Die Hongkong-Papiere
Meinung war. Er stärkte sich mit einem Glas Cham pagner in der Pianobar und begab sich dann hinunter in den großen Ballsaal. Er zeigte seine Einladung vor und wurde eingelassen, wo der brasilianische Botschafter und seine Frau soeben die Gäste begrüßten.
Sein Name wurde aufgerufen, und er trat vor. »Mr. Dillon?« sagte der Botschafter, und seine Stimme hatte einen fragenden Klang.
»Vom Verteidigungsministerium«, klärte Dillon ihn auf. »Ich freue mich über Ihre Einladung.« Er wandte sich an die Gattin des Botschafters und küßte ihr galant die Hand. »Ihr Kleid ist
ein Gedicht. Es steht Ihnen blendend.«
Sie errötete erfreut, und während er sich entfernte, hörte er sie auf portugiesisch zu ihrem Mann sagen: »Was für ein charman ter Herr.«
Im Ballsaal herrschte bereits Betrieb. Eine Tanzkapelle spielte. Elegant gekleidete Frauen, die meisten Männer mit Fliege, dazwischen vereinzelt Herren in militärischer Parade uniform und hier und da ein kirchlicher Würdenträger. Zu sammen mit den Kristallüstern und den Spiegeln war es wirklich eine eindrucksvolle Szene. Dillon nahm ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners und schlängelte sich durch die Gästeschar. Er hielt Ausschau nach Asta Morgan, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Schließ lich kehrte er zum Eingang zurück, zündete sich eine Zigarette an und wartete.
Fast eine Stunde später hörte er, wie ihr Name aufgerufen wurde. Sie trug eine Hochfrisur, so daß ihr Gesicht voll zur Geltung kam: hohe skandinavische Wangenknochen und ein Ausdruck, der zu verkünden schien, daß sie sich um nichts und niemanden scherte. Sie trug ein fast lächerlich schlichtes Kleid aus schwarzer Seide mit einem Bindegürtel, das dicht über ihren Knien endete, und dazu schwarze Strümpfe. Über ihrer Schulter hing ein schwarzes Abendtäschchen an einer schwar zen Kette. Zahlreiche Köpfe drehten sich in ihre Richtung, während sie sich eine Zeitlang mit dem Botschafter und dessen Frau unterhielt.
Wahrscheinlich entschuldigte sie Morgan, dachte Dillon.
Schließlich kam sie die Treppe herunter und blieb kurz stehen, um die Tasche zu öffnen. Sie holte ein goldenes Zigarettenetui heraus und entnahm eine Zigarette. Dann suchte sie ein Feuerzeug. »Verdammt!« murmelte sie halblaut.
Dillon näherte sich ihr und schnippte sein Zippo an. »Egal was man sucht, nie ist es da, wo es sein sollte, nicht wahr?«
Sie musterte ihn kühl, dann hielt sie seine Hand fest und zündete die Zigarette an. »Danke.«
Während sie sich zum Gehen wandte, bemerkte Dillon freundlich: »Diese Absätze sind aber ganz schön hoch. Seien Sie vorsichtig, meine Liebe, ein Gipsverband würde zu diesem engen Kleid nicht sehr gut aussehen.«
Ihre Augen weiteten sich verblüfft, dann lachte sie und entfernte sich.
Sie schien eine Menge Leute zu kennen, schlenderte von Gruppe zu Gruppe und posierte gelegentlich für den einen oder anderen Gesellschaftsfotografen. Dillon hielt sich in ihrer Nähe, um sie zu beobachten, und wartete ganz einfach ab, was der Abend bringen würde.
Sie tanzte einige Male mit verschiedenen Partnern, darunter der Botschafter sowie zwei Minister der Regierung und ein oder zwei bekannte Schauspieler. Dillons Chance ergab sich etwa eine Stunde später, als er Asta mit einem Parlamentsmit glied tanzen sah, der für seine Weibergeschichten berüchtigt war. Nach dem Tanz ließ der Mann seinen Arm auf ihrer Hüfte liegen. Sie blieben am Büffet stehen, und sie versuchte ihn loszuwerden, aber er hatte nun ihre Hand ergriffen.
Dillon ging schnell auf sie zu. »Mein Gott, Asta, entschuldi ge, daß ich mich verspätet habe. Geschäfte.« Der andere Mann ließ sie mit finsterer Miene los, und Dillon gab ihr einen Kuß auf den Mund. »Sean Dillon«, stellte er sich dabei murmelnd vor.
Sie stieß ihn von sich und sagte schmollend: »Du bist wirk lich ein Erzganove, Sean. Immer nur Entschuldigungen. Geschäfte. Ist das alles, was dich interessiert?«
Dillon faßte ihre Hand und beachtete den MP überhaupt nicht. »Nun, ich werde darüber nachdenken. Drehen wir erst mal eine Runde auf der Tanzfläche.«
Die Kapelle spielte einen Foxtrott, und sie lag leicht in seinen Armen. »Donnerwetter, Mädchen, das können Sie aber gut«, sagte er anerkennend.
»Ich hab’s im Internat gelernt. Zweimal in der Woche hatten wir in der Turnhalle Tanzstunde. Natürlich haben nur Mädchen miteinander getanzt. Es gab
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