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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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nannten.
    Das gescheiterte Training des Morgens war ihr wie eine angemessene Therapie erschienen, die sie hatte ablenken sollen von … tja, und genau deshalb hatte es nicht geklappt. Sie wusste nicht, womit genau sich ihr Kopf die ganze Zeit beschäftigte, und das war bezeichnend für ihren aktuellen Zustand. Schon oft hatte ihr das Training im Dojo eine wunderbare Auszeit von ihren Sorgen verschafft, wenn sie sich nur aufs Physische konzentriert und alle weiteren Gedanken ausgeblendet hatte. Dann konnte sie sich ganz dem Kampf hingeben und an einen Ort jenseits von Schmerz und Erschöpfung gelangen, an dem nur der Wettstreit zwischen ihr und ihrem Gegner zählte. Stewart hatte recht: Wenn man sich verausgabt, bekommt man einen klaren Kopf; und noch viel wichtiger – manchmal reduzieren sich dabei alle Sorgen auf die grundlegenden Tatsachen, sodass man die eigentlichen Sachverhalte ohne die dunklen Schatten sieht, in die die Angst sie hüllt.
    Das war auf heute Morgen aber alles nicht anwendbar. Sorge war nicht das Problem. Sorge bedeutete, dass man zumindest wusste, was los war, und dass einem die möglichen Auflösungen der Lage wichtig waren. Sorge war ein Anzeichen dafür, dass einem nicht alles scheißegal war.
    In ihrem Zustand konnte sie von Glück reden, dass sie heil davongekommen war. Stewart und sie passten bei diesen Sparringskämpfen zwar auf, einander nicht zu verletzen. Die bloße Berührung einer bestimmten Stelle zählte als Treffer. Aber sie trauten es dem anderen zu, dass er gewisse Angriffe erfolgreich abwehrte (und verließen sich teils strategisch darauf), also konnte ein zwischenzeitlicher Konzentrationsverlust schmerzhafte Folgen haben. Stewart war ihr Judotrainer bei der Polizei gewesen, und imLaufe der Jahre hatten sie ihre Kampfsporterfahrung bei unzähligen Privatkämpfen aneinander gemessen. Die beiden Besessenen waren glücklich, ein Gegenstück gefunden zu haben, das auch nichts Besseres vorhatte. Bei ihren Sparringskämpfen bedienten sie sich einer unsystematischen Mischung verschiedener Disziplinen, was einerseits ein wertvolles Training ausmachte und andererseits die Chancen ein bisschen ausglich: Stewart hatte einen unüberwindlichen Vorsprung, wenn sie sich auf Judo beschränkten; Angelique hatte bei allem anderen die Oberhand.
    Bis heute hatte sie noch nie verloren, auch wenn es über all die Treffen schon gelegentlich mal knapp geworden war. Aber nicht die Niederlage war bezeichnend für Angeliques Zustand, sondern wie leicht sie gekommen war, wie leicht sie sie zugelassen hatte.
    Es würde vorübergehen. Sie würde es irgendwann mit einem Lächeln abtun, es auf ihren Biorhythmus schieben oder auf eine andere Lüge, die den echten Grund gerade gut verbergen konnte. Genauso sicher war aber auch, dass es wiederkehren würde, vielleicht noch schneller als zuvor, und dass die Spirale sich wieder ein kleines bisschen schneller drehen würde. Als sie sich zum ersten Mal so gefühlt hatte, hatte sie sich widerwillig eingestehen müssen, dass sie von Dubh Ardrain mehr davongetragen hatte als ein paar angeknackste Rippen. Und als das Gefühl wiedergekommen war, hatte sie noch widerwilliger zugeben müssen, dass sie es immer noch nicht überstanden hatte. Jetzt, beim dritten Mal, fragte sie sich, ob es jemals enden würde.
    Dubh Ardrain: ihre Sternstunde – hieß es zumindest offiziell, wenn jemand nach der Rolle der Polizei bei der Abwendung der Katastrophe fragte. Sie hatte aber nicht den Eindruck, dass ihr Beitrag intern dieselbe bedingungslose Dankbarkeit ausgelöst hatte, die ihren Vorgesetzten vonseiten der Öffentlichkeit entgegenschlug. Die jahrelange Erfahrung mit der Polizeipolitik hatte sie von jedem naiven Idealismus in Bezug auf die Natur ihres Jobs befreit, aber ein ganz neues Maß an Zynismus hatte sich ihr tief in die Seele gebrannt, als sie für ihren Dienst in Dubh Ardrain einer offiziellen Belobigung nur so nahegekommen war wie: »Disziplinarmaßnahmen wären unangemessen«. Ach, jetzt übertreibt doch nicht so, Leute, ich werd schon ganz rot.
    Bei den offiziellen Nachbesprechungen wurde einem das Gefühl gegeben, man habe bestenfalls das Mindeste gegeben und sei trotz seiner schlampigen, undisziplinierten Arbeitsweise gerade so einer Anklage wegen grober Fahrlässigkeit entgangen. Ja, natürlich mussten sie alle Ereignisse mit objektivem Abstand untersuchen und herausfinden, was genau vorgefallen war, aber musste man sie dazu komplett aus dem Gesamtzusammenhang

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