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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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immer Streit, wer führen sollte.«
     »Das kann ich mir vorstellen. Wissen Sie, früher als Junge in Belfast sind wir immer als Truppe zusammen ausgegangen, so daß einer von uns den Eintritt für die Tanzhalle bezahlte und dann einen Notausgang öffnete, damit die anderen umsonst reinkamen.«
     »So eine Bande«, sagte sie.
     »Na ja, mit sechzehn hatte man eben nicht soviel Geld, aber wenn man erst mal drin war, dann gab es kein Halten mehr. Wenn ich an all die Mädchen denke, die nach Talkumpuder rochen.« Sie grinste. »Wir wohnten in einer Arbeitergegend. Parfüm war viel zu teuer.«
     »Und dort haben Sie Ihre Rolle perfektioniert?«
     »Welche Rolle soll das denn sein?«
     »Jetzt hören Sie aber auf«, sagte sie. »Diese raffinierte Num­
    mer, die Sie gerade abgezogen haben. Jetzt soll ich doch dankbar sein, oder?«
     »Sie meinen, wir verschwinden in der Nacht, damit ich Sie vernaschen kann?« Er lächelte. »Es tut mir leid, meine Liebe, ich habe etwas anderes vor und Sie sicherlich auch.« Er blieb am Rand der Tanzfläche stehen und küßte ihr die Hand. »Es war ganz lustig, aber achten Sie in Zukunft auf Ihre Gesell­ schaft.«
     Er wandte sich um und ging davon, und Asta Morgan schaute ihm nach, einen Ausdruck der Überraschung im Gesicht.

    Der Pianist in der Pianobar des Dorchester war Dillons Londoner Lieblingsmusiker. Als der Ire erschien, winkte er,
    und Dillon ging zu ihm hin und lehnte sich an den Flügel.
    »He, du siehst ja super aus, Mann. Hast du heute was Beson­
    deres vor?«
     »Ich war auf dem Ball der brasilianischen Botschaft, wo die Großen und Guten dieser Welt manchmal echte Narren aus sich machen.«
     »Das macht doch jeder mal. Willst du einspringen? Ich müßte mal auf die Toilette.«
     »Mit Vergnügen.«
     Dillon setzte sich ans Klavier. Eine Serviererin erschien lächelnd. »Das gleiche wie immer, Mr. Dillon?«
     »Krug, meine Liebe, keine Jahrgangslese.« Dillon holte eine Zigarette aus seinem alten silbernen Etui, zündete sie an und begann mit »A Foggy Day in London Town«, seiner persönli­ chen Lieblingsnummer.
     Er saß da, die Zigarette im Mundwinkel, von der der Rauch aufstieg, in die Musik versunken, aber dennoch genau registrie­ rend, daß Asta Morgan auf ihn zukam.
     »Ein Mann mit vielen Talenten, wie ich sehe.«
     »Wie ein alter Feind von mir mal gesagt hat, ein passabler Barpianist, mehr nicht. Das sind die Früchte einer verkorksten Jugend.«
     »Ein Feind, sagten Sie?«
     »Sagen wir einfach, wir verfolgten die gleiche Idee, hatten aber unterschiedliche Vorstellungen, wie man sie verwirkli­ chen kann.«
     »Eine Idee, Mr. Dillon? Das klingt sehr ernst.«
     »Eine schwere Bürde.« Die Serviererin erschien mit der Flasche Krug in einem Sektkühler, und er nickte. »Ein Glas für die Lady, bitte. Wir setzen uns drüben in die Nische.«
      »I was a stranger in the city«, sang sie eine Textzeile.
      »Out of town were the people I knew«, antwortete er. »Be­
    danken Sie sich bei den Gershwins, George und Ira. Sie
    müssen diese alte Stadt geliebt haben. Sie haben den Song für einen Film mit dem Titel Ein Fräulein in Nöten geschrieben. Fred Astaire hat ihn gesungen.«
     »Wie ich hörte, beherrschte er auch einige Tanzschritte«, sagte sie.
     In diesem Moment kam der schwarze Pianist zurück. »He, Mann, das ist hübsch.«
     »Aber nicht so gut wie von dir. Übernimm mal.« Dillon machte Platz, während der Pianist neben ihn rutschte.
     Sie gingen in die Nische, setzten sich, und Dillon gab Asta Feuer und schenkte ihr ein Glas Champagner ein.
     »Ich gehe davon aus, daß Sie ein Mensch mit Kultur und hohen Ansprüchen sind; trotzdem trinken Sie keine Jahrgangs­ lese«, sagte sie, während sie auf die Flasche Krug deutete.
     »Das ist der beste Champagner, Grand Cuvée«, sagte er. »Er ist ziemlich einmalig. Er wird aus verschiedenen Trauben verschnitten, und das wissen nicht viele. Sie richten sich nach dem, was auf dem Etikett steht, also nach dem äußeren Anschein.«
     »Sie sind auch noch Philosoph. Was treiben Sie eigentlich außerhalb Ihrer Freizeit, Mr. Dillon?«
     »Sowenig wie möglich.«
     »Tun wir das nicht alle? Sie sprachen von einer Idee, nicht von einem Job oder einem Gewerbe, von einem Ziel. Das finde ich sehr interessant.«
     »Mein Gott, Asta Morgan, wir sitzen hier in der besten Bar Londons, trinken Krug-Champagner, und Sie wollen sich ernsthaft mit mir unterhalten?«
     »Woher kennen Sie meinen

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