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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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dass die Wirksamkeit solcher Verfahren »naturwissenschaftlich nicht belegt« sei. Dann aber darf die Apothekerin ihre Ansichten unbehelligt ausbreiten: etwa die, dass ihre Stammkundschaft die jüngste Wirksamkeitsdebatte, ausgelöst durch den Vorstoß Karl Lauterbachs, den Kassen das freiwillige Bezahlen von Homöopathika zu verbieten, »peinlich« gefunden und »die fehlende Sachkenntnis der Beteiligten beklagt« habe.
    Auch wenn es konkret um Wissenschaft geht, ist die Haltung der Pharmazeutischen Zeitung mitunter verblüffend wohlwollend: Eine Meldung (44/2005) berichtet beispielsweise über eine noch nicht veröffentlichte Studie der Universität Bern, die belegt haben will, dass homöopathische Mittel in Q-Potenzen, also den ultrahohen Q-Verdünnungen (in 50000er Schritten), bei Kindern mit Zappelphilipp-Syndrom wirksam seien. Das war’s. Kein Wort zu den methodischen Mängeln der Studie, geschweige denn zu der physikalischen Unmöglichkeit des Ergebnisses.
    Eine gewisse Nähe auch zur »alternativen« Pharmaindustrie zeigt sich in einem Interview (17/2012) mit Franz Stempfle, dem Geschäftsführer der Deutschen Homöopathie-Union (DHU), einem der größten Hersteller homöopathischer Arzneimittel mit einem Jahresumsatz von 100 Millionen Euro. So betont die Interviewerin zum Beispiel erst einmal, dass die Produktionsanlagen »hochmodern« seien, die Verschüttelung der flüssigen Arzneiformen aber per Hand von DHU-Mitarbeitern vorgenommen werde. Nun möchte sie wissen: »Warum setzt das Unternehmen hier auf traditionelle Handarbeit?« Immerhin entlockt die Frage, wenn auch vermutlich unbeabsichtigt, Stempfle eine vielsagende Antwort: »Der Grund dafür ist ganz einfach: Der deutsche Markt, das heißt die Therapeuten, erwarten dies von uns.« Hier hätte jeder Journalismus-Praktikant nachhaken müssen, etwa in der Art: »Sie machen es also nicht, weil es der Qualität dient?« Aber nichts dergleichen.
    Selbst eine vermeintlich kritische Frage nach Zweifeln an der Methode gerät eher zur Steilvorlage für den DHU-Chef: »Wie tritt das Unternehmen diesen Skeptikern entgegen?« Antwort: »Homöopathie ist Erfahrungsmedizin. Doch auch wenn man Homöopathika wissenschaftlich auf den Prüfstand stellt, schneiden sie viel besser ab, als man gemeinhin erwartet. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich mit den vielen und teilweise sehr guten Studien beschäftigt und keine Vorurteile hat.« Auch dieses simple Scheuklappenargument bleibt unwidersprochen. Stattdessen darf Stempfle noch auf diverse Serviceangebote seiner Firma hinweisen: auf Schulungen für das Apothekenpersonal, gemeinsame Kundenveranstaltungen, saisonal wechselnde Materialien für das Schaufenster und die DHU-Zeitschrift Gesund durch Homöopathie .
    Befremdlich ist auch, wie manche Autoren im selben Artikel mit zweierlei Maß messen, ohne dass sich in der Redaktion offenbar jemand daran stört. In dem Artikel »Kleine Patienten, große Leiden« (45/2008) berichtet die Autorin davon, dass viele Kinderärzte gegen Ohrenschmerzen homöopathische Mittel einsetzen und manche Eltern besonders auf Kombinationspräparate schwören. Auch bei schmerzhaften Veränderungen der Mundschleimhaut lohne sich ein Versuch mit homöopathischen Mitteln. Bei pharmakologisch wirksamen Schmerzmitteln wie Metamizol warnt sie dagegen davor, dass für die Anwendung bei Kindern »keine validen Studien« vorliegen.
… und mal kritisch
    Die Pharmazeutische Zeitung kann aber auch anders. So fand Peter Nuhn, Professor für Pharmazeutische Chemie an der Universität Halle-Wittenberg, in einem ausführlichen Beitrag (49/2005) keine Belege für ein Gedächtnis des Wassers.Ferner berichtete die Zeitung in einer Meldung (06/2010) von Protestaktionen englischer Homöopathie-Skeptiker, die große Mengen hochverdünnter Globuli in einer öffentlichen Aktion hinunterkippten. Vor allem die Redakteurin Daniela Biermann setzt sich immer wieder kritisch mit der Homöopathie auseinander. In einem Beitrag (28/2010) über den Vorstoß Lauterbachs heißt es zu Beginn: »Wissenschaftlich gesehen ist die Lage mittlerweile eindeutig: Die Homöopathie ist nicht wirksamer als ein Placebo.«
    Auffällig ist allerdings, dass fast immer, wenn ein Beitrag auf die Wirksamkeit homöopathischer Mittel eingeht, nicht

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