Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
vorbeugte und mit den Armen wedelte wie ein besonders ungeschickter Fischreiher beim ersten Flugversuch. Sie behielt das Gleichgewicht, hatte aber dummerweise beide Arme nutzlos weit von sich gestreckt, als die beiden clownsgesichtigen Bankräuber aus den Schatten traten und mit ihren Maschinenpistolen auf sie zielten.
»Scheiße.«
Der Größere der beiden zog ihr behutsam die P990 aus dem Hosenbund und steckte sie sich in den eigenen, während McMaster ihr hilflos »oh, nein« ins Ohr murmelte.
»Das Headset auch, bitte, und die Tasche«, forderte der größere Clown, dessen amerikanischer Akzent mit den Berichten der entlassenen Geiseln übereinstimmte.
»Bedienen Sie sich«, sagte sie und übergab als Erstes bereitwillig das Headset.
»Waren die Geräte teuer?«, fragte er, als er das Headset mit Kamera und Mikrofon von der Hand baumeln ließ, während Angelique die Polstertasche auf den Schreibtisch legte.
»Hab mir die Quittung nie angeschaut.«
»Tja, auf jeden Fall meine herzliche Entschuldigung an den Steuerzahler«, sagte er, warf das Ganze auf den Boden und zerstampfte es mit dem Absatz. Dann nahm er die Tasche am Riemen und trat einen Schritt zurück.
»Mr Athena, wären Sie so nett und legten unserem neuen Gast die Partyarmbänder an?«
Angelique stieg langsam vom Tisch und drehte sich zu »Mr Athena« um, dessen brennende Wut trotz der Maske an den Augen zu erkennen war.
»Umdrehen«, befahl er barsch und erfüllte die Rolle des bösen Räubers mit einer Leidenschaft, die wahrscheinlich nicht auf der Stanislawski-Methode beruhte. Die Bestätigung bekam sie, als sie sich umdrehte, denn er verpasste ihr sofort einen Stoß mit demGewehrkolben und brüllte: »Auf die Knie, du Schlampe!« In der Wut wirkte sein falscher amerikanischer Akzent völlig unglaubwürdig. Hier schrie hundertprozentig ein Glasgower Gangster, was auch sein instinktiver Übergang zur Gewalt bewies, sobald er einen Polizisten sah.
Der Schlag hatte sie überrascht, war aber nicht besonders heftig, und sie ließ sich aus eigener Kraft auf die Knie sinken. Er drückte sie grob nach vorne, presste ihr ein Knie in den Rücken und fesselte sie mit einem Kabelbinder. Das Knie noch auf ihr, packte er sie an der Nase und zog ihr den Kopf am Pferdeschwanz hoch, sodass ihr Ohr näher an seinem Mund war. Bevor er aber sprechen konnte, räusperte sein Kollege sich laut.
»Mr Athena, nur eine kurze Frage … Äh, was zum Teufel machen Sie da?« Er sprach ruhig und leise, als würde es ihn bloß interessieren.
»Die Bullensau muss doch wissen, was Sache ist«, knurrte Athena.
»Ich nehme an, dass die Dame von der Polizei, wenn Sie die meinen, die Situation schon klar und deutlich verstanden hat, weil wir die Waffen haben und sie nicht. Die sind von Berufs wegen sehr aufmerksam, wissen Sie?«
»Die können auch ganz anders, ODER ?«, erwiderte Athena und zerrte noch stärker an Angeliques Nasenlöchern. »Sie haben wohl vergessen, wie das läuft, Mr Jarry. Wenn Sie den Schweinen auch nur ein bisschen …«
»Vielleicht muss ich mich etwas klarer ausdrücken. Sie nehmen die Hände von der Dame, oder ich erschieße Sie hier und jetzt. Sie sind tot, und wir anderen bekommen alle einen größeren Anteil. Einverstanden?«
Athena nahm Angelique das Knie aus dem Rücken und zerrte sie an der Nase, bis sie wieder aufrecht kniete. »Das traust du dich nicht«, sagte er. »Und außerdem würd’s dir deinen schlauen Plan versauen.«
»Mr Athena, ich würde Sie ein Arschloch nennen, aber ohne Arschloch komme ich nicht aus. Ohne Sie dagegen …«
Athena starrte die Waffe an, die auf ihn gerichtet war, und ließ endlich Angeliques Nase los. Da er jetzt die Hände frei hatte, wartete er kurz ab, bis Jarry nicht mehr aufpasste, und zielte dann mit seiner eigenen Maschinenpistole auf ihn. Angelique erkannte das Modell nicht, aber es sah hochmodern aus. Auf die Distanz hätte aber auch eine Duellpistole aus dem achtzehnten Jahrhundert gereicht.
Sie konnte kaum hinsehen. Jarry musste nur wieder nach seiner Waffe greifen, und der Raum würde sich in einen riesigen Häcksler verwandeln. Jarry blieb aber gelassen.
»Mr Athena, wir sind gerade dabei, eine große Geldsumme zu stehlen. Könnten Sie sich bitte konzentrieren? Wenn wir das Geld haben, können Sie sich einen Psychiater leisten, der mit Ihnen an Ihren Ego-Problemen arbeiten kann.«
»Hände von der Waffe«, befahl Athena.
Jarry gehorchte mit einem Seufzen und ließ sie schlaff vom
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