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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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ja.«
    Jarry fing wieder an zu tippen, behielt dabei aber den Zeigefinger der freien Hand am Abzugsbügel.
    »Tut mir leeiiid, tut mir schrecklich leid«, winselte Grant, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Dafür ist es ein bisschen zu spät«, sagte Jarry. »Aber wir können versuchen, das Ganze wiedergutzumachen. Also los: ›Donny, alte Socke. Ha, hast du mir das geglaubt? Michelle J? Im Traum. G‹.«
    Jarry steckte das Handy in die Tasche, nahm die Waffe in beide Hände, ging einen Schritt nach vorne und schob Grant den Lauf direkt unters Kinn. »So, wir machen jetzt mal etwas ab: Du hältst ab sofort das Geheimnis einer Dame geheim, und keiner findet heraus, dass du dir hier oben auf dem Klo mit ’ner Zeitschrift einen runtergeholt hast. Alles klar?«
    Grant traten die Augen fast aus dem Kopf, als er sich fragte, ob er überhaupt noch Geheimnisse hatte. Er hätte Michelle sicher leidgetan, wenn sie ihn in dem Moment nicht mit jedem Molekül ihres Körpers gehasst hätte.

    Er nickte, soweit der Lauf der Waffe es zuließ. »Ja, klar. Absolut. Keine Frage.«
    »Gut. Wenn Sie nichts dagegen haben, muss ich mich jetzt auf meine Besucher vorbereiten, also erst mal nach unten mit Ihnen beiden.«
    Jarry stieß Grant mit dem Gewehrlauf in den Rücken, damit er voranging. Er wimmerte und zuckte, als wäre es ein Elektroschockgerät gewesen.
    Ja, leide, du Schwein, dachte Michelle.
    Sie fühlte sich dem Geiselnehmer weitaus näher als ihrer Mitgeisel, aber das lag nicht am Stockholm Syndrom. Nur einer von beiden hatte sie wie eine Dame behandelt. Zugegebenermaßen konnte dahinter eine kranke Marotte stecken oder eine wahnsinnige Wut, die vom Zusammentreffen zufälliger Ereignisse ausgelöst worden war, aber das kam ihr gerade unwahrscheinlich vor. Andererseits würde sie auch nicht anfangen, über den Mann hinter der Maske zu fantasieren. Sie hatte ihre sexuelle Verzweiflungstat für dieses Jahr schon hinter sich, vielen Dank, und so wenig sie damit gerechnet hatte, würde vielleicht wirklich Gras über die Sache wachsen.
    Als sie unten wieder in den Verwaltungsbereich kamen, starrte Ionesco fassungslos einen Computermonitor an. Jarry sah auf die Uhr.
    »Wie läuft’s«, fragte er.
    »Langsam«, erwiderte Ionesco.
    »Langsam aber sicher?«
    »So sicher, wie auf den Tag die Nacht folgt, aber was als Erstes kommt, kann ich nicht sagen.«
    »Was ist denn los?«
    »Ach, die verdammte 256-Bit-Verschlüsselung.«
    »Ich dachte, du hast den Compiler mit 256-Bit getestet.«
    »Der Compiler funktioniert ja auch. Bloß hab ich den auf ’nem 2,2 GH z Athlon geschrieben und ausprobiert.«
    »Und was ist das hier?«
    »Das Schnellste, was die hier haben ist ein Celeron 400.«

    »Scheiße. Also … deine Prognose?«
    »Ich hab alles getuned, so weit es geht … das Betriebssystem aufs Wesentliche reduziert. Ist jetzt schon besser, aber wie lange, kann ich nicht sagen. Im Moment kann ich nur abwarten.«
    »Dann musst du ja auch nicht hier herumsitzen. Komm mit, ich brauch dich gleich vorne.«
    »Alles klar.«
    Die vier gingen in den Schaltersaal, wo die anderen Clowns sich sofort nach Jarry umdrehten. Ionesco legte Grant die Plastikfesseln an und ließ ihn auf dem Boden Platz nehmen. Michelle ging um die Gruppe herum und setzte sich so weit von Grant weg wie möglich.
    »Meine Herren, wir müssen uns jetzt auf einige Neuigkeiten einstellen«, verkündete Jarry. »Erstens erwarten wir Besuch. Die Polizei schickt uns jemanden herein, der ein paar Wanzen legen soll. Wie putzig, aber sie müssen es nun mal versuchen. Wir haben allerdings noch ein paar Minuten Zeit. Ich habe sie gebeten, noch einen Moment zu warten.«
    »Sie haben sie gebeten?«, fragte Dalí.
    »Das erkläre ich später. Mr Chagall, wenn Sie keinen Platz mehr zum Malen haben, bereiten Sie bitte Plan B vor.«
    »Oh, Mist«, sagte Dalí.
    »Scheiße«, pflichtete Athena ihm in einem Tonfall bei, der noch einmal bewies, dass er ungefähr so amerikanisch war wie Fish and Chips.
    »Nur für den Fall der Fälle. Mr Athena, Ihre Talente brauche ich oben. Dalí und Ionesco, die Geiseln sind in Ihren Händen.«
    »Alles klar.«
    »Gut.«
    Plan B, dachte Michelle. Egal, was Jarry seinen Kumpanen erzählte, ihr Vorhaben war in Schwierigkeiten geraten. Genau so eine Entwicklung war am gefährlichsten, das wusste sie, aber aus irgendeinem Grund blieb sie ruhig, als würde sie das alles nicht betreffen. Seit Jarry die SMS geschickt hatte, hatte ihr Kater auch

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