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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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mit der Planung seines kargen, einsamen Abends zurück. Die Optionen lauteten: Fußball im Fernsehen, Saufen zur Vorlesung: »Schottische Erfindungen und Errungenschaften für Fortgeschrittene« oder die Aufgabe seiner Selbstachtung und Gesundheit, wenn er die Dienstleistungen einer der Zombienutten in Anspruch nahm. Dummerweise bargen die ersten beiden Möglichkeiten die Gefahr, aus purer Verzweiflung oder extremer Enthemmung in die dritte überzugehen. Die Schmach, eine scheintote Junkiehure an seinen Schwanz zu lassen, würde ihn nach einem Dutzend Gläsern Glenfickdich genauso wenig abschrecken wie das Genitalherpesrisiko nach zwei Stunden schottischem Fernsehen.
    Aber, blas mir einer den Dudelsack, was stand da plötzlich für eine scharfe Ein-Meter-fünfzig-Maus in Schottenmuster-Minirock bei ihm vor der Zimmertür und kaute mit einem unwiderstehlich gelangweilten Lächeln Kaugummi? »Hiya, ich bin Morag«, sagte sie, musterte ihn, behielt ihre Bewertung aber ganz professionell für sich. »Mr Hannigan hat gesagt, ich soll Ihnen mal die echte schottische Gastfreundschaft zeigen.«
    Heute nicht, danke.
    Ja, klar.
    »Komm doch rein, Morag. Ich trau meinen jetlagmüden Augen ja kaum.«
    »Jetlag, was? Da weiß ich was dagegen.«
    Oh, ja.

Fables of the Reconstruction
    Bei ihrer Schicht am Montagmorgen fragte Angelique sich, ob sie achtundvierzig Stunden durchgeschlafen hatte, ohne es zu merken. Zwar schritten die Ermittlungen bei der Glasgower Polizei schon manchmal schnell voran, doch interne Veränderungen hatten meistens die Geschwindigkeit von Kontinentalplattenverschiebungen. Aber so einiges sah jetzt anders aus als noch am Sonntagnachmittag.
    Sie hatte großzügigerweise gehen dürfen, als sie ihren Bericht abgegeben hatte, aber es war unklar geblieben, ob das eine Anerkennung ihrer Leistung vom Vortag darstellen sollte oder nur die günstigste Möglichkeit gewesen war, ihr den verlorenen freien Tag zurückzuerstatten. Auf jeden Fall war sie froh darüber gewesen, auch wenn sie den Abend nur allein in ihrer Wohnung verbrachte, »Supermarkt-Merlot schlürfte und diesen deprimierenden Mogwai-Mist hörte«, wie ihr Bruder James beim Abendessen am Samstagabend präzise vorhergesagt hatte.
    Als sie ging, hatte McMaster seiner Wut gerade Luft gemacht, während seine Untergebenen vom CID den Lageraum vorbereiteten. Angelique hatte belustigt zuschauen können, weil ihre Zuständigkeit für den Fall geendet hatte, als sie aus der Bank gekommen war.
    Am Montagmorgen sah es aus, als hätten die Kulissenmaler eine Nachtschicht eingelegt. Als sie auf der Treppe an McMasters Lageraum vorbeikam, war der bis auf die letzte Heftzwecke leergeräumt, während weiter hinten auf dem Flur immer noch fleißig gepackt und geschleppt wurde. Auf ihrem Schreibtisch wartete eine Nachricht auf sie, sie möge doch bitte »mal eben unten bei DCS Shaw reinschauen«. Ein kleiner Spaziergang die Treppe hinunter offenbarte ihr nicht nur den vollen Umfang der Umwälzung, sondern klärte auch, dass »mal eben unten reinschauen« nicht hieß, dass sie den nächsten Flug nach London nehmen sollte, wo Jock Shaw seit drei Jahren arbeitete.
    Angelique traf Kollege Sonnenschein Bailey, als sie die ungewohnt enthusiastische Geschäftigkeit um das neue, größere Lagezentrum für den Fall bestaunte, und bekam von ihm die Zusammenfassung. McMaster war rausgeflogen bzw. »zeitweilig beurlaubt«, obwohl es Gerüchte gab, sein Mantel sei einfach ohne ihn zur Arbeit gekommen. Es hieß, weil er sich so vollständig von den Räubern hatte verarschen lassen, trauten seine Vorgesetzten ihm auch nicht zu, sie zu schnappen. Also war Jock Shaw, der einstmalige Spitzenstürmer, der sich mittlerweile zu Höherem berufen fühlte, wieder zurückgeliehen worden, um das Spiel in der zweiten Halbzeit zu retten.
    Sie hatte noch nie mit Shaw zusammengearbeitet, aber schon viel von ihm gehört, seit er nach London gegangen war. Er wurde immer in den höchsten Tönen gelobt, wie es nur bei Leuten passierte, die nicht mehr da waren, um die Übertreibungen Lügen zu strafen. Er sei »ein echter Bulle von früher«, wie ihre männlichen Kollegen mit peinlicher Jungenehrfurcht berichteten. Das hörte sich für Angelique nach einem Schläger in Uniform an, der vom Gesetz nicht viel mehr hielt als die Verbrecher, die er einbuchtete, und der sich schamlos mit allerlei Klischees rechtfertigte à la »wir machen hier nun mal die Drecksarbeit« und »wo gehobelt wird, da fallen

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