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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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diesen wilden und einsamen Ort aufgesucht hatte. Er und Asta stiegen voraus, während Ferguson und Kim in gemächlicherem Tempo folgten.
     Dillon verspürte eine Art träger, gelassener Zufriedenheit. Tatsache war, daß er die Gesellschaft des Mädchens genoß. Er hatte nie viel Zeit für Frauen gehabt, es lag in der Natur seines Gewerbes, wie er stets zu sagen pflegte, und für irgendwelche Beziehungen hatte er überhaupt keine Zeit. Aber in diesem Falle gab es da ein elementares Empfinden, das ihn tief in seinem Innern anrührte. Sie redeten nicht viel und konzentrier­ ten sich ausschließlich auf den Aufstieg. Unter ihnen lag das vom Heidekraut violette Tal und in der Ferne das ruhige Meer mit seinen verstreuten Inseln.
     »Ich glaube nicht, daß ich je etwas Schöneres gesehen habe«, sagte Asta.
     »Ich aber«, verriet Dillon ihr.
     Der Wind preßte den Rock gegen ihre Beine, so daß sich die Konturen ihrer Oberschenkel abzeichneten, und als sie ihre Glengarry-Mütze abnahm und den Kopf schüttelte, schimmerte ihr fast weißes Haar in der Sonne. Sie paßte makellos in die Szenerie, ein goldenes Mädchen an einem goldenen Tag.
     »Ihr Haar und meines haben fast die gleiche Farbe, Dillon.« Sie setzte sich auf einen Felsklotz. »Wir könnten miteinander verwandt sein.«
     »Mein Gott, Kindchen, wünschen Sie sich nur das nicht.« Er zündete zwei Zigaretten an, wobei er die Hände schützend um die Feuerzeugflamme wölbte, gab ihr eine und streckte sich neben ihr im Gras aus. »In Irland gibt es häufig blondes Haar. Vor tausend Jahren war Dublin eine Wikingerstadt.«
     »Das wußte ich nicht.«
     »Haben Sie Morgan von meinem nächtlichen Besuch er­
    zählt?«
     »Natürlich. Sie beide wären sich ja sogar beinahe noch begegnet. Das Geräusch, das Sie draußen im Flur gehört hatten, das war Carl.«
     »Und was meinte er dazu?«
     »Liebe Güte, Dillon, Sie erwarten aber verdammt viel für Ihre Zigarette.« Sie lachte. »Na schön, ich habe ihm alles weiterge­ geben, was Sie mir erzählt haben über dieses TschungkingAbkommen und so weiter. Aber das hatten Sie doch im Grunde gewollt, nicht wahr?«
     »Das ist richtig.«
     »Carl sagte, es mache ihm nichts aus. Er hat Ferguson in dem Augenblick überprüfen lassen, als er feststellte, daß er das Jagdhaus bewohnte. Schon nach wenigen Stunden wußte er über ihn Bescheid – und über Sie. Ihm war klar, daß Sie bemerkt haben mußten, was hier vor sich ging, weshalb wären Sie sonst hier? Er ist kein Narr, Dillon. Sonst wäre er kaum dort, wo er heute steht.«
     »Sie halten wirklich große Stücke auf ihn, nicht wahr?«
     »Wie ich gestern schon andeutete, ich weiß alles über Sie, Dillon. Also verschwenden Sie keine Zeit damit, mir zu erklären, was für ein schlechter Mensch Carl ist. Da würde ein Esel den anderen Langohr schelten, meinen Sie nicht?«
     »Sie sind ja eine wahre Formulierungskünstlerin.«
     »Ich habe nun mal eine hervorragende Ausbildung genos­
    sen«, sagte sie. »In einem hervorragenden Mädcheninternat der
    Kirche von England. Dann kamen das St. Michael’s and St. Hugh’s College und zum Schluß Oxford.«
     »Was Sie nicht sagen. Ich wette, Sie haben sich vom vielen Beten keine Schwielen an den Knien geholt.«
     »Sie sind ein Mistkerl«, sagte sie freundlich, und in diesem Moment kam Ferguson über die Anhöhe. Ihm folgte Kim mit dem Gewehrfutteral und einem altmodischen Zeiss-Feldstecher um den Hals.
     »Da wären wir endlich.« Ferguson ließ sich ins Gras sinken. »Ich werde allmählich alt. Kaffee, Kim.«
     Der Gurkha legte das Gewehrfutteral beiseite, öffnete den Proviantbeutel, der über seiner Schulter hing, und holte eine Thermosflasche und mehrere Pappbecher heraus. Er füllte und verteilte sie.
     »Das gefällt mir«, sagte Asta. »Ich habe schon seit Jahren kein Picknick mehr gemacht.«
     »Diesen Gedanken können Sie sich aus dem Kopf schlagen, junge Dame«, sagte Ferguson zu ihr. »Dies ist eine ernsthafte Expedition, deren Sinn darin besteht, Sie mit den Feinheiten der Rehpirsch vertraut zu machen. Und nun trinken Sie aus, es geht weiter.«

    Während sie anschließend im Sonnenschein durch das Heide­ kraut stapften, gab er laufend Kommentare ab und betonte immer wieder den unglaublich scharfen Geruchssinn des Rehs, der eine Annäherung nur gegen den Wind möglich machte.
     »Ich nehme an, Sie können schießen?« fragte er sie.
     »Natürlich. Carl hat es mir beigebracht, vorwiegend beim

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