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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Embankment?« wunderte sie sich. »Weshalb das denn?«
     Er bot ihr eine Zigarette an. »Haben Sie noch nie diese alten Kinofilme gesehen, in denen ein Knabe und seine Freundin dort einen Spaziergang machen und dabei auf die Themse schauen?«
     »Das war vor meiner Zeit, Mr. Dillon«, sagte sie und beugte sich vor zur Feuerzeugflamme. »Aber ich bin bereit, alles wenigstens einmal auszuprobieren.«

    Als sie das Embankment erreichten, regnete es. »Jetzt sehen Sie sich das mal an«, sagte Dillon.
     Sie ließ die Trennscheibe herunter. »Wir gehen ein Stück zu Fuß, Henry. Holen Sie uns an der Lambeth Bridge ab. Haben Sie einen Regenschirm?«
     »Gewiß, Miß Asta.«
     Er stieg aus, um die Türen zu öffnen, und spannte einen großen schwarzen Schirm auf, den Dillon übernahm. Asta schob eine Hand unter seinen Arm, und sie wanderten los. »Ist das romantisch genug für Sie?« erkundigte er sich.
     »Ich hätte Sie gar nicht für den romantischen Typ gehalten«, sagte sie. »Aber wenn Sie die Frage ernst gemeint haben, ja, es gefällt mir. Ich liebe den Regen, die Stadt bei Nacht, das Gefühl, daß schon hinter der nächsten Ecke die tollsten Dinge auf mich warten können.«
     »Heutzutage wahrscheinlich ein Straßenräuber.«
     »Jetzt weiß ich, daß Sie kein Romantiker sind.«
     Er hielt inne, um seine Zigaretten herauszuholen, und reichte ihr eine. »Nein. Ich habe Sie schon verstanden. Als ich jung und dumm war – das war vor etwa tausend Jahren –, schien das Leben grenzenlose Möglichkeiten bereitzuhalten.«
     »Und was kam dazwischen?«
     »Das Leben.« Er lachte.
     »Sie fackeln nicht lange, nicht wahr? Ich meine, vorhin mit diesem Schwein Hunt, da sind Sie sofort hart zur Sache gegangen.«
     »Und was verrät Ihnen das?«
     »Daß Sie sich selbst um Ihre Angelegenheiten kümmern können, und das ist ungewöhnlich bei einem Mann, der einen Abendanzug für mindestens fünfzehnhundert Pfund trägt. Was tun Sie eigentlich?«
     »Nun, mal sehen. Ich habe die Royal Academy of Dramatic Art besucht, aber das ist schon lange her. Ich spielte den Lyngstand in Ibsens Die Frau vom Meere im Nationaltheater. Das war der, der soviel husten mußte.«
     »Und danach? Sie müssen die Schauspielerei doch aufgege­ ben haben, sonst hätte ich von Ihnen gehört.«
     »Nicht ganz. Man könnte sagen, daß ich in meiner alten Heimat ein lebhaftes Interesse für das entwickelt habe, was man das Theater der Straße nennen könnte.«
     »Seltsam«, sagte sie. »Wenn ich raten müßte, würde ich
    sagen, Sie waren Soldat.«
    »Sie sind aber ein kluges Mädchen.«
     »Verdammt noch mal, Dillon«, sagte sie. »Bei Ihnen kommt man von einem Geheimnis auf das andere.«
     »Sie müssen mich eben Schicht für Schicht ergründen, so wie man eine Zwiebel schält, aber das würde einige Zeit dauern.«
     »Und genau die habe ich nicht«, sagte sie. »Ich reise morgen nach Schottland.«
     »Ich weiß«, sagte Dillon. »Heute morgen stand in Nigel Dempsters Klatschkolumne in der Mail eine entsprechende Meldung. ›Carl Morgan hat sich für die Jagd auf einem Schloß in den Highlands eingemietet‹ so lautete der Text. Außerdem konnte man nachlesen, daß Sie ihn heute auf dem Ball der brasilianischen Botschaft vertreten haben.«
     »Sie sind wirklich bestens informiert.«
     Sie hatten mittlerweile die Lambeth Bridge erreicht, und der Mercedes wartete bereits. Dillon half ihr beim Einsteigen. »Hat mir Spaß gemacht.«
     »Ich kann Sie zu Hause absetzen«, bot sie an.
     »Das ist nicht nötig.«
     »Seien Sie nicht albern. Ich möchte sehen, wo Sie wohnen.«
     »Ihr Wunsch ist mir Befehl.« Er schlüpfte neben sie. »Stable Mews, Henry, es ist in der Nähe vom Cavendish Square. Ich erkläre es Ihnen genau, wenn wir in der Gegend sind.«

    Als sie in die gepflasterte Straße einbogen, regnete es noch immer. Er stieg aus und schloß die Tür. Asta ließ das Fenster herunter und betrachtete das Häuschen.
     »Alles dunkel. Keine Freundin, Dillon?«
     »Leider nein, aber Sie können ja auf eine Tasse Tee mit hereinkommen, wenn Sie möchten.«
     Sie lachte. »O nein, ich hatte genug Aufregung für eine Nacht.«
    »Vielleicht ein anderes Mal.«
     »Ich glaube, nicht. Ehrlich gesagt bezweifle ich, daß wir uns jemals wiedersehen werden.«
     »Meinen Sie, wir sind wie Schiffe in der Nacht?«
     »So ähnlich. Nach Hause, Henry.« Und während sie das Fenster hochschnurren ließ, fuhr der Mercedes an.
     Dillon sah ihm

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