Die Homoeopathie-Luege
haben bisher keinen Einzug in das Sortiment gehalten. Nachdem ich nun ein halbes Jahr mit diesem kleinen Sortiment zurechtgekommen bin und die Kunden offensichtlich auch, frage ich mich ernsthaft, ob die groÃe Fülle in Deutschland wirklich notwendig ist.«
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Der Kniefall der Politik:
Die besonderen Therapierichtungen
und die Folgen
Christoph Trapp, Pressesprecher des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ãrzte (DZVhÃ), hatte sichtlich Freude an dem Interview, das er auf der Jahrestagung des DZVhà 2011 führte. Was auch immer er seine Interviewpartnerin Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in Nordrhein-Westfalen, fragte, die Antworten hätte auch Trapp nicht gefälliger formulieren können. Ministerin Steffens â lässig mit hochgeschobener Brille über den etwas strubbeligen Haaren, mit Blümchenbluse und offener Feinstrickjacke â erweckte während des Interviews den Eindruck, als besonders engagiertes Mitglied der Homöopathen-Gemeinde wahrgenommen werden zu wollen. Politiker wie Steffens sind für die Homöopathie von unschätzbarem Wert, schlieÃlich sorgen sie nicht nur für den gesetzlichen Rahmen, in dem sich die Medizin bewegen darf, sondern sind auch so etwas wie ein Meinungsmultiplikator: Sie nehmen die Stimmung der Menschen im Lande auf â und wirken verstärkend auf sie zurück.
Politiker, die weniger daran interessiert sind, was tatsächlich möglich ist, sondern mehr daran, was Bürger für möglich halten, finden sich anscheinend immer. Jedes Mal, wenn es in den vergangenen 200 Jahren für die Homöopathie eng zu werden drohte, setzten sich Politiker â damals eher Adelige, heute eher Volksvertreter â für Hahnemann und seine Lehre ein. Obwohl sich die Politik eine Einmischung der Kirche in ihre eigenen Geschäfte streng verbittet, hat sie dafür gesorgt, dass der Glaube in der Medizin seinen festen Platz hat: So konnten Vertreter der »Glaubensmedizin«, zu der der ehemalige Präsident der »Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin«, Johannes Köbberling, die Homöopathie zählt, dank der Fürsprache hochrangiger Politiker ihre Lobbyinteressen durchsetzen und die Homöopathie neben Anthroposophie und Kräuterheilkunde im Gesundheitswesen verankern.
Wenn Politiker für einen Pluralismus in Medizin und Wissenschaft eintreten und damit irrationalen Lehren den Weg ebnen, könnte das jedoch auf sie zurückfallen: Schon jetzt scheint derjenige, der die Stimme der Vernunft erhebt und mit Zahlen und Fakten argumentiert, leicht auf verlorenem Posten zu stehen. Es hat manchmal den Anschein, als wären rationale Argumente etwas AnstöÃiges. Wie viel schwerer hätte es ein besonnener Mahner im Krisenfall, wenn Populisten mit unbelegbaren, aber dafür simplen Parolen auf Stimmenfang gingen? Dann könnte sich der Pluralismus für Politik und Gesellschaft als Falle erweisen.
Glücksfall Steffens
Obwohl seit jeher kein Mangel an Politikern bestand, die der Alternativmedizin freundlich gesinnt waren, scheint die Grünen-Politikerin Barbara Steffens ein besonderer Glücksfall zu sein. Wenn sich Homöopathie-Funktionäre eine Politikerin schnitzen dürften, würden sie der noch unbeseelten Holzfigur wohl jenes Dutzend Eigenschaften einhauchen, welche die studierte Chemikerin Steffens unserer Meinung nach bereits besitzt. Das legen ihre ÃuÃerungen nahe, die aus dem Interview mit dem DZVhÃ-Pressesprecher Trapp (1) sowie aus dem GruÃwort zum Kongress (2) und einer Pressemitteilung des Ministeriums vom 2.Juni 2011 (3) stammen:
Sie glaubt an die Heilkraft der Homöopathie. Auf die Frage, warum sie den Kongress eröffne, sagt sie: »Weil ich von der Homöopathie selber persönlich überzeugt bin â¦Â« (1)
Sie hört auf die Bevölkerung. Homöopathie müsse im Gesundheitssystem einen festen Platz haben, »weil die Patientinnen und Patienten das wollen«. (1)
Sie verbreitet Stereotype. »Ursachen ganzheitlich anzugehen statt Symptome zu bekämpfen ist ein immer wichtiger werdender Ansatz.« (2) Sie meint offenbar, dies sei der homöopathische Ansatz, dabei fragt gerade die Homöopathie ausschlieÃlich nach Symptomen und nicht nach Ursachen.
Sie sieht die Homöopathie oft als erste Wahl in der medizinischen Versorgung an. Man müsse die Kostenträger überzeugen,
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