Die Hongkong-Papiere
nisterium zusammen mit Hannah Bernstein verließ und seinen Fahrer anwies, ihn zu seiner Wohnung am Cavendish Square zu bringen. Die Tür wurde von Kim, dem ehemaligen GurkhaKorporal, geöffnet, der seit Jahren bei ihm die Position des Leibdieners einnahm.
»Mr. Dillon wartet schon auf Sie, Brigadier.«
»Danke«, sagte Ferguson.
Als sie ins Wohnzimmer kamen, stand Dillon mit einem Glas in der Hand an der offenen Terrassentür. Er wandte sich um. »Ich habe mich selbst bedient. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
»Wo waren Sie?« verlangte Ferguson Auskunft.
»Ich habe meine üblichen Quellen angezapft. Bei dieser Sache können Sie die IRA streichen. Es ist tatsächlich Ahern, und das macht mir große Sorgen.«
»Darf ich fragen, warum?« wollte Hannah Bernstein wissen.
Dillon nickte bereitwillig. »Natürlich dürfen Sie. Michael Ahern ist einer der brillantesten Organisatoren, die ich jemals kennengelernt habe. Sehr clever, sehr raffiniert und sehr, sehr verschlagen. Ich sagte ja schon, er läßt die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut.«
»Demnach glauben Sie nicht, daß er, um diese Formulierung zu wiederholen, sein Pulver in dieser Sache schon verschossen hat?« fragte Ferguson.
»Es wäre zu einfach. Es mag für Sie kompliziert klingen, aber ich denke, daß alles, von Quigleys Verrat und Tod bis zu der sogenannten unglücklichen Explosion des Telecom-Wagens an der Fahrtroute des Präsidenten, von vornherein geplant war.«
»Ist das Ihr Ernst?« fragte Hannah.
»Und ob. Der Versuch ist fehlgeschlagen, damit wir alle uns in Sicherheit wiegen. Zeigen Sie mir mal den weiteren Termin plan des Präsidenten.«
Hannah reichte ihm eine Kopie, und Ferguson schenkte sich einen Drink ein. »Dieses eine Mal hoffe ich inständig, daß Sie sich irren, Dillon.«
»Da haben wir es«, sagte Dillon. »Cocktailparty auf dem Flußdampfer Jersey Lily m it Rundfahrt auf der Themse. Der Premierminister, der Präsident und der Ministerpräsident von Israel. Dort wird er zuschlagen, das hatte er die ganze Zeit geplant, der Rest war nur ein Ablenkungsmanöver.«
»Sie sind verrückt, Dillon«, stellte Ferguson fest. »Sie spin nen wirklich.« Er wandte sich um und sah Hannah Bernsteins Gesichtsausdruck. »O mein Gott«, stieß er hervor.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Halb sieben, Sir.«
»Richtig«, sagte er und gab sich einen Ruck. »Brechen wir schnellstens auf. Viel Zeit haben wir nicht mehr.«
Zur gleichen Zeit parkten Ahern und Norah den Toyota in einer Seitenstraße des Cheyne Walk. Sie stiegen aus und gingen hinunter zum Cadogan Pier. Dort standen dutzendweise Polizeiwagen herum, uniformierte Männer waren über den ganzen Platz verteilt, und an der Gangway war ein elektroni sches Tor aufgebaut worden, durch das jeder hindurchgehen mußte. Daneben standen zwei athletische junge Männer in dunkelblauen Anzügen.
Ahern lächelte kaum merklich. »Secret Service, die Leibwa
che des Präsidenten. Ich glaube, die kriegen ihre Anzüge allesamt aus demselben Laden.«
Er und Norah hatten sich ihre Sicherheitspässe an die Revers geheftet. Ahern grinste und reichte einem der Männer vom Secret Service einen Plastikkasten. »Es tut mir leid, wenn wir Ihnen Arbeit machen müssen, aber da drin befinden sich zweihundert Messer, Löffel und Gabeln. Bei soviel Metall fliegt bei dem Ding am Ende noch die Sicherung raus.«
»Geben Sie her, und gehen Sie durch«, sagte der Agent.
Sie schritten durch den Bogen, und der Mann vom Secret Service öffnete den Plastikkasten und wühlte mit einer Hand im Besteck herum. In diesem Moment fuhren mehrere Limou sinen vor.
»Verdammt noch mal, Mann, das ist der israelische Minister präsident!« rief sein Kollege.
Der Secret-Service-Agent sagte zu Ahern: »Sie müssen den Kasten vorerst hierlassen. Gehen Sie jetzt weiter.«
»Wie Sie wünschen.« Ahern schritt die Gangway hinauf, gefolgt von Norah. Auf dem Schiff schlüpfte er schnell durch eine Tür. Er hatte sich den Plan des Dampfers genau eingeprägt und ging zielstrebig voraus zu einer der zahlreichen Toiletten.
»Warte hier«, sagte er zu Norah und verschwand in der Herrentoilette Nummer vier.
Ein Mann hielt sich darin auf und wusch sich die Hände. Ahern begann ebenfalls, sich die Hände zu waschen. Sobald der Mann hinausgegangen war, eilte er zu dem roten Feuerei mer in der Ecke, wühlte im Sand herum und fand die beiden in Plastikfolie
Weitere Kostenlose Bücher