Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
rechten Seite der Stirn. Ansonsten jedoch merkte man ihm kaum an, dass seit seinem letzten Besuch in der Stadt beinahe zwei Jahrzehnte verstrichen waren.
    Doch der Meister, den er nun ansah, war ganz gewiss nicht Corvis Rebaine.
    Er war zunächst einmal deutlich kleiner als der Schrecken des Ostens, sogar kleiner als die meisten seiner eigenen Soldaten, denn er maß kaum einen Meter siebzig. Eine fließende schwarze Tunika bedeckte seine Arme, und darunter blitzten Armschienen und ein Kürass hervor, der, so bizarr es auch wirken mochte, aus einem dunklen, spiegelnden Stein zu bestehen schien. Seine schwarze Hose und die Lederstiefel wurden von Schienen aus demselben Material geschützt. Auf die schwarze, steinartige Substanz waren spinnenartige Runen in das Silber eingeätzt. Die Finger des Mannes zierten zahlreiche Ringe, alle aus Silber, bis auf einen, der aus einfachem Zinn gefertigt war und einen grünen Stein hatte. Sie alle steckten auf dünnen Lammlederhandschuhen.
    Darüber trug er einen schweren schwarzen Mantel, der seitlich geschlitzt war, um den Effekt von Bewegung zu erzeugen, wo keine war. Er hatte eine große Kapuze auf, die aber nur zum Teil die vollkommen glatte Maske aus Stein verbergen konnte. Selbst in dem gedämpften Licht der Abenddämmerung sah Valescienn, als er in das Gesicht seines neuen Herren blickte, nur seine eigene dunkle und verzerrte Reflexion.
    »Ich beobachte die Stadt bereits seit einiger Zeit, Mylord«, begann Valescienn.
    Der andere hob die Hand und winkte ungeduldig, und die Ringe an seinen Fingern hinterließen dabei einen schillernden silbernen Bogen. »Erzähl mir von unseren Leuten. Sind sie an ihrem Platz?«
    »Das sind sie. Ich habe sie in der letzten Woche in mehreren kleinen Gruppen nach Denathere geschickt, verkleidet als Gäste, die zu den Feierlichkeiten gekommen sind.« Er grinste grimmig. »Ich denke, etliche von ihnen dürften sich übernommen haben und genauso betrunken sein wie die Bürger, aber die meisten sollten bereitstehen und auf Euer Signal warten.«
    »Das wäre auch besser für sie. Jeder unserer Männer, den wir in diesen Mauern betrunken vorfinden, wird genauso behandelt wie alle anderen Bürger. Ist das klar?«
    Valescienn runzelte die Stirn. »Ja, Mylord. Aber ich frage mich, ob …« Er verstummte, als er merkte, dass sein Meister ihm nicht mehr zuhörte. Stattdessen betrachtete er den Mann, dem zu dienen er sich entschlossen hatte.
    Die dunkel gekleidete Gestalt ging auf und ab. Die silbernen Runen auf der Rüstung, die man durch die Schlitze des Umhangs erkennen konnte, tanzten über seinen Körper. Valescienn wandte rasch den Blick ab. Rebaine war furchteinflößend gewesen, aber Lord Audriss war geradezu verstörend . Er strahlte eine beinahe fieberhafte Macht aus, die allen, die ihm nahe kamen, ihre eigene Minderwertigkeit bewusst machte. Valescienn hatte Rebaine auf die Art und Weise gefürchtet, wie er jeden Menschen fürchtete, der ihm auf dem Schlachtfeld überlegen war, und davon gab es nicht viele. Audriss dagegen flößte ihm eine Angst ein, die bis in die Tiefen seiner Seele reichte, an Stellen, die er bis dahin nicht einmal gekannt hatte. Und das war, mehr als alles andere, der Grund dafür, dass er diesem Mann jetzt diente.
    Audriss drehte sich auf dem Absatz um, und Valescienn bemerkte zum ersten Mal den Dolch, den sein Herr an der linken Seite trug. Ein schwarzer Griff ragte aus einer ebenfalls schwarzen Scheide hervor; kein Wunder, dass die Waffe vor dem Schwarz der Kleidung und des Umhangs kaum zu erkennen war. Aber nachdem Valescienn sie bemerkt hatte, wünschte er, er hätte sie nicht erblickt. Denn so, wie er sich des krummen Dolches bewusst wurde, schien die Klinge auch ihn zu registrieren. Ein Gefühl von bevorstehender Gewalt, eine freudige Erwartung, bemächtigte sich seines Verstandes, kroch in die Risse und Spalten seiner Seele.
    Valescienn keuchte abgehackt und riss den Blick von dem Dolch los. Er wusste sehr genau, was Audriss da am Gürtel trug, denn er erkannte in dieser Waffe den Cousin der Axt, die Rebaine seinerzeit geschwungen hatte. Aber Rebaine hatte selbst mitten in der Schlacht oder während des schlimmsten Gemetzels niemals die ganze Macht des Kholben Shiar freigelassen. Audriss, dessen war Valescienn sich sicher, hegte derlei Bedenken ganz gewiss nicht.
    »Mylord?« Das Schweigen seines Herrn bereitete ihm Unbehagen.
    Der Mann blieb hinter ihm stehen, und Valescienn hätte schwören können, das Rascheln

Weitere Kostenlose Bücher