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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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der Schilderung der Symptome bereits öfter wiederholt hatte als die Patientin selbst, schloss sie die Datei. Sie hob den Kopf und blickte aus dem Fenster. Die Wiese war inzwischen leer, nur ein Mann im Plastikanzug war noch dabei, einige Metallspieße in den Erdboden zu rammen und rotweißes Absperrband daran zu befestigen.
    Christine entschied sich, erst einmal in den Aufenthaltsraum der Ärzte und des Pflegepersonals zu gehen. Die Reha-Klinik hielt sich viel darauf zugute, keine Standesunterschiede zwischen studierten und nicht studierten Angestellten zu machen. Am Kaffeeautomaten traf sie auf Ullrich Zickert, den Pflegedienstleiter der Klinik. Er war einer der wenigen Einheimischen, die hier arbeiteten. Christine wusste, dass er mit seinen zweiundvierzig Jahren noch immer bei seinen Eltern wohnte.
    «Sag mal, Ullrich, wo geht man als Einheimischer hier eigentlich abends hin?», fragte sie ihn spontan. Bisher war sie jeden Abend nach der Arbeit direkt nach Hause gefahren. Es hatte keinen Grund gegeben, sich über das hiesige Nachtleben zu informieren, noch nicht einmal, um ihren Patienten Empfehlungen geben zu können, denn die sollten schließlich um zweiundzwanzig Uhr in ihren Betten liegen und sich erholen. Aber an diesem denkwürdigen Tag würde sie sich irgendwie die Zeit im Ort vertreiben und dann ein Hotelzimmer nehmen. Hauptsache, nicht nach Hause.
    Ullrich gab bereitwillig Auskunft. «Kommt auf die Uhrzeit an. Jetzt kann man eigentlich nur essen gehen. Oder Kaffee trinken. Später kannst du ins Chill-Out oder ins Upstairs. Wenn du unter zwanzig bist, gibt’s noch zwei Discos und Bodos Kneipe.»
    «Und wenn man sich entspannen will?»
    Der Pfleger sah sie prüfend an. «Tja, dann gibt’s noch das Nachtcafé, das macht um zwanzig Uhr auf. Aber da gehen eigentlich nur Einheimische hin. Fragst du für dich oder für einen Patienten?»
    Darauf wollte Christine nicht eingehen, sie hatte keine Lust, ihre momentane Gemütsverfassung vor Ullrich auszubreiten. «Ganz allgemein», antwortete sie deshalb reserviert und verzog sich mit ihrem Kaffee in eine Ecke. Ullrich verstand den Wink und bohrte nicht weiter nach. Dass sie nicht mit ihm ausgehen wollte, war ohnehin klar gewesen.
    Christine schaffte es, die Zeit bis zwanzig Uhr totzuschlagen. Zuerst machte sie einen ausgiebigen Spaziergang rund um die Gleitschirmfliegerwiese. Anschließend fuhr sie mit ihrem Auto in den Ort, parkte in der Nähe des Zentrums und schlenderte durch die Fußgängerzone zum Berchtesgadener Schloss und wieder zurück. Kurz nach acht Uhr stand sie schließlich vor dem Nachtcafé.
    Die Kneipe lag in einer Seitenstraße nahe dem Marktplatz. Der Eingang mit der schiefhängenden Tür wirkte nicht gerade einladend, und dahinter lag ein langer schummriger Flur, in dem es nach altem Bohnerwachs roch. Am Ende des Gangs fand Christine schließlich neben der Tür zu den Toiletten die Tür zur Gaststube.
    Das Lokal hatte schon bessere Zeiten gesehen. An den Wänden befanden sich Emailleschilder und Prominentenfotos, die runden Bänke in den Nischen waren mit braunem Kunstleder bezogen, der Tresen bestand aus furniertem Sperrholz, davor standen durchgewetzte, ehemals fellbezogene Barhocker. Die Wände waren in einem blassen Hellgrün gestrichen. Aus der Musikanlage schallte die passende Musik: Jennifer Rush schmalzte vor sich hin.
    Christine hatte das Gefühl, in eine Art Zeitblase eingedrungen zu sein. Die meisten Gäste wirkten, als hätten sie von Anfang an zum Inventar des Lokals gehört. Das galt sogar für die Teenager an einem der runden Tische, und die waren bei der Eröffnung der Kneipe wahrscheinlich gerade gezeugt worden. Sie waren gekleidet wie in den Städten die Teenager der Achtziger.
    Da alle Tische besetzt waren, steuerte sie auf das kurze Ende des L-förmigen Tresens zu, dessen lange Seite in eine immer enger werdende Nische lief. Dort hinten drängten sich einige Gestalten, die schwer einzuordnen waren. Sie waren wohl zwischen dreißig und fünfzig Jahren und auf jeden Fall allesamt nicht sehr modebewusst. Der größte von ihnen trug schwarze Jeans und ein schwarz-orange kariertes Outdoor-Hemd aus dickem Flanell über der Hose. Dazu aschrotblonde Haare ohne wirkliche Frisur. Der Nächste war ein Blonder mit verwaschenem Gesicht und ebenso verwaschenen Klamotten. Dann stand da noch ein auffallend zierliches Kerlchen in Jeans und einem braunen Schlupfpulli mit Kapuze, vor sich ein halbvolles Weißbierglas. Der Große, den jeder für

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