Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
seiner Leute liegt.«
»Nein, Lord Rebaine hat recht«, erwiderte Losalis nachdenklich. »Wenn Audriss wirklich vorhat, Imphallion zu erobern, muss er Mecepheum einnehmen, ganz gleich, was sonst noch geschieht.«
Corvis nickte. »Ganz genau.«
»Ich fürchte, ich kann euch nicht ganz folgen«, meinte Seilloah.
»Audriss kämpft bereits jetzt einen Zermürbungskrieg«, erklärte Losalis. »Jede Stadt, die er erobert, ganz gleich mit welch geringem Aufwand das für ihn verbunden ist, kostet ihn Kämpfer, und zwar das Leben der Soldaten, die er verliert, und die Köpfe der Garnisonen, die er dort zurücklassen muss. Je näher er Mecepheum kommt, desto besser organisiert wird der Widerstand gegen ihn sein. Selbst wenn Lorum die Gildenmeister noch nicht zur Kooperation zwingen konnte, wird sich das ändern, sobald eine Invasionsarmee vor den Toren der Hauptstadt auftaucht. Das Heer von Imphallion ist nicht sonderlich groß, aber wenn man die Soldaten der einzelnen Lords und der Gilden dazurechnet, ergibt das eine recht beeindruckende Streitmacht.«
Die Hexe nickte, als sie verstand, worauf die beiden Männer hinauswollten. »Das bedeutet also, Audriss kann es sich nicht leisten, hier gegen uns zu kämpfen? Denn selbst wenn er gewinnt, würde er zu viele Männer verlieren, um später noch eine Chance auf den Gesamtsieg zu haben.«
»Ganz recht«, antwortete Corvis. Er blickte erneut nach Osten, wo in der Dunkelheit jetzt nur noch die Lagerfeuer des Feindes zu sehen waren. »Das nennt man ein Patt.«
»Das etwa eine Woche anhält«, setzte Davro hinzu. »Denn spätestens dann fangen sie an, uns mittelgroße Felsen auf die Köpfe zu werfen.«
»Außerdem läuft hier immer noch jemand herum, der unsere Soldaten ermordet«, meinte Seilloah nachdrücklich. »Deshalb können wir es uns nicht leisten, selbstgefällig zu werden.«
»Sehe ich etwa selbstgefällig aus?«, erkundigte Corvis sich finster.
*N EIN *, warf Khanda ein. * N UR HÄSSLICH .*
»Da ist noch etwas«, fuhr der Kriegsfürst fort. »Magie.«
»Wollen wir beide es alleine mit einer Armee aufnehmen?«, erkundigte Seilloah sich sarkastisch.
»Nicht direkt. Aber sag, kannst du den Wald da draußen genauso manipulieren, wie du es im Theaghl-Gohlatch bewerkstelligt hast?«
Losalis gefror zu Eis. »Du bist durch den Theaghl-Gohlatch gegangen?«
»Ich lebe dort«, antwortete Seilloah. »Und ich wäre auch jetzt da, wenn nicht jemand, dessen Namen ich nicht nennen möchte, es höchst passend gefunden hätte, uneingeladen vorbeizukommen.«
»Ich würde das schwerlich passend nennen«, widersprach Corvis.
»Du bist also diese Hexe?«, erkundigte sich der Krieger. »Jene Frau, die jeden tötet, der diesen Forst betritt?«
»Ich weiß nicht, ob ich diese Hexe bin. Ich bin eine Hexe, ja. Und die meisten Leute, die dumm genug sind, freiwillig in den Theaghl-Gohlatch zu spazieren, werden von den Lebewesen dort abgeschlachtet, lange bevor sie auch nur in die Nähe meines kleinen Grundstücks kommen.« Plötzlich beschlich sie ein Verdacht. »Warum fragst du?«
»Es könnte sein, dass du jemanden verspeist hast, den ich kenne.«
»Ich nehme nicht an, dass irgendjemand von euch große Lust hat, über den unmittelbar bevorstehenden Krieg zu sprechen?«, fuhr Davro dazwischen.
»Wirklich, keine schlechte Idee«, erwiderte Corvis gelassen. »Seilloah, du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
»Hm?« Sie dachte kurz nach. »Ach, das. Nicht so gut, leider. Ich bin mit den Bäumen da draußen nicht sonderlich vertraut, wohingegen ich den Theaghl-Gohlatch wie meine Westentasche kenne. Außerdem hat mein Heim eine gewisse … Neigung zur Magie. Aber ich könnte vermutlich einige recht beeindruckende Tricks mit der Flora veranstalten, falls du das wissen wolltest.«
»Genau das meinte ich. Ich möchte, dass irgendwelche Unfälle passieren, während Audriss’ Soldaten Feuerholz sammeln und Bäume fällen. Jede Menge Unfälle. Ich möchte, dass das Holz sich verzieht, während sie damit bauen. Ich möchte, dass Wölfe und Eulen zu dem Schluss kommen, dass diese Soldaten weit besser schmecken als die heimischen Nager.«
»Bescheiden bist du nicht gerade, was? Ich kann das zwar nicht alles bewerkstelligen, aber ich tue, was mir möglich ist. Zumindest kann ich sie ein wenig aufhalten.«
»Selbst die kleinste Hilfe ist wichtig. Und was jetzt …«
*C ORVIS !*
»Ist das wirklich der richtige Moment, Khanda? Ich …«
*E S IST WI CHTIG , DU SCHNATTERNDER P AVIAN
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