Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
das zählt.«
»Sie vertrauen ihm also?«
»Nie im Leben! Aber ich würde sagen, wir können uns auf ihn verlassen. Er tut, was wir sagen.«
»Hmm. Er tut, was wir sagen. Das waren Alessandros Worte. Bitte vergeben Sie mir, wenn die Ereignisse vom Samstag mich da etwas skeptisch machen.«
»Nein, ich meine, diesmal tut er, was wir sagen.«
»Alessandro hatte den Eindruck erweckt, er hätte Innez unter Kontrolle.«
Harry musste fast loslachen und konnte sich zumindest ein Lächeln nicht verkneifen.
»Sie wussten es wohl schon vor den Ereignissen von Samstag besser«, stellte Hannigan fest.
»Alessandro ist … es gewohnt, Leute unter Kontrolle zu haben«, erwiderte Harry, der den Jungen nicht vor seinem Geschäftspartner schlechtreden wollte. »Er weiß, dass er Innez bei den Eiern hat, aber vielleicht hat er die Schwierigkeiten der Situation …«
»Er hat gesagt, er hat Innez an der Leine. Das waren seine Worte.«
Oh, Scheiße. Gelogen war das nicht mal. Alessandro, du dummes Arschloch.
»Er hat gesagt, Innez würde gehorchen und kooperieren und bis zum Ende der ganzen Operation effektiv unter meiner Kontrolle stehen.«
Harry seufzte. Er durfte Hannigan keine Scheiße mehr erzählen; damit hatte Alessandro es schon übertrieben.
»Okay, Bud, ganz offen unter uns: Alessandro kennt Innez nicht. Ich schon, so gut das geht, wenn man nicht zu seiner Freakshow gehört, also eigentlich auch nicht besonders gut. Alessandro hat Innez im Moment bei den Eiern, und er wird seine Arbeit machen. Da bin ich mir ganz sicher. Das heißt aber nicht, dass er dabei die ganze Zeit freundlich lächelt und uns die Ware mit ’ner großen Schleife überreicht. Mit dem Banküberfall hat er quasi sein Revier markiert und uns gezeigt, dass er seinen Stolz hat. Da wollte er uns sagen: ›Ja, ich bin hier und erledige den Auftrag, aber ich gehöre Alessandro nicht – er kann mich nicht verleihen wie ’nen Rasenmäher‹.«
»Sie meinen, er hat die Bank bloß für diese Botschaft überfallen?«
»Naja, ich nehme an, die achthunderttausend Pfund waren schon der Hauptgrund, aber, wie ich Innez kenne, war ihm die Botschaft durchaus wichtig.«
»Die hat er ja nun rübergebracht. Wie stehen die Chancen, dass ich meine zwanzig Prozent sehe?«
»Null. Nada. Er hat Sie über’s Ohr gehauen, um uns zu zeigen, dass wir ihm nichts anhaben können, solange wir ihn brauchen.Sie könnten ihn später deswegen jagen, aber ich gebe Ihnen keine guten Chancen, dass Sie ihn jemals wiedersehen. Und das Geld schon gar nicht. Seinen Abgang hat er sicher genauso präzise geplant wie den Coup. Aber meinetwegen versuchen Sie Ihr Glück.«
»Nach Samstag verzichte ich lieber.«
»Weise Entscheidung.«
»Wer ist er? Was ist seine Geschichte?«
Harry streckte die Arme mit den Handflächen nach oben aus: Kein gutes Thema. Er wusste aber selbst nicht, ob das ein Ratschlag oder eine Bitte war.
»Ich weiß nicht viel, und nichts von dem, was ich Ihnen sagen könnte, würde Sie beruhigen. Sagen wir einfach, dass ich wieder besser schlafen kann, wenn das hier vorbei ist, und wenn Innez hinterher untertauchen will, sind die zweihunderttausend gut angelegt, damit wir ihn nie wiedersehen.«
»Hört sich gut an. Wissen Sie, wo er jetzt ist?«
»Ich kann mich mit ihm in Verbindung setzen, ja. Wir haben vereinbart, dass er den Kontakt halten muss. Ich werde mich bald mal bei ihm melden. Soll ich ihm Grüße von Ihnen bestellen?«
»Klar«, antwortete Hannigan und erwiderte Harrys Grinsen.
Hannigan ließ die Rechnung verschwinden und begleitete Harry zu seinem Wagen. Harry sah sich nach Hannigans eigenem Auto um. Auf der anderen Straßenseite stand ein Mercedes mit einem Anzugträger hinter dem Steuer, der wohl auf ein Signal wartete.
»Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, während Sie in der Stadt sind, sagen Sie nur Bescheid«, sagte Hannigan, als Harry in seinen Mietwagen stieg. »Das meine ich ernst. Keine falsche Bescheidenheit. Essen, Getränke, Theater, Karten fürs Spiel.«
»Gerade erhole ich mich noch vom Flug, aber ich komme darauf zurück. Vielen Dank.«
Harry schloss die Tür und wollte gerade losfahren, als es ihm wieder einfiel. Er ließ das Fenster herunter, worauf Hannigan sich wieder umdrehte.
»Hören Sie, Sie wissen nicht zufällig, wo ich hier einen anständigen Blowjob kriegen könnte?«
Hannigan antwortete nicht und tat es als Witz ab. Er ging weiter, lachte, winkte mit der linken Hand ab und ließ Harry bei der Rückfahrt
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