nicht, dass sie dich ausstellen‹, hat er immer gesagt. Der übliche Eltern-psycho-Bullshit: Schuldübertragung, man will dem Kind die eigenen Fehler ersparen, Sie wissen schon. Ironischerweise erfüllte sich sein Wunsch mehr oder weniger. Karl bekam keine Ausstellungen.«
    »Und deshalb sind Sie sauer auf die Mona Lisa?«
    »Hey, gegen die hab ich doch gar nichts. Scheiße, jeder kennteinen wie Karl, einen, der begabter ist als Dutzende, Tausende Erfolgreichere, der einfach nie genug Glück hatte. Ich kannte auch ein paar Begabte, die ihren Durchbruch geschafft haben. Karl und ich hatten auf der Kunsthochschule in LA einen Freund, einen Bildhauer, der es einfach draufhatte, und wir wussten, dass er sich einen Namen machen würde. Wahrscheinlich hat es auch nicht geschadet, dass er aus einer reichen Familie kam, aber man konnte sein Talent nicht abstreiten. Über erfolgreiche Genies regt man sich nicht auf, man regt sich bloß über die erfolgreichen Mittelmäßigen auf und über die Leute, die den Unterschied nicht sehen.«
    »Bitte verzeihen Sie meine streng berufliche Sichtweise, aber mich würde doch zu sehr interessieren, wie Sie Ihre Wut bei kathartischen Banküberfällen abarbeiten.«
    Zal genehmigte sich vor der Antwort noch eine Gabel Quiche, er wirkte unbeeindruckt von ihrer Direktheit, erweckte aber auch nicht den Eindruck, als wollte er ihr ausweichen. Seine derzeitige Offenheit war weit surrealer als jede der Methoden, mit denen er die RSGN ausgenommen hatte, und Angelique fragte sich, wo der Haken oder der Trick war. In ihren paranoideren Momenten musste sie daran denken, wie Kevin Spacey in Die üblichen Verdächtigen sein Lügengewebe spinnt.
    »Nach dem College sind Karl und ich nach New York gezogen. Das war wohl die dümmste Entscheidung unseres Lebens. Damals hatte er sich noch nicht davon unterkriegen lassen, dass er sein Talent nie ganz zeigen konnte, und ich noch nicht verstanden, dass ich keins habe. Wir bewegten uns am Rande der dortigen Kunstszene wie Pluto sich am Rande des Sonnensystems bewegt. Zwei Typen aus Vegas würden nie Zugang zur zickigsten, elitärsten und verschworensten Szene der Welt bekommen, aber wir hielten durch. Gleichzeitig wurden unsere Kommilitonen in LA , wo wir Kontakte hatten und ein paar Leute kannten, als Kritiker und Kuratorassistenten angestellt oder machten zusammen Ausstellungen. Aber wir beide hatten beschlossen, dass wir es in New York versuchen mussten, und wir waren nun mal ziemliche Sturköpfe. Wir nahmen Jobs in Galerien an, die meiste Zeit einfachster Handlangerkram, einfach damit wir im Bilde blieben – Vorsicht: Wortwitz! –, denn wir dachten uns, irgendwann würden wir schon entdeckt werden. Und dabei haben wir Leo und Jerome kennengelernt.«
    »Das heißt, Dalí und Chagall.«
    »Genau, jetzt haben Sie die ganze Bande zusammen. Auch die beiden hatten sich an der Kunsthochschule kennengelernt und waren seitdem unzertrennlich. Ich würde ja sagen, dass sie sich einfach gut verstanden, aber wenn Sie jemals sehen, wie die beiden miteinander umgehen … egal. Auf jeden Fall haben wir uns gefunden. Auch die waren gescheiterte Künstler, die nicht so recht dazugehörten. Also haben wir unsere eigene Clique der Verstoßenen, Sonderlinge und Versager gegründet, um uns gegenseitig ein bisschen darüber hinwegzutrösten.«
    Zal lächelte gedankenverloren und trank einen Schluck Bier.
    »Da war so ein Typ, der sich Mercurio nannte, in Wirklichkeit aber Brant Hetherington the Third hieß oder so. Verzogenes Kind reicher Eltern. Jerome kannte ihn von der Prep School, aber so was hörte sich natürlich scheiße an, also erfand er sich als Mercurio neu. Jerome dagegen hätte sich nicht mal verstellen können, wenn er in ’nem Zeugenschutzprogramm gewesen wäre. Mercurio war auf jeden Fall völlig talentfrei, konnte aber eine Menge Geld für Klamotten und Partys auf den Kopf hauen,

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