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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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überprüfen: Akribisch nahm er Arzneimittelprüfungen an Gesunden und Behandlungen an Kranken vor, schrieb auf, was er beobachtete, und versuchte zu erklären, was er sah. Damit war er schon deutlich weiter als die Ärzte seiner Zeit, die eifrig die antiken Lehren vom Ungleichgewicht der Säfte im menschlichen Körper zitierten. Intuitiv und bloß auf Basis subjektiver Beobachtungen lag Samuel Hahnemann oft richtig: Er sah, wie Patienten unter Aderlässen und Abführkuren dahinsiechten, und kritisierte das so selbstherrliche wie brachiale Tun der Ärzte. Obwohl er keine Ahnung davon hatte, welche Bakterien die Cholera oder Tuberkulose übertrugen, hielt er die Trennung der Kranken von den Gesunden für das einzige zuverlässige Mittel, Epidemien im Keim zu ersticken.
    Was Hahnemann als Kind seiner Zeit jedoch noch fehlte, waren medizinische Erkenntnisse über den menschlichen Körper und seine Krankheiten sowie geeignete Methoden zur Überprüfung seiner Ideen. Erst später im 19.Jahrhundert fanden grundlegende naturwissenschaftliche Erkenntnisse und das konsequente Forschen nach Ursache und Wirkung Eingang in die Medizin. 40 Jahre nach Hahnemanns Tod isolierte Robert Koch stäbchenförmige Bakterien als Erreger der Tuberkulose, weitere zehn Jahre später entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen die nach ihm benannten Strahlen zum Blick in den Körper. Und geradezu abwegig erschien den Ärzten noch zu Hahnemanns Lebzeiten die Idee, den Nutzen ihrer Medizin mithilfe von systematischen Experimenten an Patienten zu hinterfragen. Es sollte in Deutschland noch bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg dauern, bevor sich ganz allmählich eine wissenschaftliche Methodik verbreitete, die heute als Basis einer »evidenzbasierten Medizin« gilt.
Auf der Zuschauerbank der Medizingeschichte
    Anfangs gebar der Wunsch, die Wirksamkeit der Homöopathie zu belegen oder zu widerlegen, hin und wieder Impulse für wissenschaftliche Experimente: Ab 1829 verglich der deutsch-russische Homöopath Dr. Herrmann in zwei Militärkrankenhäusern die Wirkung von Homöopathika mit der von Placebo-Pillen aus Brotkrume, Kakao oder Milchzucker sowie dem Effekt von Pflege und Bädern. Am besten erging es dabei den »nur« gepflegten und gebadeten Patienten. Im Jahr 1835 initiierten homöopathiekritische Ärzte im Nürnberger Wirtshaus »Zum rothen Hahn« eine Arzneimittelprüfung mit Kochsalzlösungen: Einige Teilnehmer tranken dynamisierte homöopathische Lösungen, andere schlicht verdünntes Salzwasser. Weder die Probanden noch der Leiter des Versuchs wussten, wer nun was schluckte – eine frühe Variante einer Doppelblindstudie, wie sie heute in der Medizin als ein Standard gilt.
    Doch die meisten Entwicklungen hin zur wissenschaftsbasierten Heilkunde von heute haben die Homöopathen seit Hahnemann eher passiv zur Kenntnis genommen. Sie haben sie wie Zuschauer auf der Bank an sich vorüberziehen lassen. War Hahnemann noch in vielen Dingen den Ärzten seiner Zeit weit voraus, ist die Homöopathie durch ihr Festhalten an Hahnemanns Wissensstand gegenüber der Medizin schon lange ins Hintertreffen geraten. Sie hat sich von dramatischen Entwicklungen abgekoppelt und sich eine eigene Welt geschaffen.
    Auch wenn Hahnemanns Gedankengebäude an vielen Stellen renoviert und ausgebaut wurde – seine Fundamente wurden nie infrage gestellt: Ausgehend von Hahnemanns Ähnlichkeitsprinzip und seinen Arzneimittellehren erstellten der Amerikaner James Tyler Kent und andere bekannte Homöopathen ihre »Repertorien«: strukturierte Listen von Krankheitssymptomen, auf deren Basis bis heute Homöopathen die mutmaßlich passenden Globuli, Tabletten oder Tropfen heraussuchen. Zwar sind heute ungleich mehr Homöopathika in Gebrauch als zu Hahnemanns Zeiten, doch immer noch werden diese Präparate in klassischen Arzneimittelprüfungen getestet. Selbst wenn solche Versuche auch heute zuweilen doppelblind durchgeführt werden, so basieren sie doch weiterhin auf Hahnemanns Idee, dass die beim Gesunden hervorgerufenen Symptome das Mittel dafür geeignet erscheinen lassen, genau diese Symptome beim Kranken zu lindern. Und auch im Jahr 2012 diskutieren Homöopathen auf Tagungen über »Miasmen«, tief sitzende Ur-Übel, die angeblich viele chronische Krankheiten hervorrufen sollen: Führte Hahnemann die meisten hartnäckigen

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