Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
Vom Netzwerk:
nachgelassen, und sie fragte sich, was für Transferarbeit ihr Gehirn davor den ganzen Morgen geleistet haben musste. Trotz Waffen, Belagerung und Wahnsinn hatte sie nicht vor Jarry und seinen Männern die größte Angst gehabt. Jetzt, wo die Ursache dafür erledigt war, hatte sie das Gefühl, mit allem fertig zu werden.
    Natürlich war Dankbarkeit gegenüber einem bewaffneten Räuber alles andere als angebracht, aber sie wollte sie trotzdem ausdrücken; und außerdem würde es nicht schaden, wenn sie Grant daran erinnerte, wen sie auf ihrer Seite hatte.
    »Mr Jarry«, rief sie, als er gerade durch die Sicherheitstür gehen wollte. Er kehrte um und hockte sich neben sie.
    »Ich wollte nur sagen … danke. Ich verstehe es wirklich nicht, absolut nicht, aber … danke.«
    »Hey. Bloß weil ich ein Bankräuber bin, bin ich noch lange nicht der Böse.«
    Und damit ging er wieder.

Als wieder alles schiefläuft
    »luft ist rein. räubr habn obn abgsucht – jetzt wiedr untn. räubr wartn auf etws? kann losgehn«.
    Oh, wie sie SMS hasste. So viele kaltblütige Verbrechen gegen die Sprache hatte sie zum letzten Mal gesehen, als sie bei einer Ermittlung gegen einen Kinderporno-Ring schreckliche Stunden in IRC -Chats hatte verbringen müssen und sich nach einem Vokal gesehnt hatte. R43μb3r w4rt3n 4μf 3tw4s. Danke für den Tipp.
    Von zwei ARU -Machos begleitet ging sie zügig durch das Einkaufszentrum am Princes Square. Beim Anblick der drei hechteten alle Besucher aus dem Weg. Bedrückenderweise zog sie die meiste Aufmerksamkeit auf sich, und nicht nur, weil sie eine Frau war. Alle drei trugen sie eine Kevlarweste, aber nur eine von ihnen hatte dazu hellblaue Phat-Pants an und eine Technikausrüstung am Kopf, mit der sie aussah wie ein frisch assimilierter Borg. Naja, immerhin unterschied sie sich so deutlich von den Mitgliedern ihrer Doppel-Y-Chromosom-Eskorte, die so taten, als würden sie sie beschützen, obwohl sie ihr in ein paar Minuten nur hinterherwinken und Glück wünschen würden, wenn sie alleine reinging.
    Noch schlimmer als diese physische Begleitung war aber McMasters körperlose Stimme in ihrem Ohr. Jetzt wusste sie, wie sich Schizophrene fühlen mussten, obwohl sich bei denen die Stimme im Kopf wohl zumindest zeitweise ganz logisch anhörte. Wenn sie daran dachte, dass er hören konnte, was sie hörte, und sehen konnte, was sie sah, wurde ihr ganz anders. Es fehlte nur noch, dass er wusste, was sie dachte, aber so weit war die Technik zumGlück noch nicht, denn ihre Gedanken waren alles andere als vertrauenerweckend. Zum einen war sie immer noch skeptisch, ja fast schon paranoid, warum sie in diese Farce hineingezogen worden war. Die plausibelste Erklärung war nach wie vor, dass sie einen tollen Sündenbock abgeben würde, wenn die Sache in die Hose ging und ein Zivilist starb. »Ach ja, DI de Xavias Hang zu leichtsinnigem, impulsivem Verhalten. Sie hat sich immer schon allein durchschlagen wollen und die Anweisungen ihrer Vorgesetzten in den Wind geschlagen.« Lieber eine tollkühne Einzelkämpferin verantwortlich machen, als taktische Planungsfehler zugeben.
    Vielleicht würde einen telepathischen Mithörer aber noch mehr erschrecken, dass sie sich ihrer Fähigkeiten im Moment überhaupt nicht mehr sicher war. Sie stellte nicht nur infrage, ob ihre bescheidene Leistung am Morgen eine angemessene Vorbereitung auf diesen Einsatz darstellte, sondern sie konnte sich auch nicht so recht auf diese unmittelbar bevorstehende Realität konzentrieren. Normalerweise müsste sie jetzt schon voll bei der Sache sein, aber gerade hatte ein lilafarbenes Top im Schaufenster bei Whistles ihren Blick (und den der Kamera) angezogen, und sie fragte sich, welche Hose sie wohl dazu anziehen würde.
    Gerade wollte sie murmeln: »Ich bin zu alt für diese Scheiße«, als ihr einfiel, dass sie einen Zuhörer mehr hatte als sonst.
    Mit der Hilfe eines Wachmanns gelangten sie aufs Dach des Einkaufszentrums, von wo sie sich zwei Stockwerke abseilen musste, um zur Bank zu kommen. Sie legte den Klettergurt an und schaute über die Kante, während ihre Kollegen die Abseilvorrichtung aufbauten und etwas Stabiles suchten, woran sie sie befestigen konnten.
    Die Dachluke war nicht nur zu sehen, sie stand sogar offen, wohl damit es schnell ging, falls die Polizei noch mal blöd genug war, vorne ARU -Kräfte aufzufahren. Selbst jetzt, wo die Kollegen vorgewarnt waren, hätten sie keine große Zielfläche gehabt, wenn sie von oben beschossen

Weitere Kostenlose Bücher