Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
Vom Netzwerk:
»Medizinpluralismus und die Verpflichtung zu Wissenschaftlichkeit können auf den ersten Blick als ein Widerspruch erscheinen«, war da zu lesen. Jedoch sei »die Wissenschaft selbst schon pluralistisch«.
    Pluralistische Medizin auf pluralistischem Fundament klingt bunt und tolerant, fast wie eine Art Wissenschafts-Multikulti. Allerdings haben sich Naturwissenschaft und Medizin heute zum Glück weit davon entfernt, lediglich ein buntes Sammelbecken unterschiedlicher Strömungen, Theorien oder Schulen zu sein. Und zwar nicht zuletzt deshalb, weil Wissenschaft immer auch Fehlersuche ist: Hypothesen, die einer Überprüfung nicht standhalten, landen irgendwann in der Abstellkammer der nur vermeintlich schlauen Ideen. Die harte Währung der Naturwissenschaft ist nicht die Theorie oder Behauptung, sondern die Begründung dahinter. Wissenschaft fordert Belege, die eine Behauptung entweder unterfüttern oder aber infrage stellen. Dazu gehören Experimente, die so standardisiert sind, dass man sie immer wieder durchführen kann und dabei im besten Fall zu ähnlichen Ergebnissen kommt.
    Der Spaß in der Wissenschaft hört in der Regel da auf (man könnte auch sagen: er fängt da an), wo jemand einfach etwas behauptet, ohne es zu belegen. Wer ernsthaft die Schwerkraft auf der Erde infrage stellt, sollte gute Gründe dafür vorbringen können. Wer für hoch verdünnte Homöopathika eine Heilkraft ohne Wirkstoff, nur durch »Dynamisation« und »geistartige« Kräfte behauptet und damit großzügig weite Teile der Naturwissenschaften planiert, der muss damit leben, dass Wissenschaftler erst mal die Karten auf dem Tisch sehen wollen. Ohne sie ist die Behauptung eben nicht mehr als eine – zugegeben hübsche – Idee.
    In der Medizin sind unbelegte Behauptungen besonders problematisch, weil dadurch bei Kranken unbegründete Hoffnungen auf Heilung geweckt werden können. Sollte ein toleranter Umgang mit unbelegten Behauptungen die Basis sein, auf der das Dialogforum den Pluralismus in der Medizin einfordert, spiegelt sich darin aus unserer Sicht ein Wissenschaftsverständnis wider, gegen das die Wissenschaft selbst schon lange erbittert ankämpft: die Vorstellung, dass an Hochschulen und Instituten ständig eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Wäre es so, würden Wissenschaft und Medizin im Wesentlichen der Mode unterliegen, wären aber unfähig zum Erkenntnisfortschritt. Unserer Meinung nach entspricht das zum Glück nicht ganz der Realität.
Von der »Vermutungskunst« zur evidenzbasierten Medizin
    Von der Antike bis weit ins 18. und 19.Jahrhundert, als Samuel Hahnemann wirkte, beriefen sich Ärzte bei der Frage nach der besten Therapie vor allem auf zwei Dinge: erstens auf die Autorität der berühmten Doktoren, von denen sie selbst gelernt hatten, zweitens auf ihre eigenen subjektiven Eindrücke, wenn sie ihre Patienten befragten, ansahen, abhorchten oder auch mal beschnüffelten. Ärzte machten sich viele Gedanken, wie im kranken Körper wohl alles zusammenhängen könnte, und brachten ihre Theorien und Therapien zu Papier. Ging es einem Patienten nach einer Therapie besser, wertete man das selbstbewusst und selbstverständlich als Erfolg der eigenen ärztlichen Kreativität.
    Zu Recht geißelte Hahnemann diese Heilkunde seiner Epoche als rückständig, autoritätsgläubig, spekulativ und lebensgefährlich für die Kranken: Der »gewöhnliche Arzt alter Schule« habe zwar Gründe für sein schädliches Tun vorzubringen, schrieb Hahnemann, »die aber nur auf Vorurteilen seiner Bücher und Lehrer beruhen, und auf Autorität dieses oder jenes gepriesenen Arztes alter Schule«. Vehement forderte der Begründer der Homöopathie eine grundlegende Überprüfung der Heilkunst und sprach damit sicher heutigen Vertretern evidenzbasierter Medizin aus der Seele: »Kein Geschäft ist nach dem Geständnisse aller Zeitalter einmütiger für eine Vermutungskunst (ars conjecturalis) erklärt worden, als die Arzneikunst; keine kann sich daher einer prüfenden Untersuchung, ob sie Grund habe, weniger entziehen, als sie, auf welcher das teuerste Gut im Erdenleben, Menschengesundheit sich stützt« ( Organon der Heilkunst , 6.Auflage, Vorrede zur sechsten Ausgabe und Vorerinnerung zur ersten Auflage von 1810).
    Hahnemann begann, sein eigenes Tun zu

Weitere Kostenlose Bücher