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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Mahlzeit zu warten, bevor er mit dem Geschäftlichen anfing. Solche Kleinigkeiten zeichneten einen echten Boss aus, und so etwas würde Alessandro nie kapieren. Geduld hieß zum Beispiel nicht, dass man sich an der Nase herumführen ließ, sondern dass man wusste, dass man am Ende bekommen würde, was man wollte, weil man es immer bekam. Wenn man einen Gast zuvorkommend behandelte, zeigte man, dass man wusste, was Respekt war. Und ohne dieses Wissen konnte man sich selbst auch niemals echten Respekt verdienen.
    Der Mann war ein echter Macher. Das sah man daran, dass er den Blick fürs größere Ganze hatte; er wusste, dass es sich nicht lohnte, sich über Innez’ Provokation aufzuregen, wenn ein Deal dieser Größenordnung bevorstand. Miguel hatte recht gehabt: Hannigan hatte all das zwar auch allein verstanden, aber Harrys Besuch sendete genau die richtigen Signale.
    »Vielen Dank, dass Sie diese Reise so kurzfristig auf sich genommen haben, Mr Arthur.« Hannigan hatte beim Small Talk nach dem Essen sehr höflich und klar mit ihm gesprochen, aber Harry merkte, dass er ihm zuliebe seinen Dialekt unterdrückte. Auch eine freundliche, aber unnötige Geste. Der Akzent hier war zwar durchaus seltsam, aber zu Hause sprachen die Leute manchmal schon völlig anders, wenn man nur in ein anderes County fuhr. Auf seinen zahlreichen Dienstreisen hatte Harry herausgefunden, dass man so ziemlich jeden Dialekt der englischen Sprache verstehen konnte, wenn man den Menschen ins Gesicht sah und wirklich zuhörte, was sie einem verdammt noch mal sagen wollten. Hier und da ging vielleicht mal eine Nuance verloren, aber die Hauptbotschaft war doch immer klar, und in dieser Branche kam es doch nur sehr selten auf Feinheiten an.
    »Nennen Sie mich Harry.«
    »Gern. Ich wollte wirklich nicht darauf bestehen, dass mir sofort jemand geschickt wird, wissen Sie? Bei uns ist ja keine Panik ausgebrochen, wir waren nur … besorgt und der Ansicht, dass wir Ihre Leute auf dem Laufenden halten sollten.«
    »Sehr freundlich, Mr Hannigan.«
    »Bud.«
    »Was?«
    »Sie können mich Bud nennen.«
    »Ah, okay. Alles klar. Sorry, das hört sich bei uns zu Hause bloß ziemlich flapsig an, wissen Sie? Wie ›Kumpel‹.«
    »Solange wir Geschäfte machen, bin ich auch Ihr Kumpel. Aber mich nennen einfach alle so.«
    »Bud. Cool. Okay, wie viel hat er Ihnen abgeknöpft, Bud?«
    Hannigan seufzte und schlürfte an seinem Espresso. Die Frage gefiel ihm nicht besonders, und Harry hätte sie zugegebenermaßen auch etwas besser formulieren können, wenn sein Gehirn nicht noch auf LA -Zeit gelaufen wäre.
    »Der Betrag tut nichts zur Sache, und seien wir ehrlich, Innez hat ihn ja eigentlich nicht mir gestohlen. Im Vergleich mit unserer Hauptvereinbarung war es nun auch wirklich nicht viel Geld.«
    »Achthunderttausend Pfund Sterling, hab ich gehört. Wie hoch war Ihr Anteil?«
    »Zwanzig Prozent.«
    »Kein Kleingeld, aber im großen Zusammenhang natürlich nicht bedeutend. Und, wie Sie schon sagten, zwanzig Prozent, die Ihnen nie gehört haben. Aber weh tut es doch.«
    »Ein bisschen, ja. Die ganze Angelegenheit ist natürlich vor allem ein großes ›Leck mich!‹, was natürlich Auswirkungen aufunser Verhältnis zu Mr Innez hat, verstehen Sie? Als jemand in meiner Position, mit meinen Verantwortungen, wäre es höchst leichtsinnig, das Ganze nicht als klare Warnung davor zu verstehen, wozu dieser Mann fähig ist.«
    »Diesmal spaziert Innez nicht einfach mit der Beute davon. Er kann sie nicht transportieren, also ist sie für ihn wertlos.«
    »Das wäre uns aber nur ein schwacher Trost, wenn wir mit leeren Händen dastünden, weil er wieder sein eigenes Ding gedreht hat.«
    »Bei der Sache kann er uns nicht verarschen. Alessandro lässt ihn erst in Ruhe, wenn das Ganze über die Bühne ist, und das ist Innez wichtiger als alles andere.«
    »Ja, ich habe gehört, dass er unter großem Druck arbeitet. Ich weiß nicht, ob mir das so recht ist. Meiner Erfahrung nach sind Leute ohne Eigeninteresse am Ergebnis nicht die besten Mitarbeiter.«
    Harry nickte. »Unter uns und der Zuckerschale hier, ich fühle mich dabei auch nicht so ganz wohl, aber wir können gerade nichts daran ändern.«
    »Also kann es gut sein, dass er nach Möglichkeiten sucht, das Ganze zu sabotieren?«
    »Innez? Darauf können Sie sich verlassen. Aber solange wir ein Druckmittel haben, tut er es nicht. Er kriegt zwar keinen Anteil, aber er hat ein starkes Interesse am Erfolg der Operation, und nur

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