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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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war jagdmäßig möbliert, hatte weiß gestri­ chene Wände und einen Holzfußboden. Im Kamin war Holz für ein Feuer aufgeschichtet. Sie zündete es an und sank in einen der hochlehnigen Sessel. Sie war plötzlich müde. Die Wärme aus dem Kamin tat ihr gut, und der Knöchel schmerzte nicht mehr. Während sie weiter Tannenscheite auf das Feuer legte, hörte sie draußen ein Auto vorfahren. Ein Schlüssel klirrte im Schloß, und die Haustür wurde geöffnet.
     Der Mann, der in der Türöffnung stand, war mittelgroß und hatte ein schlaffes, finsteres Gesicht, das dringend einer Rasur bedurfte. Er trug einen schäbigen Tweedanzug und eine Tweedmütze. Sein gelbblondes Haar war schulterlang, und in der Hand hielt er eine doppelläufige Schrotflinte.
     »Hat man so was schon gesehen?« meinte er verblüfft.
     »Was wollen Sie?« fragte Asta ruhig.
     »Das finde ich gut«, sagte er, »eine Einbrecherin. Wie zum Teufel sind Sie reingekommen?«
     »Durch das Küchenfenster.«
     »Ich glaube nicht, daß meinem Chef das gefällt. Er ist neu. Erst gestern eingezogen, dieser Mr. Morgan, aber ich erkenne den harten Burschen auf Anhieb. Ich wollte sagen, wenn er von diesem Vorfall etwas erfährt, geht er vielleicht zur Polizei.«
     »Stellen Sie sich nicht so an. Ich habe mir beim Aufstieg auf den Ben Breac den Fuß verstaucht. Ich mußte mich ausruhen, mehr nicht. Jetzt, wo Sie da sind, können Sie mich mit dem Wagen fahren.«
     Er kam näher, und seine Hand zitterte, als er sie auf ihre Schulter legte. »Das kommt ganz darauf an, nicht wahr?«
     Sein fleckiges Gesicht und der Whiskygestank in seinem Atem erzeugten in ihr plötzlich ein Ekelgefühl. »Wie heißen Sie?«
     »Das klingt doch schon viel freundlicher. Fergus heiße ich – Fergus Munro.«
     Sie wich vor ihm zurück und brachte ihn mit einem heftigen Stoß vor die Brust ins Schwanken. »Machen Sie keine Dumm­ heiten, Fergus Munro.«
     Er streckte wütend die Hand aus und ließ die Schrotflinte fallen. »Du Biest, dir werde ich’s zeigen.« Er schnappte nach ihr, erwischte die Bluse unter der Lederjacke, und der dünne Stoff zerriß von ihrer linken Schulter bis zur Brust.
     Sie stieß einen Wutschrei aus, schlug nach ihm, wobei ihre Fingernägel seine rechte Wange zerkratzten. Und dann sah sie hinter ihm einen Mann aus der Dunkelheit im Türrahmen erscheinen.

    Dillon boxte ihm in die Nieren, riß ihn am Kragen zurück und schleuderte ihn quer durch den Raum. Munro prallte gegen die Wand und sank auf ein Knie. Er griff nach der Schrotflinte, aber Dillon beförderte sie mit einem Tritt außer Reichweite. Dann packte Dillon Munros rechte Hand, verdrehte sie und rammte den Mann mit dem Kopf gegen die Wand. Munro kämpfte sich mit blutigem Gesicht hoch und taumelte durch die offene Tür nach draußen.
    Als Dillon ihn verfolgen wollte, rief Asta: »Lassen Sie ihn
    laufen!«
     Dillon hielt inne, stützte sich mit beiden Händen am Türrah­ men ab. Dann schloß er die Tür und drehte sich um. »Sind Sie in Ordnung?«
     Draußen sprang ein Motor an. »Ja, schon, was war das?«
     »Er war mit einem Shogun hier.«
     Sie ließ sich wieder in den Sessel sinken. »Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, Dillon. Ich dachte, Sie würden mich nie einholen. Was zum Teufel treiben Sie hier?«
     »Jetzt muß ich wohl beichten«, sagte er. »Ich habe einen Onkel, Brigadier Charles Ferguson, der ein Haus namens Ardnamurchan Lodge, nicht weit von hier, im Jagdrevier gemietet hat, das zum Loch Dhu Castle gehört.«
     »Tatsächlich? Mein Vater wird sich wundern. Er mag es nicht, wenn er irgend etwas mit anderen teilen muß.«
     »Na ja, nun, also – als ich die Meldung in der Klatschkolum­ ne der Daily Mail las, konnte ich nicht anders, als mir eine Einladung zu dem Ball in der brasilianischen Botschaft zu verschaffen, um Sie kennenzulernen.«
     »Einfach so?«
     »Ich habe ausgesprochen gute Beziehungen bis in die höch­
    sten Kreise. Sie wären überrascht.«
     »Bei Ihnen würde mich gar nichts überraschen, und wenn ich es recht überlege, glaube ich von all dem kein Wort.« Sie verlagerte ihr Gewicht und zuckte zusammen. »Verdammt!«
     »Probleme?«
     »Eine alte Verletzung.«
     Sie versuchte das rechte Bein aus ihrer Hose zu ziehen. Er löste vorsichtig den Schuh von ihrem Fuß und streifte den Socken ab. »Ich hatte wirklich erwartet, Sie würden mich einholen.«
     »Ich habe es mit der kürzeren Route direkt auf den Berg versucht. Aber sie

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