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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Fergus wird zumindest wäh­ rend der nächsten Tage von niemandem vermißt. Die Munros werden annehmen, daß er einstweilen untergetaucht ist.«
     »Genau darauf verläßt Morgan sich anscheinend. Ich denke, er hofft, daß er schon bald wieder von hier verschwinden kann.« Ferguson stand auf. »Sehen wir zu, daß wir zurückge­ hen. Wir sind zum Dinner eingeladen. Das verspricht ein höchst interessanter Abend zu werden.«

    10

    Sie kamen wenige Minuten nach sieben Uhr auf dem Schloß an. Dillon lenkte den alten Kombiwagen, der zur Jagdhütte gehörte. Er und Ferguson trugen Smokingjacken, Hannah Bernstein hatte sich für einen cremefarbenen Hosenanzug aus Seidenkrepp entschieden. Die Tür wurde ihnen von Marco geöffnet, der wieder sein Alpakajackett und gestreifte Hosen trug. Er bat sie mit ausdrucksloser Miene herein und führte sie in den Wohnsaal. Dort stand Morgan am Kamin, während Asta, in einem grünen Seidenkleid, neben Lady Katherine Rose auf dem Sofa saß.
     »Ah, da sind Sie ja«, begrüßte Morgan sie ausgesucht freund­ lich. »Kommen Sie herein. Ich glaube, Lady Katherine, Brigadier Ferguson kennen Sie bereits, nicht wahr?«
     »Aber ja. Er hat mich besucht und bei mir Tee getrunken. Er und sein charmantes junges Mädchen.«
     Hannah lächelte amüsiert, und Ferguson ergriff die Hand der Lady. »Es freut mich, Sie wiederzusehen. Ich glaube, meinen Neffen, Sean Dillon, kennen Sie noch nicht.«
     »Mr. Dillon.«
     Dillon empfand auf Anhieb Sympathie für die Frau. »Es ist mir überaus angenehm.«
     »Ire?« erkundigte sie sich. »Ich mag die Iren, Rabauken, alle
    wie sie da sind, aber sehr nett. Rauchen Sie, junger Mann?«
    »Mein einziges Laster.«
    »Wie gut Sie lügen können. Geben Sie mir eine, ja?«
    »Lady Katherine, es tut mir leid.« Morgan ergriff eine silber­
    ne Zigarettendose und kam herüber. »Ich hatte keine Ahnung.«
     Sie nahm eine Zigarette und ließ sich von Dillon Feuer geben. »Ich rauche schon mein Leben lang, Mr. Morgan. Es brächte gar nichts, wenn ich jetzt damit aufhörte.«
     Marco erschien mit einer Flasche Crystal in einem Sektkühler und sechs Gläsern auf einem Tablett. Er stellte alles auf einen Beistelltisch und fragte in schwerfälligem Englisch: »Soll ich den Champagner öffnen, Sir?«
     »Für mich nicht«, wehrte Lady Katherine ab. »Er bekommt mir gar nicht mehr. Ein Wodka Martini, sehr trocken, das wäre genau das richtige. Der hat mich durch den Krieg gebracht; der und die Zigaretten.«
     »Ich hole ihn«, sagte Asta und ging zum Barschrank, während Marco den Champagner entkorkte.
     »Sie haben demnach im Krieg gedient, Lady Katherine?« fragte Ferguson.
     »Und wie ich das getan habe! All dieser Unsinn über junge Frauen, denen heute in der RAF erlaubt wird zu fliegen.« Sie schnaubte. »Ein uralter Hut. Ich war ab 1940 Pilotin bei der alten Air Transport Auxiliary. Sie nannten uns nur die Atta­ girls.«
     Asta brachte den Martini und nahm neben ihr Platz. Sie war fasziniert. »Aber was genau haben Sie damals getan?«
     Die alte Dame kostete von dem Drink. »Hervorragend, meine Liebe. Wir haben Kampfflugzeuge zwischen den Fabriken und den RAF-Stützpunkten hin- und hergeflogen, damit die Piloten für die Einsätze frei waren. Ich habe alles geflogen, wir alle haben das. Spitfires und Hurricanes und einmal sogar einen Lancaster-Bomber. Die Bodentruppe auf dem RAF-Stützpunkt, wo ich die Maschine ablieferte, traute ihren Augen nicht, als ich meinen Fliegerhelm abnahm und meine langen Haare zum Vorschein kamen.«
     »Aber alles in allem muß es doch außerordentlich gefährlich gewesen sein«, sagte Hannah.
     »Einmal legte ich eine Bruchlandung in einer Hurricane hin. Sie stellte sich auf den Kopf. Es war nicht meine Schuld, der Motor streikte. Ein anderes Mal brach eine alte GloucesterGladiator, ebenfalls ein Doppeldecker, mitten in der Luft regelrecht auseinander, so daß ich mit dem Fallschirm absprin­ gen mußte.«
     »Mein Gott!« sagte Morgan. »Das ist ja unglaublich!«
     »Oh, es ging hart zu«, sagte sie. »Von den Frauen in meiner Einheit kamen sechzehn ums Leben, aber wir mußten schließ­ lich den Krieg gewinnen, nicht wahr, Brigadier?«
     »Das haben wir auch getan, Lady Katherine.«
     Sie hielt ihr leeres Glas hoch. »Vielleicht ist jemand so nett, mir noch einen zu mixen. Und dann werde ich Sie von meiner Gegenwart erlösen.«
     Asta ging den Drink holen, und Morgan sagte: »Leider möchte Lady Katherine auf das

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