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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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einen Biertrinker gehalten hätte, hielt zierlich ein Glas Prosecco – ein Getränk, das in den Metropolen dieser Welt ebenfalls schon längst wieder aus der Mode gekommen war. Die mittlere Gestalt hatte ein normales Helles vor sich stehen. Mit dieser Gruppe unterhielt sich auch die Barfrau. Doch kaum hatte Christine sich hingesetzt, kam sie herüber und fragte sehr freundlich nach ihren Wünschen. Christine wollte wissen, welche Rotweine es gebe, und erhielt zur Antwort die recht bescheidene Getränkekarte. Schnell suchte sie sich einen Italiener aus.
    Während die Barfrau ihr den Wein einschenkte, blickte Christine wieder zum anderen Ende des Tresens hinüber. Die drei Männer wurden ergänzt durch zwei sehr unterschiedliche Frauen. Die eine war blass, blond und schlank, die andere ein Walross mit hennagefärbten Locken. Das Walross unterhielt sie sich angeregt mit dem großen Kerl im Flanellhemd. Die Unterhaltung drehte sich um einen Fallschirmunfall von heute Nachmittag, so viel bekam Christine mit, aber Einzelheiten verstand sie wegen des schweren Dialekts nicht. Der Berchtesgadener Dialekt ähnelte in vielen Ausdrücken bereits dem Österreichischen, jedoch gänzlich ohne den näselnden Schmäh.
    In der Mitte des langen Tresens saß noch ein weiteres Pärchen – offensichtlich Touristen, die sich hierher verirrt hatten. Sie wurden von der Gruppe am Ende der Theke komplett ignoriert. Lediglich die Barfrau wandte sich ihnen ab und an zu. Die beiden trugen Pseudotracht – Machwerke aus billigen Materialien, wie sie extra für Touristen entworfen wurden. Jedenfalls waren sie die Einzigen im ganzen Lokal, die auch nur im Entferntesten bayerisch gekleidet daherkamen.
    Christine nippte an ihrem Rotwein und war gerade kurz davor, in unangenehmes Grübeln zu verfallen, als die Tür aufging und der untersetzte Polizist hereinpolterte, den sie am Nachmittag auf der Wiese gesehen hatte.
    «Servus! Grüß euch!», rief er in die Runde.
    Die Barfrau kam hinter der Theke hervor und umarmte ihn herzlich. Klar, dachte Christine, mit der Ordnungsmacht sollte man sich gutstellen.
    Der Polizist deutete auf den Stuhl neben Christine: «Ist es gestattet?», fragte er altmodisch.
    Sie bejahte, und der Poltergeist stieg mit einiger Mühe auf den Barhocker, der für seine Figur denkbar ungeeignet war. Er kam mit den Füßen weder auf die Fußraste am Hocker noch auf die umlaufende Stange unten am Tresen. Und durch seine immense Bierkugel hatte er sogar Mühe, vom Sitz aus den Tresen zu erreichen.
    «Manu, ein Jubi!», verlangte er. Dann wandte er sich Christine zu: «Hab dich noch nie hier gesehen, Ärger mit dem Mann?»
    Christine war erst einmal sprachlos. Sollte sie sich mehr über die plumpe Anmache ärgern oder über die Tatsache, dass dieser Typ mit seiner steinzeitlichen Analyse auch noch voll ins Schwarze getroffen hatte? Sie entschied sich, den Ärger herunterzuschlucken, ließ das Fossil aber trotzdem abblitzen: «Das geht Sie überhaupt nichts an.»
    Ihr Ton war wohl etwas scharf ausgefallen, denn sie war mühelos bis zum anderen Ende der Bar zu verstehen gewesen, wo ihre Antwort ungeahnte Heiterkeitsstürme auslöste.
    «Hey, Holzei, das war wohl nichts», rief der Große herüber.
    «Oan Versuch hat jeder, helft ja nix», gab dieser gutmütig zurück. Dann wandte er sich Christine zu und erklärte ihr in halbwegs verständlichem Hochdeutsch, dass er lediglich ein Gespräch anfangen und sie keineswegs anbaggern wolle. Er sei glücklich verheiratet und habe zwei sehr nette Kinder. Außerdem heiße er Franz.
    Die treuherzige Art, mit der er diese Tatsachen vorbrachte, machte ihn irgendwie sympathisch und ließ Christines Ärger schnell wieder verfliegen. Sie gab ihm versöhnlich die Hand und stellte sich ebenfalls vor. Was am anderen Ende der Theke umgehend mit zustimmendem «Hey, hey, hey!» quittiert wurde. Christine fühlte sich, als wäre sie in der Steinzeit gelandet – ein Haufen Erwachsener, die sich wie Teenager benahmen und an denen die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten dreißig Jahre komplett vorbeigegangen waren. Die Touristen blickten sich peinlich berührt an und begannen, miteinander zu tuscheln.
    Die Bardame stellte dem Polizisten ein Bier vor die Nase, und Christine wunderte sich. Wo sie herkam, war ein «Jubi» ein Jubiläumsaquavit und kein Bier.
    «Übrigens, ich bin die Manu», sagte die Bedienung zu Christine und begann dann ein Gespräch mit dem Ordnungshüter.
    So erfuhr Christine, was

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