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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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Leiden noch auf drei Grundübel zurück (die krätzeähnliche »Psora«, die »Sykosis«, die sich durch (Feig-)Warzen bemerkbar macht, und die »Syphilis« mit Geschwüren), haben homöopathische Ärzte diese Vorstellung inzwischen ein wenig dem modernen Krankheitsgeschehen angepasst. Sie haben unter anderem noch die »Karzinogenie« eingeführt, ein Miasma zur Umschreibung von Krebs. Etwas vereinfacht gesagt, stellen sich viele Homöopathen bösartige Tumorerkrankungen heute als Ausdruck einer Verschmelzung von Warzen- und Syphilisanteilen vor. Wobei die Deutung dieser Miasmen in den verschiedenen Homöopathie-Strömungen erheblich auseinandergeht, was die Lage nicht gerade übersichtlich macht.
    Wissenschaftlich belegbare und oft detailliert erforschte Ursachen wie Stoffwechselstörungen, Durchfallbakterien, Schnupfenviren oder chronische Entzündungen spielen dagegen im Krankheitsgeschehen nach homöopathischer Lesart höchstens eine Nebenrolle. Wenngleich homöopathische Ärzte ihren Patienten in Aussicht stellen, sie »von Grund auf« und »ganzheitlich« zu behandeln, ist die Homöopathie von ihrem Ursprung her eine Lehre von der Linderung äußerlicher Symptome: Es gehört zu den von Samuel Hahnemann selbst verfassten und in seinem Organon (§ 6 und 7) niedergeschriebenen Prinzipien, dass der Arzt gar nicht in der Lage ist, die inneren Ursachen einer Krankheit zu erfassen, und sich daher beschränken möge auf »nichts, als äußerlich durch die Sinne erkennbare Veränderungen im Befinden des Leibes und der Seele, Krankheitszeichen, Zufälle, Symptome«. Diese wahrnehmbaren Zeichen repräsentieren nach Hahnemann »die Krankheit in ihrem ganzen Umfange, das ist, sie bilden zusammen die wahre und einzig denkbare Gestalt der Krankheit«. Er spottete sogar über Mediziner, die meinten, sie müssten im Inneren des Körpers nach organischen Krankheitsursachen suchen.
    Noch heute behandeln Ärzte mit Globuli und anderen Homöopathika im Wesentlichen die auf mannigfaltige Weise verstimmte Lebenskraft und berufen sich dabei auf ein angeblich allgemeingültiges Ähnlichkeitsprinzip als biologische Gesetzmäßigkeit.
    Im Jahr 2012 findet sich im Jahresprogramm des DZVhÄ eine Art Kurzdefinition der homöopathischen Ganzheitsmedizin: Im Gegensatz zu anderen Heilsystemen lege sie ihrem Vorgehen »keine vorbestimmten Ganzheiten zugrunde, etwa funktionale anatomisch-physiologische Bezüge, definierte Krankheitsbilder oder andere prozessuale Vorgänge, wie etwa die Schulmedizin«.
Die Wissenschaft und die Rosinen
    Ganz verschließen wollen sich heute aber auch Homöopathen nicht mehr der Idee, man könne ihre Disziplin wissenschaftlich erforschen (siehe Kapitel 3).
    Cornelia Bajic vom DZVhÄ wünscht sich unter homöopathischen Ärzten mehr Interesse an Wissenschaft: »Die Homöopathen haben sich viel zu lange abgeschottet und den Dialog mit der konventionellen Medizin gemieden, aber das ist verkehrt.« Im Prinzip sei »auch die Homöopathie mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin erforschbar«. Ihrem Vorgänger Curt Kösters scheint es ebenfalls ein echtes Anliegen zu sein, der Homöopathie endlich auf den Zahn zu fühlen: »Ich sage es ungern, aber manchmal erscheint mir die Welt der Homöopathie ein wenig autistisch. Es würde uns guttun, uns mehr dafür zu öffnen, dass wir wissenschaftlich begründen, was wir tun. Auch deshalb haben wir 2010 die WissHom gegründet.« Die WissHom ist die Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie, ein Verein mit Sitz im anhaltinischen Köthen. Gegründet von homöopathischen Ärzten und Wissenschaftlern, widmet sie sich der Erforschung der Homöopathie und der Weiterentwicklung ihrer Arzneimittellehre.
    Vordergründig bedient sich auch die Homöopathie der Werkzeuge und Methoden der evidenzbasierten Forschung. Allerdings nehmen sich homöopathisch tätige Ärzte, Lobbyorganisationen und homöopathienahe Wissenschaftler regelmäßig das Recht heraus, die Werkzeuge dieser Forschung etwas zurechtzuschleifen und gebräuchliche Methoden klinischer Studien gleich ganz in Zweifel zu ziehen. Eine Praxis mit langer Tradition: Schon 1835 im Nürnberger Wirtshaus »Zum rothen Hahn« kritisierten die Homöopathen im Nachhinein den Kochsalzversuch, zu dem sie sich zuvor

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