Die Hongkong-Papiere
zurück über Constituti on Hill am Park entlang. Auf Aherns Anweisung hin stoppte sie am Bordstein gegenüber der alten Buche und wartete. Ahern ließ einen Arm aus dem Fenster hängen und hob den Daumen. Während sie wieder anfuhren, lenkte der TelecomWagen an den Bordstein. Der Verkehr floß in einem stetigen Strom vorbei. Ahern ließ Norah etwa fünfzig Meter weiterfah ren, dann bat er sie, wieder anzuhalten. Sie konnten beobach ten, wie Halabi ausstieg. Er ging um den Kombiwagen herum zum Heck und öffnete die Türen. Er kehrte mit einer Stahl klammer zurück, bückte sich und wuchtete den Kanaldeckel hoch.
»Der Junge arbeitet gut«, sagte Ahern anerkennend.
Er holte eine kleine Fernsteuerung aus Plastik aus der Tasche und drückte auf einen Knopf. Hinter ihnen wurde der Kombi wagen von einem Feuerball verschlungen, und zwei Fahrzeuge, die sich auf gleicher Höhe befanden und ebenfalls von der Explosion erfaßt wurden, segelten quer über die Straße.
»Das hat man davon, wenn man sich mit Leib und Seele einer Sache verschreibt.« Ahern klopfte Norah auf die Schulter. »So ist es nun mal, mein Kind. Billy hat ihnen gemeldet, es gäbe eine Explosion, und jetzt haben sie eine.«
»Eine teure Geste. Ohne Halabi bekommen wir die Hälfte des Geldes nicht.«
»Zweieinhalb Millionen Pfund in der Schweiz, Norah, sind doch nicht so übel für einen Tag Arbeit, also sei nicht so habgierig. Und jetzt laß uns von hier verschwinden.«
Es war später Nachmittag, und Ferguson saß noch an seinem Schreibtisch im Verteidigungsministerium, als Hannah Bernstein hereinkam.
»Gibt es was Neues?« fragte er sie.
»Absolut nichts, Sir. So unwahrscheinlich es auch klingen
mag, aber von Halabi war noch genug vorhanden, um ihn zu identifizieren, seine Fingerabdrücke sowieso. Es scheint, als habe er sich draußen auf der Straße aufgehalten und nicht im Kombiwagen.«
»Und die anderen?«
»Zwei Fahrzeuge wurden von der Explosion erfaßt. Das vordere wurde von einer Ärztin gelenkt, die sofort tot war. Der Mann und die Frau im zweiten Wagen wollten zu einer Verkaufsausstellung. Sie liegen beide auf der Intensivstation.« Sie legte den Bericht auf den Schreibtisch. »Quigley hatte recht, aber wenigstens hat Ahern jetzt sein Pulver verschos sen.«
»Glauben Sie?«
»Sir, Sie haben doch den Terminplan des Präsidenten gese
hen. Er sollte gegen zehn Uhr auf seinem Weg zur Downing Street die Constitution Hill entlangfahren. Ahern muß das gewußt haben.«
»Und die Bombenexplosion?«
»Zu früh. So etwas passiert immer wieder, das wissen Sie doch, Sir. Halabi war nur ein Amateur. Ich hab’ mir seine Akte gründlich angesehen. Er hat an der London School of Econo mics studiert und eine Prüfung in Rechnungswesen abgelegt.«
»Ja, es klingt durchaus einleuchtend – zumindest für mich.«
»Aber nicht für Dillon. Wo ist er überhaupt?«
»Überall und nirgends. Er schnüffelt herum.«
»Dieser Mensch würde nicht mal seiner eigenen Großmutter trauen.«
»Vermutlich ist er gerade deshalb noch am Leben«, erwiderte Ferguson. »Es ist Kaffee da. Bedienen Sie sich ruhig, Chief Inspector.«
In der Atelierwohnung in Camden stand Ahern vor dem Badezimmerspiegel und massierte Pomade in sein Haar. Er kämmte es nach hinten, zog einen Mittelscheitel, strich anschließend Klebstoff auf einen dunklen Schnurrbart und heftete ihn sorgfältig an. Er nahm eine Hornbrille von der Konsole und setzte sie auf. Dann verglich er sein Spiegelbild mit dem Foto auf dem Sicherheitsausweis. Während er sich umdrehte, kam Norah ins Bad. Sie trug einen schlichten schwarzen Rock und eine weiße Bluse. Ihr Haar war straff zurückgekämmt zu einem festen Knoten. Ebenso wie er trug sie eine Brille. Ihr Modell war schwarz und ziemlich groß. Sie wirkte völlig verändert.
»Wie sehe ich aus?« fragte sie.
»Verdammt toll«, versicherte er ihr. »Und ich?«
»Super, Michael. Erstklassig.«
»Gut.« Er verließ das Badezimmer, ging hinüber zum Barsch
rank und holte eine Flasche Bushmills und zwei Gläser heraus. »Es ist kein Champagner, Norah Bell, aber guter irischer Whiskey.« Er schenkte ein und hob sein Glas. »Auf unser Land.«
»Auf unser Land«, erwiderte sie und prostete ihm auf jene uralte Weise der Loyalisten zu.
Er leerte sein Glas. »Alles, was ich brauche, ist unser Besteckkasten, und wir können aufbrechen.«
Es war etwa halb sieben, als Ferguson das Verteidigungsmi
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