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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Kollegen eigentlich nur noch mal alles wiederholten oder bestätigten, was schon bekannt war, und wie jedes Kind weiß, bekommt man die Außenkanten beim Puzzle immersehr schnell zusammen, hat dann aber immer noch keine Ahnung, wie das Bildinnere aussieht. Shaws Talent zeigte sich daran, wie gut er seine Schützlinge davon überzeugte, dass sie es trotzdem finden würden.
    »Okay, wie Sie alle wissen, bin ich ziemlich kurzfristig hier hochgekommen und hatte noch keine Zeit, die über vierzig Zeugenaussagen durchzuarbeiten, so faszinierend die auch sicher alle sind. Also gehe ich den Tathergang durch, wie ich ihn bisher kenne, und Sie alle melden sich, wenn ich etwas vergesse.
    Am Samstagvormittag um circa elf Uhr fünfundvierzig steigen fünf Männer mit Overalls und Clownsmasken in einer kleinen Seitenstraße der South Hanover Street aus einem Lieferwagen. Was wissen wir über den Wagen?«
    »Absolute Schrottkiste, wurde vor vierzehn Tagen in Maryhill von einem Bauhof gestohlen, Sir«, kam die Antwort. »Der Besitzer ist untröstlich, dass der Wagen aufgefunden wurde, weil sich die Versicherung für ihn mehr gelohnt hätte als ein Verkauf oder die Verschrottung. Alle Fingerabdrücke innen und außen gehören dem Besitzer und seinen Mitarbeitern, was zu den Aussagen passt, nach denen die Täter alle Latexhandschuhe trugen.«
    »Sie klauen also eine Rostlaube, die niemand bewacht oder später vermisst. Dass es kein zuverlässiges Fluchtfahrzeug ist, spielt keine Rolle, weil sie es nur für die Anfahrt brauchen. Dann spazieren sie zum Royal Exchange Square, ziehen dabei zwar einige Aufmerksamkeit auf sich, erregen aber kein Misstrauen, denn, mal ehrlich, es ist viel los an diesem Samstagmorgen, und wer etwas Böses vorhat, verkleidet sich nicht als Ronald McDonald. Zu allem Überfluss maximieren sie ihre Sichtbarkeit mit einem kleinen Abstecher auf die Buchanan Street, wo sie zur Musik aus einer tragbaren Stereoanlage tanzen und den Passanten … Was gibt’s?«, fragte Shaw, als er eine erhobene Hand sah.
    »Ich wollt was wegen der Verkleidung sagen, Sir. Die sollte nicht Ronald McDonald darstellen. Ein Straßenmusiker hat ausgesagt, die waren aufgemacht wie ein gewisser Zal Clermiston. Er war sich ziemlich sicher und meinte, nicht nur die Masken,sondern auch die Farben der Overalls hätten gepasst. Clermiston war …«
    »Ein Vorort von Edinburgh«, fiel Shaw ihm ins Wort. »Zal Cleminson war, wenn ich mich noch klar an die Siebziger erinnere, der Gitarrist der Sensational Alex Harvey Band aus unserer schönen Stadt. Er wurde mal als Mischung aus Jimmy Page und Marcel Marceau beschrieben. Seinerzeit wusste jeder, wie er aussah, und diese Typen wussten anscheinend, dass ihn auch heute noch eine Handvoll Leute wiedererkennen würden.«
    »Verzeihung, Sir. Cleminson. Der Straßenmusiker hat auch gesagt, sie hatten einen Song von Alex Harvey auf ihrem Ghettoblaster laufen, als sie in die Bank marschiert sind.«
    »Welchen?«
    Der Kollege schaute in seine Notizen. »Faith Healer.«
    »Höchst dramatisch. Ich war zwar ewig nicht mehr bei Tam Shepherd’s, aber ich glaube nicht, dass man im Scherzartikelladen ohne Weiteres fünf Zal-Cleminson-Latexmasken kriegt. Einer von Ihnen findet mir heraus, wo die herkommen: Waren es Auftragsarbeiten, wenn ja, wer hat sie in Auftrag gegeben?«
    »Ja, Sir.«
    »So, die Täter tanzen weiter in die Bank, wo alle, auch die Mitarbeiter, glauben, dass es sich um eine Werbeaktion handelt, bis plötzlich die Waffen gezogen und die Befehle ausgegeben werden. Sie haben alle amerikanische Akzente von verschiedener Glaubwürdigkeit. Eigentlich würde ich ja sagen, das sind welche aus der Gegend, die sich so tarnen wollen, allerdings hat noch nie einer unserer üblichen Verdächtigen den Eindruck erweckt, auch nur ansatzweise zu so etwas fähig zu sein. Wenn sie es wären, hätten sie es schon lange durchgezogen. Andererseits haben sie sich als Verkleidung einen Glasgower Rockgitarristen aus den Siebzigern ausgesucht, aber ich habe gerade keine Zeit, mir Gedanken zu machen, warum.«
    Wieder hob sich eine Hand.
    »Eine ähnliche Eigenheit, Sir: Mehreren Zeugen ist aufgefallen, dass der Anführer ›Jarry‹ den Überfall eingeleitet hat mit den Worten ›Alakazammy, stairheid rammy‹. Zwei Zeugen und mehrere Kollegen sagen, sie haben den Spruch schon mal irgendwo gehört, aber niemand kann sich erinnern, wo.«
    Shaw nickte nachdenklich. »Kommt mir auch bekannt vor. Das mit dem Stairheid Rammy

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