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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Tontaubenschießen. Und während der Saison habe ich ihn oft auf die Moorhuhnjagd begleitet.«
     »Nun, das ist doch schon was.«
     Sie waren seit einer guten Stunde unterwegs, als Kim plötz­
    lich den Arm ausstreckte und nach vorne deutete. »Da, sehen
    Sie, Sahib.«
     »Alle in Deckung«, befahl Ferguson, und Kim reichte ihm den Feldstecher.
     »Hervorragend.« Ferguson gab das Glas an Dillon weiter. »Dreihundert Meter. Zwei Kühe und ein Kapitalhirsch mit einem prächtigen Geweih.«
     Dillon sah es sich an. »Mein Gott, tatsächlich«, sagte er und reichte Asta das Fernglas.
     Als sie die Sehschärfe einstellte, sprangen ihr der Hirsch und die Hirschkühe regelrecht entgegen. »Wie herrlich«, hauchte sie und wandte sich zu Ferguson um. »Solche wundervollen Kreaturen können wir doch wohl nicht erschießen, oder?«
     »So was kann nur von einer verdammten Frau kommen«, knurrte Ferguson. »Ich hätte es wissen müssen.«
     Dillon lächelte verständnisvoll. »Der Spaß liegt in der Pirsch, Asta. Es ist wie ein Spiel. Die Tiere können sehr gut auf sich selbst aufpassen, glauben Sie mir. Mit einigem Glück kommen wir bis auf hundert Meter an sie heran.«
     Kim feuchtete einen Finger an und hielt ihn in die Luft. »Der Wind bläst uns entgegen, Sahib. Im Augenblick ist unsere Position okay.« Er schaute zum Himmel, wo sich Wolken bildeten. »Ich denke, der Wind dürfte bald drehen.«
     »Dann müssen wir uns beeilen«, sagte Ferguson. »Gib mir das Gewehr.«
     Es war eine alte Jackson-and-Whitney-Flinte mit Bolzen­ schloß. Er lud sie sorgfältig und sagte: »Denken Sie daran, sie stehen ziemlich weit hangabwärts.«
     »Ich weiß«, sagte Dillon. »Niedrig halten. Dann mal los.«

    Für Asta folgte eine der anstrengendsten Stunden ihres Lebens. Sie wanderten geduckt durch tiefe Rinnen hinter Kim her.
     »Er beherrscht sein Metier aber aus dem Effeff«, sagte sie irgendwann zu Dillon.
     »Das will ich wohl meinen«, bemerkte Ferguson zu ihr. »Früher in Indien war er der beste Spurenleser bei der Tiger­ jagd, den ich je kannte.«
     Schließlich tauchten sie ins Heidekraut ein und krochen hintereinanderher, bis Kim ihnen bedeutete, anzuhalten und sie in einer kleinen Senke verharrten. Vorsichtig lugte er über den Rand. Das Rotwild äste zufrieden nicht mehr als 75 Meter entfernt.
     »Es geht nicht näher, Sahib.« Er schaute zum Himmel. »Der Wind dreht bereits.«
     »In Ordnung.« Ferguson betätigte den Spannhebel und beför­ derte eine Patrone in die Kammer. »Die Ehre gebührt Ihnen, meine Liebe.«
     »Wirklich?« Astas Gesicht war vor Erregung gerötet. Vor­ sichtig nahm sie das Gewehr entgegen, stützte sich auf die Ellbogen und preßte den Kolben fest gegen die Schulter.
     »Nicht ziehen, sondern ganz langsam drücken«, erklärte Dillon ihr.
     »Das weiß ich.«
     »Und zielen Sie tief«, fügte Ferguson hinzu.
     »In Ordnung.« Sekunden verstrichen, ohne daß etwas ge­
    schah. Dann rollte sie sich auf den Rücken und hielt ihm das Gewehr hin. »Ich kann es nicht, Brigadier. Der Hirsch ist viel zu schön, um schon zu sterben.«
     »Nun, wir alle sterben irgendwann einmal«, sagte Ferguson, und in diesem Augenblick hob der Hirsch den Kopf.
     »Der Wind hat sich gedreht, Sahib, er wittert uns«, sagte Kim, und im gleichen Moment sprangen die drei Tiere mit unglaublichem Tempo durch das Dickicht davon.
     Dillon wälzte sich lachend im Heidekraut, und Ferguson sagte: »Verdammt!« Er machte ein finsteres Gesicht. »Das ist nicht lustig, Dillon, überhaupt nicht.« Er reichte Kim das Gewehr. »Na schön, steck es weg und hol die Sandwiches

    raus.«

    Auf dem Rückweg einige Zeit später machten sie auf einer Anhöhe Rast, von der aus sie einen wunderschönen Blick auf das Tal unterhalb des Schlosses und Ardnamurchan Lodge auf der anderen Seite hatten. Dillon entdeckte etwas, das ihm vorher noch nicht aufgefallen war. Unterhalb des Schlosses befand sich ein Landungssteg, an dem ein Boot festgemacht war.
     »Geben Sie mir mal das Fernglas«, bat er Kim, justierte es und betrachtete ein acht Meter großes Motorboot mit Ruder­ haus. »Ich wußte gar nichts von dem Boot«, sagte er und reichte Ferguson den Feldstecher.
     »Meinen Sie das Boot?« fragte Asta. »Es gehört zum Schloß und heißt Katrina.«
     »Sind Sie damit schon mal rausgefahren?« wollte Dillon wissen.
     »Es gab noch keinen Anlaß. Carl interessiert sich nicht fürs Angeln.«
     »Es ist besser als unseres.«

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