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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Situation dachte, an die Art und Weise, wie sie alle vorgaben, ein unterhaltsames Spiel zu spielen, an die weltläufig freundliche Art und Weise, mit der der Brigadier Nettigkeiten mit einem Mann austauschte, den sie nur wenige Stunden vorher dabei beobachtet hatten, wie er Fergus Munros Leiche beseitigte.
     »Na schön«, sagte er, »ehe wir uns die Finger damit klebrig machen, uns Honig ums Maul zu schmieren, probiere ich meine lieber auf dem Klavier aus, wenn Sie nichts dagegen haben.«
     »Aber ganz im Gegenteil«, sagte Morgan.
     Dillon ging zum Flügel und klappte den Deckel auf. Das Instrument war sehr alt, ein Schiedmayer-Modell, aber der Klang war gut. Er zündete sich eine Zigarette an, klemmte sie sich in den Mundwinkel und spielte ein paar Standards.
     Hannah kam zu ihm herüber, lehnte sich an den Flügel und trank ihren Kaffee. »Sie überraschen mich immer wieder aufs neue, Dillon.«
     »Das ist das Geheimnis meines tödlichen Charmes. Irgend­ welche Wünsche?«
     Asta beobachtete sie mit einem mißbilligenden Stirnrunzeln, und Hannah murmelte: »Das ist wirklich interessant. Ich glaube, sie ist eifersüchtig. Was führen Sie im Schilde, Dil­ lon?«
     »Sie sollten sich für Ihre schlimmen Gedanken schämen«, sagte Dillon zu ihr.
     Hinter ihnen ergriff Morgan das Wort. »Asta hat mir erzählt, Sie hatten eine aufregende Jagd.«
     »Ja«, sagte Ferguson. »Nur als wir einen Königshirsch so nah vor die Flinte bekamen, daß ich ihm in die verdammten Augen schauen konnte, und ihr mein Gewehr reichte, wollte sie nicht abdrücken. Sie sagte, sie könne eine solch wundervolle Kreatur nicht töten.«
     Hannah drehte sich um. »Wie nett von Ihnen«, sagte sie zu Asta.
     »Es war wirklich ein wundervolles Tier«, erklärte Asta mit Nachdruck.
     »Trotzdem eine alberne Einstellung«, beharrte Ferguson.
     »Nein, ich glaube, der Chief Inspector hat nicht ganz un­
    recht«, widersprach Morgan ihm. »Der Hirsch kann sich nicht wehren. Der Stier in der Arena hat immerhin die Chance, den Matador aufs Hörn zu nehmen.«
     Ein kurzes Schweigen trat ein, bis Dillon das Wort ergriff. »Na klar, und Sie sind rangegangen, nicht wahr, alter Junge?«
     »Tja, ich glaube, das habe ich wirklich getan.« Morgan lächelte Hannah an. »Es tut mir so leid, Chief Inspector, das sollte ich doch gar nicht erfahren, oder?«
     »Ach, das würde ich nicht unbedingt sagen«, erwiderte Ferguson.
     »Alles offen heraus, damit wir alle wissen, wo wir stehen«, sagte Dillon.
     »Und danach wünschen wir uns eine gute Nacht und gehen auseinander.« Ferguson erhob sich. »Was immer Sie sonst sein mögen, Morgan, Sie sind auf jeden Fall ein exzellenter Gastge­ ber. Sie müssen mir irgendwann gestatten, mich bei Ihnen zu revanchieren.«
     »Darauf freue ich mich jetzt schon.«
     Marco öffnete die Tür, und sie traten hinaus auf die Treppe. Der Himmel war mit Wolken bedeckt, strahlte aber dennoch ein seltsam schimmerndes Licht ab.
     »Was ist das?« wollte Hannah wissen.
     »Die Aurora borealis«, erklärte Dillon ihr. »Das Nordlicht.«
     »Die schönste Erscheinung, die ich je gesehen habe«, sagte Asta. »Eine geradezu ideale Nacht für eine Spazierfahrt. Sollen wir, Carl?«
     »Asta, sei vernünftig. Es ist schon spät.«
     »Ach, du bist ein richtiger Spielverderber.« Sie wandte sich an Ferguson. »Darf ich mit Ihnen kommen, Brigadier? Ihr Gurkha kann mich ja nach Hause bringen.«
     »Natürlich, meine Liebe, wenn Sie unbedingt wollen.«
     »Ich mache mich schnell fertig.« Sie eilte ins Haus.
     Dillon sagte zu Morgan: »Machen Sie sich keine Sorgen, ich
    bringe sie selbst zurück.«
     »Gerade deshalb mache ich mir Sorgen«, erwiderte Morgan. Asta erschien in einem blauen Nerzmantel.
     »Ich bin bereit.« Sie küßte Morgan auf die Wange. »Es dauert bestimmt nicht lange.« Dann setzte sie sich zu Hannah auf den Rücksitz des Kombiwagens.
     Dillon nahm den Platz hinterm Lenkrad ein, Ferguson gesellte sich zu ihm, und sie fuhren los.

    Die Fahrt am Rand des Sees entlang war auf angenehme Art und Weise gespenstisch. Das Nordlicht spiegelte sich in dem dunklen Wasser wider, so daß es schien, als brenne darin ein seltsames silbernes Feuer.
     »Wunderschön«, sagte Asta. »Ich bin froh, daß ich mitge­ kommen bin.«
     Als sie zum östlichen Ende des Sees gelangten, schaltete Dillon herunter, um durch die Bäume den Berg hochzufahren. Der alte Kombiwagen schaffte den Anstieg ohne Schwierigkei­ ten; sie

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