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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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von Homöopathen beurteilt werden.
    Auf diese Weise hat die Homöopathie aus ihrer Sicht immer recht, indem sie evidenzbasierte Medizin auf ganz spezielle Art für sich nutzt: als Etikett.
Opfer der eigenen Subjektivität
    Schon zu Hahnemanns Lebzeiten und kurz nach seinem Tod stritten Homöopathen mit dem Meister persönlich oder untereinander immer wieder darum, welche Homöopathie denn nun die richtige sei. Mal ging es um den Sinn stark verdünnter Homöopathika, mal darum, ob nur eines oder auch mehrere Mittel gleichzeitig gegeben werden dürften, mal um die Frage, ob man die damalige Medizin mit der Homöopathie kombinieren dürfe. Abweichler von der reinen Lehre kritisierte Hahnemann erbittert in bisweilen ans Unflätige grenzenden Schmähschriften. Schüler, die dem Meister nicht mehr bedingungslos folgen mochten, verstieß er aus dem engsten Kreis seiner Anhänger.
    Wie Robert Jütte in seiner Geschichte der Alternativen Medizin bemerkt, durchzieht der Streit darüber, wie viel Abweichung von Hahnemanns reiner Lehre noch erlaubt ist, »wie ein roter Faden die Geschichte der Homöopathie, wenngleich die Etikettierungen für die einzelnen Richtungen oder Schulen sich geändert haben«. Mit der Verbreitung der Homöopathie rund um den Globus legten immer mehr Homöopathen den Grundstein für eigene Strömungen oder Gedankengebäude, ob in Mexiko, Österreich oder Indien. Inzwischen kämpfen sich homöopathisch tätige Ärzte durch ein schier undurchdringliches Gestrüpp homöopathischer Lehren: von der Homöopathie nach Bönninghausen über die Schulen nach Dorcsi, Herscue oder Ortega bis hin zu den Strömungen nach Sankaran oder Scholten.
    Wir haben diese Auswahl von Lehren (es gibt noch viele mehr) hier einfach in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt, um auf ein zentrales Dilemma hinzuweisen: Wer sich heute als Arzt für die Homöopathie entscheidet, kann sich aus persönlicher Überzeugung oder aus Sympathie für den Gründer zur einen oder anderen Schule bekennen. Doch abgesehen von der Frage, wie man es mit der Abweichung von Hahnemann halten will, hat ein Homöopath wenig Möglichkeiten zu vergleichen. Alle Schulen beanspruchen für sich, wirksame Homöopathie zu sein.
    Und so verbreitet inzwischen eine große Zahl von Ärzten, Heilpraktikern und Quereinsteigern ihre ganz persönlichen Konzepte in Büchern, auf Kongressen und Internetseiten: Einige propagieren geometrische Homöopathie-Zeichen zum Aufmalen auf den Körper. Andere mischen eine Prise Psychotherapie unter Hahnemanns Lehre und wollen »emotionale Verletzungen« mithilfe homöopathischer Hochpotenzen angehen. Ärzte im Schwarzwald praktizieren »Homöopunktur«: Sie spritzen unter Berufung auf Samuel Hahnemann und asiatische Nadeltechnik den Patienten homöopathische Mittel in Akupunkturpunkte am Körper. Da angeblich sowohl die Punkte als auch die Homöopathika bestimmten Organen zugeordnet werden, soll sich durch die gezielte Injektion die Heilkraft der Mittel noch besser entfalten.
    Auch Laien betreiben eifrig Homöopathie-Exegese: Veganer beraten einander, welche tierischen Homöopathika man besser weglassen sollte, Imker betreiben Homöopathie für Bienen, und an einer Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt wird auch schon mal über die homöopathische Behandlung von Bäumen referiert.
    Eine nahezu beliebige Verwendung des Begriffs Homöopathie, die längst auch von homöopathischen Ärzten beklagt wird. Schon 1998 erschien in der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung eine ausführliche Standortbestimmung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, in der festgestellt wurde, der von Samuel Hahnemann geprägte Begriff Homöopathie werde in der Öffentlichkeit immer wieder falsch verwendet, »indem damit auch Heilweisen bezeichnet werden, die mit der Homöopathie Hahnemanns nichts zu tun haben«.
Das Problem mit den Placebos
    Obwohl sich bis heute so viele verschiedene Strömungen hinter der Fahne Hahnemanns versammeln, findet ein Aspekt kaum Erwähnung: Schon der Meister reichte seinen Patienten Placebos, und zwar ganz bewusst. Mit Himbeersaft und Milchzucker hielt Samuel Hahnemann gelegentlich besonders anspruchsvolle Kranke bei Laune. Seine Patienten waren es von Behandlungen bei konventionellen Ärzten gewohnt, jeden Tag ihre Medizin zu schlucken,

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